Weil das Jugendzentrum baufällig ist, gibt es den Ferienspaß in der Grundschule Burggraben. Sanierung beginnt im Frühjahr 2013.

Stade. Alica bearbeitet vorsichtig ihr Holzstück mit Schleifpapier. Ihr Türklinkenschild aus Holz ist bereits zu erkennen. Die Achtjährige ist bisher zufrieden mit ihrer Arbeit. Alica hat schon im vergangenen Jahr beim Stader Ferienspaß mitgemacht. Für diesen Sommer sind die Kinder umgezogen, in die Grundschule am Burggraben. Grund war die bis zuletzt unklare Zukunft der Jugendfreizeitstätte "Alter Schlachthof". Für Alica, Anna (10) und Lina (8) war der Umzug in die Ausweichräume kein Problem. "Es macht keinen Unterschied", sagen sie unisono.

Ganz so einfach war es für die Mitarbeiter der Jugendfreizeitstätte nicht. Vor allem der logistische Aufwand war erheblich. "Wir mussten zum Beispiel sämtliche Materialien in die Grundschule bringen und ein Büro einrichten", sagt Stades Stadtjugendpflegerin Christine Boge. Zur Erinnerung: Bereits im April des vergangenen Jahres ist der große Veranstaltungsraum mit Bühne im Jugendzentrum an der Freiburger Straße gesperrt worden. Das Dach drohte einzustürzen.

Eigentlich sollte die Jugendfreizeitstätte 2011 umgebaut und modernisiert werden. Doch als die Bauarbeiter die Lüftungskanäle und die Isolierplatten von der Decke nahmen, stellten sie Schäden an der Holzkonstruktion fest. Der knapp 120 Jahre alte Dachstuhl des 1895 gebauten Schlachthofes, der 1977 zur Jugendfreizeitstätte umfunktioniert wurde, ist nicht mehr standsicher. Seitdem muss das Team der Jugendfreizeitstätte improvisieren. Konzerte, Theaterstücke und alle Veranstaltungen mit mehr als 100 Gästen gibt es vorerst überhaupt nicht mehr.

Die regelmäßigen und beliebten Kiddie- und Teenie-Discos wurden zunächst in ein Zelt auf dem Außengelände verlegt. Das war im Winter dann nicht mehr möglich und der Sportraum wurde genutzt. Das sei zwar nicht optimal, aber machbar, sagt die Stadtjugendpflegerin. Das Kursprogramm ist hingegen nicht betroffen, weil sowohl Holz- als auch Töpferwerkstatt- sowie Sportraum im Stader Jugendzentrum uneingeschränkt nutzbar sind.

Im vergangenen Jahr war der "Alte Schlachthof" auch Hauptveranstaltungsort für den Ferienspaß. Grund für den diesjährigen Umzug in die Grundschule am Burggraben war die bis zuletzt ungeklärte Zukunftssituation. "Wir wussten bei der Planung nicht, ob eventuell schon in den Ferien gebaut wird", sagt Christine Boge. Deshalb suchten sie sich ein Ausweichdomizil. Wie es mit der Jugendfreizeitstätte weitergeht, steht jetzt fest. Die Hansestadt Stade investiert wie berichtet rund 1,5 Millionen Euro, um das alte Gebäude zu sanieren. Die Bauarbeiten werden jetzt ausgeschrieben. Bis zur Vergabe dauert es etwa zweieinhalb Monate.

Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska geht davon aus, dass die Bauarbeiten erst im Frühjahr 2013 beginnen. "Wir müssen vom Dach her anfangen, das geht nicht im Herbst oder Winter", sagt Kraska. Wie lange die Bauarbeiten dauern werden, ist noch völlig unklar. "Wir bauen im Bestand und wissen deshalb nicht, was uns erwartet", sagt Kraska. Unliebsame Überraschungen könnten die Sanierung verzögern.

Die Mitarbeiter der Jugendfreizeitstätte sind zunächst einmal froh, dass die Politik eine Entscheidung zugunsten des "Alten Schlachthofes" getroffen hat. "Wir freuen uns total. Er ist einfach gut geeignet als Jugendfreizeitstätte", sagt Stadtjugendpflegerin Boge. Für sie und ihr Team wird das Gebäude künftig zudem noch besser nutzbar sein. So wird beispielsweise die Bühne verlagert und es wird einen neuen Haupteingang geben. Der bisherige Haupteingang führte direkt durch den Kindergarten, der sich neben dem großen Veranstaltungsraum befindet.

Eine weitere entscheidende Veränderung wird die ebenfalls geplante Einrichtung eines Café-Bereichs sein. Die städtische Kinder- und Jugendarbeit soll neu aufgestellt werden, der "Alte Schlachthof" soll ein integrierter Bestandteil des neuen Konzepts werden. Seit mehreren Jahren gibt es in der Jugendfreizeitstätte nahe der Innenstadt keine offene Jugendarbeit mehr. Diese wurde in die Jugendhäuser Wiepenkathen, Haddorf und Altländer Viertel ausgelagert. Das soll sich jetzt ändern. "Der Schlachthof soll intensiver für offene Jugendarbeit genutzt werden", sagt die Stadtjugendpflegerin.

Der "Alte Schlachthof" sei mit seiner Nutzfläche von circa 1720 Quadratmetern deutlich größer als die Jugendhäuser, besser ausgestattet und liege zentral. "Am weitesten entfernt liegt Bützfleth und der Bus von dort hält bei Kaufland, also fast vor der Tür", sagt Boge. Unter anderem deshalb soll künftig ein kostenloses, offenes Café-Angebot zu festen Zeiten eingeführt werden.

Bislang gibt es für das neue Konzept in der Kinder- und Jugendarbeit nur einen ersten Entwurf. Dass der "Alte Schlachthof" künftig im Mittelpunkt stehen soll, steht bereits fest. Für den "Alten Schlachthof" spricht neben seiner zentralen Lage zudem sein in der gesamten Region hoher Bekanntheitsgrad, auch als Veranstaltungsort für Konzerte. Deshalb soll er erhalten, saniert und umgestaltet werden, was zu weiteren Vorteilen führt. Weil das Jugendzentrum nach dem Umbau übersichtlicher sein wird, können die Mitarbeiter die Räume einfacher überblicken und die Kinder so besser beaufsichtigen. So kann das Personal künftig effizienter eingesetzt werden.

Bis zum 12. August läuft das Stader Ferienspaßprogramm noch an der Grundschule am Burggraben, Neubourgstraße 8. Das Angebot wird immer besser angenommen. In diesem Jahr wurden knapp 720 Kinder für etwa 170 Aktionen angemeldet. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 650 Kinder. Die meisten Eltern haben diesen Umzug bereits verinnerlicht und kommen mit ihren Kindern direkt dorthin. Wer trotzdem noch beim "Alten Schlachthof" erscheint, steht auch hier nicht vor verschlossenen Türen.