Bau gilt als Schandfleck. Die Stadt will mit Änderung des Bebauungsplanes die Inhaberin des Hertie-Kaufhauses zum Handeln zwingen.

Stade. Die Verwaltung der Hansestadt Stade will Bewegung in die festgefahrene Situation um das Hertie-Haus in der Innenstadt bringen. Mit einem "Aufstellungsbeschluss für eine Änderung des geltenden Bebauungsplanes" sollen die Entwicklungsmöglichkeiten der Dawny Day, der international agierenden Finanzgruppe gehört die Immobilie in Stade, eingeschränkt werden. Ziel ist es, eine für den Eigentümer wirtschaftlich interessante Entwicklung der Fläche geradezu unmöglich zu machen. "Wir wollen mit diesem Aufstellungsbeschluss der Inhaberin deutlich machen, dass wir auf der Fläche etwas ändern wollen. Die Stadt kann mit diesem Aufstellungsbeschluss beispielsweise Veränderungssperren einsetzen, oder sie kann Baugesuche zurück stellen", erklärt Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms. Kurz: Die Stadt kann mit diesem planerischen Instrument die Dawny Day für mehrere Jahre blockieren.

Die Hansestadt steht nicht allein mit dem Hertie-Problem da. Auch in der westfälischen Stadt Gronau wurde vor mehr als drei Jahren eine Hertie-Filiale geschlossen. Auch hier ist das Gebäude schließlich in das Eigentum der Finanzgruppe Dawny Day übergegangen. In Gronau standen, wie in Stade, bereits mehrere Investoren vor der Tür der Finanzgruppe und wollten die Kaufhausbrache der Dawny Day abkaufen, ohne Erfolg. Genau wie die Hansestadt wird die westfälische Stadt durch diese Blockadehaltung der Finanzgruppe in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung gebremst.

Deshalb hat der Gronauer Stadtrat jetzt aus der Fläche kurzerhand ein Sanierungsgebiet gemacht. Das gibt der Stadt die Möglichkeit, die Immobilie abzureißen, wenn der Eigentümer nicht in einem bestimmt Zeitrahmen handelt, also verkauft oder abreißt. Aus dem Filetstück in der Stader Innenstadt ein Sanierungsgebiet zu machen, war zwar angedacht, aber dann wieder verworfen worden. Schröder-Doms: "Ich sehe wenig Chancen, dass wir in Stade die Fläche zum Sanierungsgebiet erklären können, weil die Fläche schon einmal Sanierungsgebiet war. Für eine zweite Ausweisung bräuchten wir sehr gewichtige Gründe." Schon der erste Bebauungsplan, der auf den Bau der Hertie-Filiale vor Jahrzehnten zurecht geschnitten war, basierte auf einer Ausweisung als Sanierungsgebiet. Alte baufällige Häuser mussten damals dem Hertie-Kaufhaus weichen.

Jetzt will Schröder-Doms den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt des Stader Stadtrates einen ersten Entwurf für den Aufstellungsbeschluss "Kerngebietsentwicklung am Zeughaus" vorlegen. "Politik und Stadt erwarten von uns, dass wir aktiv werden und den Hebel ansetzen, um diese Situation um Hertie zu ändern", so der Stadtbaurat der Hansestadt. In der Vorlage, die im Ausschuss in der öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 19. Juli, zum ersten Mal von der Politik beraten werden wird, heißt es: "Das Erscheinungsbild eines sichtbar leer stehenden Kaufhauses, das baualterlich bedingte, bauliche Mängel aufweist, und auch noch durch Vandalismus und notdürftiges Ersetzen eingeschlagener Scheiben mit Holztafeln einen deutlichen Instandhaltungsrückstand zeigt, belastet unmittelbar den öffentlichen Raum und die benachbarten Lauflagen im Stadtzentrum."

Und weiter heißt es: "Es wird nicht mehr erwartet, dass ein Kaufhaus klassischer Prägung mit den bisher zulässigen Verkaufsflächen von etwa 6500 Quadratmetern in den vier Geschossen an dieser Stelle erneut in Betrieb gehen wird." Dies, so die Verwaltung, rechtfertige die Änderung des Bebauungsplanes. Auch vom ebenso desolaten Parkhaus sei nicht zu erwarten, dass es jemals wieder benutzbar gemacht werde. "Es kann nicht schaden, wenn wir endlich Druck auf die Dawny Day ausüben im Rahmen unserer Möglichkeiten, denn so kann es nicht weiter gehen", sagt der SPD-Fraktionschef im Stader Stadtrat, Kai Holm. Oliver Grundmann, CDU-Ratsherr im Stadtrat, sieht diese Strategie auch als möglichen Ausweg aus der jahrelangen Misere, hofft aber, dass "man nicht so viele Jahre abwarten muss, bis etwas passiert in der Innenstadt". Die Hertie-Ruine, so Grundmann, sei nicht nur ein Schandfleck für die Innenstadt, sondern auch "eine Abflachung der Attraktivität der Innenstadt. Hertie war mal unser Magnet, aber solche Kaufhäuser haben sich inzwischen überholt". Vor dem Hintergrund müsse hier Neues geplant werden, so der CDU-Politiker.

Wie viele seiner Kollegen im Stadtrat, spricht sich auch Grundmann für einen schnellen Abriss aus, um "Platz für etwas Neues und Interessantes in Stades bester Lage bauen zu können".

Mit dem Aufstellungsbeschluss hätte die Stadt nun endlich die Möglichkeit, die Dawny Day unter Druck zu setzen. Dazu muss der Ausschuss dem Rat empfehlen, diesen Weg zu gehen, den Schröder-Doms vorschlägt.