Mit seiner neuen Ausstellung präsentiert Künstler seine farbenfrohen Werke gleich an vier Orten in Buxtehude. Über 130 Austellungsstücke.

Buxtehude. Der Sommer ist in Buxtehude ganz in der Hand des Künstlers Otmar Alt. Unter dem Motto "Ein Otmar Alt Sommer" sind seine Werke ab sofort an vier über die Stadt verteilten Orten zu sehen. Im Kulturforum am Hafen, im Buxtehude Museum, im Marschtorzwinger und in der St.-Petri-Kirche präsentiert sich der in Hamm lebende Künstler noch bis zum 2. September.

"Ich fand die Idee zu dieser Ausstellung wunderbar", sagt der 72-Jährige. "Sie stammt noch von Sibylle Bruns-Decker." Die Fachgruppenleiterin für Kultur und Tourismus ist im vergangenen Jahr verstorben, die umfangreiche Ausstellung ist ihr letztes Projekt.

"Wir kannten uns über viele Jahre", sagt Alt, der bereits zwei Mal in Buxtehude ausgestellt hat. "Es war eine sehr herzliche und freundschaftliche Beziehung und ich habe sie sehr verehrt, weil sie mich irgendwie an meine Tante Grete erinnerte. Vor 20 Jahren ist sie hier mit Rollerblades durch die Gegend geschossen, das war schon sehr imponierend. Vor allem aber ist es toll, wie sie sich für die Kultur in dieser Stadt eingesetzt hat."

Mehr als 130 Ausstellungsstücke sind während des "Otmar Alt Sommers" zu sehen. Sie umfassen zwar nicht alle Stationen seiner mittlerweile 45 Jahre dauernden Karriere, vermitteln aber doch einen guten Eindruck von seinem vielseitigen Schaffen. Die Werke stammen alle aus dem Besitz der von Otmar Alt gegründeten, nach ihm benannten Stiftung und wurden von deren Kurator zusammengestellt. Im Kulturforum am Hafen erwarten die Besucher großformatige Malereien und Grafiken. Das Buxtehude Museum stellt Skulpturen aus, im Marschtorzwinger sind Glasskulpturen, Unikate sowie Kostüme zu sehen, die Alt für Theaterproduktionen gestaltet hat. Und in der St.-Petri-Kirche steht ein großes Triptychon.

Letzteres ist für Alt so etwas wie das Herzstück der Ausstellung. Ursprünglich hatte er es für eine katholische Gemeinde in Friedrichstadt angefertigt. "Aus mehreren Gründen hat das nicht funktioniert, aber trotzdem wollte ich es für mich allein fertigstellen. Ich habe es dann meiner Stiftung geschenkt und die Buxtehuder wollten es nun zeigen." Das Triptychon ist in Buxtehude zum ersten Mal öffentlich zu sehen. "Das ist für mich ein sehr erhebendes Erlebnis", sagt der Künstler. "Zumal es bei der Eröffnung sehr gut funktioniert hat. Es hat die Leute berührt, und darum geht es ja bei Kunst. Nicht um den materiellen Wert, sondern darum, dass man beim Betrachten etwas erlebt und empfindet."

Natürlich ist das Triptychon ebenso farbenfroh wie alle anderen Werke von Otmar Alt. "Früher haben die Leute über mich oft gesagt, ich sei ein Kindermaler. Aber was ist das schon, ein Kindermaler?" Kindlich und naiv seien seine Bilder nur auf den ersten Blick. "Dass meine Bilder keine zweite Ebene haben, ist ein Irrglaube einiger Kritiker", sagt Alt. "Wer sich intensiver mit den Bildern auseinandersetzt, stellt fest, dass da viel versteckte Ironie und Eigenwilligkeit ist und die Bilder nicht nur eine positive Situation zeigen."

Über die Jahre hat Otmar Alt sich so eine unverwechselbare Bildsprache angeeignet. Besonders gerne zeichnet er nach wie vor Tiere. "Ich habe mein Leben lang mit Tieren zusammengelebt", sagt er. "Beziehungen zwischen Menschen können manchmal kompliziert sein. Aber wir können aus dem Sozialverhalten der Tiere meiner Meinung nach viel lernen. Gewisse Dinge habe ich diesbezüglich versucht, bildhaft umzusetzen."

Übrigens ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, schon mal einen Otmar Alt gesehen zu haben - wenn auch vielleicht nicht unbedingt bewusst. Die Tierskulpturen des Künstlers zum Beispiel stehen häufig in städtischen Parks und Anlagen, so wie die "Katze mit Bügel" auf dem Ostviver in Buxtehude. In Münster zieren seine Bilder sogar einen Imbissstand.

Darüber hinaus gestaltete Otmar Alt über die Jahre auch immer wieder ganz alltägliche Gebrauchsgegenstände, zum Beispiel Telefonkarten, Kinderspielzeug wie ein Bobbycar, T-Shirts oder auch Regenschirme. "Ich war einfach immer neugierig und wollte neue Sachen ausprobieren."

Deswegen hat Alt auch 30 Jahre lang Geschirr und Glasfiguren für die Firma Rosenthal gestaltet. Dass andere Künstler das früher verurteilt haben, war ihm stets egal. "Ich fand es interessant und habe dabei viel gelernt. Außerdem, wer bestimmt überhaupt, was Kunst ist und was nicht? Dass Kunst teuer sein muss, ist ein Missverständnis unserer Gesellschaft." Ihm war es stets wichtig, dass seine Kunst erreichbar ist. "Ich habe bei meinen Ausstellungen nicht dieses gigantische Denken", sagt Alt. "Meine Kunst hat einen gewissen sozialen Aspekt. Ich will sie nicht nur für eine abgehobene Schicht macht, sondern auch für Menschen wie dich und mich."

Oft malt Alt deshalb mit Kindern, besucht Hospize und engagiert sich für Charity-Veranstaltungen. Auch für Buxtehude hat der Träger des Bundesverdienstkreuzes eine Aktion mit Kindern geplant. Für den 1. September lädt er zu einem Workshop in den Marschtorzwinger. "Schon bei der Eröffnung waren ein paar Schulkinder, die sich mit meinem Werk auseinandergesetzt haben", erzählt Alt. "Ich fand das ganz toll und will es unbedingt unterstützen. Wir planen deshalb noch während meiner Ausstellung hier in Buxtehude eine Ausstellung mit Bildern von Kindern zu machen, die sich mit Otmar Alt beschäftigt haben."

Die Ideen gehen dem 72-Jährigen noch lange nicht aus. Derzeit arbeitet Otmar Alt an der Gestaltung für einen Freizeitpark für Kinder in Kraichgau. Rente, das kommt für ihn also nicht in Frage? "Was meinen Sie mit Rente?", grinst er. "Wir Künstler fallen einfach irgendwann in den Farbeimer, und das ist auch gut so."