Hand aufs Herz für eine ehrliche Antwort: Wenn der Arzt eine Spritze geben muss und wir wählen können, ob in den Hals oder in den Po, ist die Entscheidung sicher klar. Kaum jemand wird gern den Hals anbieten.

Die Pferde, denen man einen Chip in den Hals setzt, haben diese Wahl nicht. Allerdings würde der Arzt ihnen auch eine andere Frage stellen: Spritze oder Brandeisen?

Wie auch immer: Das Chippen ist die riskantere Methode zur Kennzeichnung von Tieren. Ein Fremdkörper, der schmerzhafte Entzündungen und Abszesse auslösen kann, ist also nicht die beste Erfindung der EU-Politiker. Denn der Brüsseler Regelungseifer bringt den Pferden mehr Risiken als Vorteile.

Wer will es den Züchtern - ganz gleich, welche Rasse sie züchten - ankreiden, dass sie in seit Jahrhunderten bewährte Brandzeichen mehr Vertrauen haben als in eine neue und aus ihrer Sicht noch unausgereifte Chipkennung, die nicht einmal international zuverlässig lesbar ist?

Wer die Heißbrand-Prozedur selbst gesehen hat, der muss zugeben, dass die Schrecksekunde für das Fohlen offenbar kurz ist und - wie das Verhalten des Jungtieres danach zeigt - ohne gefährliche Nachwehen. Tierschutz ist ein unverzichtbares Engagement für geschundene Kreaturen. Deshalb sollten Politiker und Tierschützer alle Argumente ohne Vorurteile prüfen und sich vor allem den Schenkelbrand in der Praxis genau ansehen.