Der Ahlerstedter möbelt alte Wohnwagen auf und verkauft sie nach ganz Europa. Die Aufarbeitung der Caravans dauert bis zu sechs Wochen.

Ahlerstedt. Gemütlich schaut er aus. Ein Rauschebart, lange Haare, das Hemd ist nicht in die Hose gestopft, sympathisch wirken die blauen Augen. So sympathisch wie das, womit Peter Borchers handelt. Kult-Caravans sind sein Lebensinhalt. Kleine knuffige Wohnwagen, Wanderniere oder Ü-Ei im Volksmund genannt. Aus den 60er- und 70er-Jahren sind einige Modelle, die er mit seinem Team sucht, findet, aufmöbelt und wieder verkauft. Nicht wenige dieser Wohnwagen sind jetzt während der Sommerferien in ganz Europa unterwegs.

"Es gibt nur wenige Händler, die solche Kult-Caravans in Europa anbieten. Diese Caravans sind schon etwas spezielles. Und daher kommen unsere Kunden inzwischen auch aus ganz Europa", sagt Borchers. Schweden und Italiener gehören ebenso zum Kundenkreis des Ahlerstedters wie etliche Bundesbürger, die dem Charme alter Wohnwagen erlegen sind oder denen ein moderner Wohnwagen schlicht zu groß ist, sowohl zum Unterstellen als auch zum Ziehen mit dem Auto. Borchers kennt genügend solcher Fälle.

"Ich hatte einen Kunden, der wurde bei den großen Wohnwagenhändlern ausgelacht, weil er an einen Mercedes SLK einen Wohnwagen anhängen wollte. Zum einen ist ein SLK mit Anhängerkupplung ungewöhnlich, zum zweiten kann der keinen großen schweren Anhänger ziehen", sagt der 49-Jährige. Der Mercedesfahrer kam zu ihm und fand, wonach er suchte: Einen kleinen, leichten Wohnwagen, mit dem er glücklich in den Urlaub fahren konnte. Der Kunde war zufrieden, Borchers auch, da er einen seiner liebevoll aufgemöbelten Caravans in guten Händen wusste.

+++ Camper bevorzugen Norddeutschland +++

Dass Borchers überhaupt mit gebrauchten Wohnwagen handelt, ist ein wenig Zufall aber auch ein wenig Vorsehung, denn bis vor etwa vier Jahren handelte er noch mit Trikes im wenige Kilometer entfernten Hollenbeck. Doch der Handel und das Vermieten der edlen motorisierten Dreiräder - einige Exemplare kosten bis zu 40 000 Euro - wurde ihm auf Dauer zu kostspielig. "Die Trikes wurden von Jahr zu Jahr teurer und komplizierter. Für die Wartung wären zusätzliche, teure Schulungen notwendig gewesen. Dafür ist die Kundschaft aber zu gering, als dass sich das lohnt", sagt Borchers. Also wechselte er zum Handel mit Wohnwagen, seiner nicht ganz so heimlichen Passion. Denn schon in seiner Kindheit ist er mit seinen Eltern im Wohnwagen in den Urlaub gefahren, die Droge Caravan hat ihn seither nicht mehr losgelassen.

Selbst an seine Trikes koppelte Borchers einen Wohnwagen, um damit nach Holland an die Nordsee zu fahren. Der Wohnwagen damals: Ein 1962er Eriba Puck. Fast 600 Kilometer sei er bis nach Ulm gefahren, um die Wanderniere zu begutachten und zu kaufen, erzählt Borschers. In Kleinarbeit hat er den Puck hergerichtet und überall, wo er damit auftauchte, wurde der kleine Puck bestaunt. "Die Leute sagten, wo gibt es denn so etwas, das will ich auch haben", sagt Borchers. "Und dann habe ich angefangen, gezielt mit gebrauchten kleinen Wohnwagen zu handeln." Im Lauf der Jahre wurde der Wohnwagenhandel immer wichtiger, sodass ihm der Abschied von den Trikes nicht sonderlich schwer fiel.

Seinen Handel betreibt er nur nach Terminvereinbarung. Das aus gutem Grund, denn die Suche nach gut erhaltenen gebrauchten Caravans ist nicht leicht. "Man muss ständig suchen. Morgens schaue ich erst einmal im Internet, was von privat angeboten wird." Dann wird die Reiseroute geplant. 300 bis 800 Kilometer seien bei diesen Geschäftsreisen keine Seltenheit. Doch nicht alles, was Borchers sieht, lässt sich auch verkaufen. "Wir machen eine intensive Reinigung, tauschen hier und dort etwas aus, doch wenn die Wagen zu kaputt sind, dann lassen wir die Finger davon." Der Handel muss sich rentieren, schließlich muss er seinen Lebensunterhalt mit dem Caravan-Handel bestreiten. Und daher müsse genau abgewogen werden, welche Arbeiten sinnvoll sind und welche nicht. Elektrik und Gasleitungen müssen geprüft werden, wie ist der Zustand des Hubdaches und der der Achse?

Zwischen einer und sechs Wochen Arbeit seien für die Aufbereitung der Kleinwohnwagen und Hubdachwagen notwendig, bevor sie den Besitzer wechseln. Wenn etwas ausgetauscht werden muss, dann möglichst mit Originalteilen. Diese zeitintensive Arbeit müsse auch bezahlt werden, sagt Borchers. So verwundert es nicht, dass ein alter Caravan zwischen 3000 und 12 000 Euro kostet - je nach Zustand und Modell.

"Unsere Kunden wissen den Aufwand meist zu schätzen", sagt Borchers. Schließlich sei ein solcher Caravan eine Anschaffung fürs Leben. Moderne Caravans, so erzählt der Wohnwagen-Kenner, seien ihm zu schlecht verarbeitet. Sie würden zudem am Markt vorbei entwickelt. Turing-Käufer würden nicht nach Schick sondern Praxistauglichkeit wählen. Größer, breiter, schwerer werden die Wohnwagen, während die Autos der Kunden zugleich kleiner würden. Das Ergebnis: Viele Autofahrer finden keinen Wohnwagen, den ihr Auto ziehen kann und darf. "Das ist natürlich mein Glück", sagt der Ahlerstedter und erzählt von einem Kunden aus Italien, der mit einem kleinen Mini-Cooper nach Dänemark fuhr und auf dem Rückweg bei ihm einen Wohnwagen abholte. "Das sah putzig aus. Der Wohnwagen war recht groß, der Mini war natürlich winzig." Dennoch: Das Gespann fuhr ab in Richtung Alpen.

Der Italiener habe ihm später einen Dankesbrief geschickt und darin von den ersten Erlebnissen mit dem neuen Gefährt berichtet: Direkt an der Grenze nach Italien wurde der Mann demnach von den Carabinieri gestoppt. "Ich dachte, ich hätte beim Ausliefern des Wagens etwas falsch gemacht, sodass der Mann Ärger bekommt", sagt Peter Borchers und lacht. "Aber nein, die Carabinieri fanden den kleinen Wagen mit dem großen Wohnwagen hinten dran so putzig, dass sie ihn angehalten haben, um Erinnerungsfotos zu machen."