Vermeintlicher Sprengstoff-Koffer nahe der Bahnhofstraße löst Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr aus

Buxtehude. Die Angst vor möglichen Terroranschlägen und die Funde mysteriöser Gegenstände halten zurzeit nicht nur Großstädte wie Hamburg und Berlin in Atem. Auch im vergleichsweise beschaulichen Buxtehude hat eine vermeintliche Kofferbombe jetzt die Polizei und die Feuerwehr beschäftigt.

Rund 30 Einsatzkräfte der Polizei und der Feuerwehr sperrten am Sonntagnachmittag den Parkplatz hinter dem "Woolworth"-Supermarkt an der Bahnhofstraße ab, weil eine Anwohnerin einen mysteriösen Koffer entdeckt hatte. Nach Angaben von Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeinspektion Stade, handelte es sich dabei um einen Aktenkoffer, an dem mit Klebeband ein Funkgerät befestigt war.

Laut Bohmbach entdeckte die Anwohnerin den Koffer gegen 14.45 Uhr hinter einer Baracke, in der sich unter anderem ihre Garage befindet und die auf dem Gelände des Parkplatzes liegt. Der Koffer habe hinter dem Gebäude im Gras gelegen. Weil der Koffer der Finderin komisch vorkam, habe sie sofort die Polizei verständigt.

"Zunächst haben sich Beamte der Buxtehuder Polizei den Koffer angesehen. Dann haben sie entschieden, das Gelände abzusperren und Sprengstoffexperten zu verständigen", sagt Rainer Bohmbach. Drei Stunden später, gegen 18 Uhr, kamen zwei Entschärfer des Landeskriminalamtes, die den verdächtigen Koffer untersuchten. Diese hätten dann festgestellt, dass es sich nur um eine Attrappe handelte. Der Koffer sei vollkommen leer gewesen.

Zu der genauen Vorgehensweise der Experten will Bohmbach keine Auskunft geben. Auch von dem Koffer und dem Funkgerät, die sich jetzt in Polizeigewahrsam befinden, will die Polizei zurzeit keine Fotos veröffentlichen. Bohmbach sagt aber: "Es handelte sich um einen Aktenkoffer aus Kunstleder in Standardgröße, die Ober- und Unterseite blau. Auf den Deckel war mit rotem Klebeband ein semi-professionelles Handfunkgerät geklebt. Daran war ein Kabel befestigt, das dann in das leere Kofferinnere führte", sagt Bohmbach.

Während des dreistündigen Einsatzes sperrten Beamte aus Buxtehude und aus Stade den Parkplatz und die Zufahrten am Genslerweg und an der Parkstraße ab. 15 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Buxtehude, die von der Polizei verständigt worden war, leistete dabei Amtshilfe. Wie Rainer Bohmbach und Amtsbrandmeister Horst Meyer übereinstimmend berichten, sei die Situation ruhig geblieben, zumal der Parkplatz an dem Sonntag kaum genutzt wurde. "Es sind in den drei Stunden nur vier oder fünf Leute vorbeigekommen. Denen haben wir erklärt, dass ein unbekannter Gegenstand gefunden wurde, der entschärft werden muss. Niemand hat darauf mit Panik reagiert", sagt Rainer Bohmbach.

Bleibt die Frage, was die Bombenattrappe eigentlich hinter der Garage zu suchen hatte. Die Polizei ermittelt jetzt wegen "Vortäuschung einer Straftat", in diesem Zusammenhang werden die Gegenstände untersucht. Eine Spur auf die mögliche Täter gebe es bisher nicht, die Frage nach möglichen Motiven sei "Spekulation". Zu dem Fundort hinter der Garage sagt Bohmbach allerdings: "Der Koffer war nicht so platziert, dass er eine öffentliche Panik auslösen würde. Denn man musste hinter dem Gebäude nachschauen, um ihn zu finden."

Ist der Koffer also möglicherweise nur vorübergehend hinter der Baracke deponiert worden? Sollte er gar nicht auf dem Parkplatz und vielleicht auch nicht in Buxtehude, sondern an anderer Stelle Beunruhigung auslösen? Der Fundort befindet sich nur etwa 200 Meter von der Buxtehuder Bahnstation entfernt. Ein Mittäter hätte den Koffer leicht, etwa am Montagmorgen, dort abholen und etwa in der S-Bahn platzieren können, die direkt zum Hamburger Hauptbahnhof fährt.

Rainer Bohmbach möchte weder diese noch andere mögliche Tatmotive kommentieren. Bestimmte Varianten könne die Polizei allerdings ausschließen: "Die Aktion war sicherlich nicht gegen die Frau gerichtet, hinter deren Garage der Koffer lag. Wir schließen auch aus, dass sich die Sache gegen Woolworth richtete." Wie auch Horst Meyer kann sich Rainer Bohmbach nicht daran erinnern, dass es in Buxtehude bisher einen ähnlichen Fall gab.

Wie auch immer die Tatmotive sein mögen - dem oder den Tätern dürften erhebliche Konsequenzen blühen, wenn sie ermittelt werden. Zum einen werden sie für die Kosten des Polizei- und des Feuerwehreinsatzes zur Rechenschaft gezogen. Diese Kosten betragen laut Rainer Bohmbach mehrere tausend Euro. Zum anderen wartet eine strafrechtliche Verfolgung. Nach Aussage von Kai Thomas Breas, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade, werde die Vortäuschung einer Straftat im "einfachen Fall" mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug bestraft. Wenn jedoch ein Terroranschlag vorgetäuscht wird, kann das Strafmaß bis zu fünf Jahre betragen. In diesem Fall gelte der Paragraf 126 im Strafgesetzbuch zur "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten".