Media Cormesto klang vielen Chefs offenbar zu ausländisch, sie fand keine Stelle. Ein Projekt hilft Migrantinnen im Kampf gegen Vorurteile.

Stade. "Mein Name klingt zwar ausländisch, ich sehe auch aus wie eine Ausländerin. Aber ich habe einen deutschen Pass." Dieser Satz in ihrem Bewerbungsschreiben habe ihr nach vielen erfolglosen Versuchen endlich zum Durchbruch verholfen, erzählt Media Cormesto. Zum ersten Mal wurde sie daraufhin zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Im August beginnt die 17 Jahre alte Staderin jetzt ihre Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin. Danach wolle sie ihr Abitur machen und vielleicht Jura studieren, sagt sie. "Mein Traum war eigentlich, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen, aber ich habe gemerkt, dass Jura mir besser gefallen könnte", sagt Media Cormesto, die im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern ihre Heimat Syrien verließ und nach Stade kam.

+++ Kommentar: Reduziert auf die Herkunft +++

Medias Deutsch ist ausgezeichnet. Ihre Freunde, so berichtet die junge Frau, seien fast nur Deutsche. Auch wenn Stade ihre Heimat ist, Media hatte dasselbe Problem wie viele Migrantinnen in ihrem Alter. "Wir schicken unsere Bewerbungen los und bekommen nicht mal die Chance auf ein Bewerbungsgespräch, weil wir ausländische Namen haben, und weil die Chefs auf unseren Fotos sehen, dass wir ausländisch aussehen. Das ist sehr unfair. Denn nur weil wir Ausländer sind, heißt das noch lange nicht, dass wir nichts können", sagt Media Cormesto. Die Migrantinnen stoßen bei ihren Bemühungen, einen Ausbildungsplatz zu finden, bei potenziellen Arbeitgebern auf eine Mauer aus Ablehnung und Vorurteilen.

+++ Trainings-Angebote +++

Auf die Idee, genau dieses Problem in ihrem Bewerbungsschreiben beim Namen zu nennen, wurde Media in einem Projekt des Landkreises Stade gebracht, an dem sie, gemeinsam mit anderen Migrantinnen ihres Alters, teilgenommen hat. Media Cormesto: "Es war klasse. Wir haben dort gelernt, selbstbewusster zu sein. Und wir haben gemerkt, dass wir genauso viel können wie ausländische Jungen und deutsche Jugendliche in unserem Alter." Und Media hat während des mehrmonatigen Projekts auch gemerkt, dass es außer Altenpflege auch andere interessante Berufe gibt.

Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, Anne Behrends, legt jetzt ein weiteres Programm für Migrantinnen auf, die die Schule beendet haben. "Wir gestalten Zukunft" heißt das neue Projekt, das mit Landesmitteln finanziert wird. Es soll junge Migrantinnen selbstbewusst gegenüber Vorurteilen, die ihnen entgegengebracht werden, machen. Es soll ihnen Mut machen, Berufswünsche zu hinterfragen und offen für Alternativen zu sein. In dem Projekt, das am 4. September mit einer Auftaktveranstaltung beginnt, bekommen die Teilnehmerinnen auch praktische Hilfe zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen oder bei der Suche nach Praktika. Wie bei dem jüngsten Projekt, an dem Media Cormesto im vergangenen Jahr teilgenommen hat, arbeiten die Stader Agentur für Arbeit, die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und das Berufsbildungswerk mit.

"Die meisten Migrantinnen wollen im Büro oder mit Kindern arbeiten. Uns geht es in dem Projekt darum, für sie das Berufsspektrum zu erweitern. Stärken und Schwächen sollen ermittelt werden, um dann gemeinsam nach Alternativen zu suchen", sagt Gaby Siedentopf von der Awo Migrations- und Integrationsberatungsstelle Stade. Armin Hilse, Berufsberater der Agentur für Arbeit in Stade, bestätigt Medias Erfahrungen. "Aus Sicht der Agentur haben ausländische Jugendliche, insbesondere die jungen Frauen, weitaus mehr Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen als ihre deutschen Altersgenossen. Das beobachten wir tagtäglich. Wenn die Migrantinnen dann auch noch nicht besonders gute Noten in ihren Abschlusszeugnissen haben, sind sie praktisch chancenlos gegenüber deutschen Mitbewerbern", sagt Hilse.

Die jungen Schulabgängerinnen werden gecoacht. "Wir übernehmen den Part, bei den jungen Frauen Defizite auszugleichen, die sich im Laufe ihrer Schulkarriere aufgebaut haben, und unterstützen sie dabei, gute Bewerbungsunterlagen zu schreiben", sagt Diethart Benninghoven, ehrenamtlicher Qualifizierungshelfer des Berufsbildungswerks. Auch ein gemeinsames Fotoshooting für die Bewerbungsmappe ist Teil des Projektes. Behrends: "Ich habe bei dieser Landesförderung den Fokus auf junge Migrantinnen gelegt, weil sie doch mehr Schwierigkeiten als junge Migranten haben, was nicht zuletzt an der Rolle der Mädchen liegt, die sie meist zu Hause haben. Ihnen wird meist schon im Elternhaus weniger zugetraut, als den Jungs." Auch wenn das Projekt nur drei oder vier Migrantinnen helfe, sei das ein großer Erfolg.