Die Wintergerste und der Raps sind größtenteils vom Feld. Die Landwirtschaftskammer rechnet mit einem durchschnittlichen Ertrag.

Stade. Das stabile Hochdruckwetter der vergangenen Woche haben die Landwirte zwischen Lüneburg und Stade für intensive Erntearbeiten genutzt. Die Wintergerste ist laut Andreas Lege von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen weitestgehend abgeerntet worden, auch der Raps ist bereits zu 80 Prozent von den Feldern verschwunden. Die Landwirtschaftskammer rechnet mit einem durchschnittlichen Ertrag.

2011 fiel die Getreideernte in Niedersachsen wegen der ausgeprägten Frühjahrstrockenheit mit etwa fünf Millionen Tonnen so gering aus wie schon lange nicht mehr. Nach ersten Erntestatistiken beläuft sich die Gesamtmenge der Wintergerste auf knapp 780 000 Tonnen - das sind rund 40 000 Tonnen weniger als im ohnehin schwachen Vorjahr. Der Kammer zufolge liege dies am sehr kalten Februar, dessen Fröste viele Getreideflächen nicht überlebt hätten: Rund 17 Prozent der Wintergerste in Niedersachsen musste untergepflügt werden und die Neueinsaaten, überwiegend Sommergetreide, würden nicht dieselben Erträge erbringen wie das im Herbst ausgesäte Wintergetreide. Durch diese Auswinterungsschäden, habe sich die Anbaufläche um 40 000 Hektar auf 116 000 Hektar verringert.

Dennoch nahmen die Mähdrescher Anfang Juli ihre Arbeit auf. Auf sandigen Böden droschen Landwirte die erste Wintergerste, allerdings mussten der Ernteprozess wegen starken Regens untergebrochen werden. Da Getreide möglichst trocken geerntet und eingelagert werden soll, um Schimmelbildung zu vermeiden, warteten die Landwirte auf schönes Wetter, um die Erntearbeit ohne Qualitätseinbuße wieder aufzunehmen. Landwirtschaftskammersprecher Andreas Lege erklärt die Gefahr einer Nässeperiode: "Bei zu viel Niederschlag können Ähren und Halme abknicken und in sich zusammenbrechen." Das Korn sei für die Ernte verloren.

Obwohl es hier regionale Unterschiede gibt, ist der Regen im Juni und Juli dem Getreide überwiegend doch noch gut bekommen. "Bedingt durch das feuchte Wetter haben sich die Erwartungen bei Qualität und Ertrag des Getreides erhöht", sagt Ulrich Peper, Leiter der Buchholzer Außenstelle der Landwirtschaftskammer. Der Harburger Kreislandwirt Willy Isermann bestätigt dies: "Mit Auswinterungsschäden muss man immer rechnen. Die Erträge in unserem Betrieb sind mit sieben bis acht Tonnen pro Hektar aber gut ausgefallen." Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Mähdruschfrüchte liegt bei Willy Isermann im grünen Bereich. Die Wintergerste vom Kreislandwirt wurde mit einem Wassergehalt von 13 Prozent eingefahren, ein Prozentpunkt unter dem zulässigen Maximalwert von 14 Prozent.

Nach der abgeschlossenen Gerstenernte haben Betriebe ihre Mähdrescher jetzt zur Rapsernte umgerüstet. Die Witterungsverhältnisse waren für die Ölfrucht laut Agrarexperte Ulrich Peper vorteilhaft, bisher konnte überwiegend trockene Ware eingelagert werden.