Bei der Bildungskonferenz des Kreises ging es um Schulabbrecher, Förderprojekte und Fachkräftemangel. Konzept für lernschwache Schüler.

Stade. Fünf Prozent aller Jugendlichen im Landkreis Stade verlassen die Schule ohne Abschluss. Und etwa 17 Prozent der Kinder im Kreis, die in den Kindergarten kommen, haben Sprachdefizite oder Sprachstörungen. Das sind zwei der Ergebnisse, zu denen der erste Bildungsbericht des Landkreises Stade kommt.

Anlässlich der bislang größten Bildungskonferenz in Stade stellten Landrat Michael Roesberg (parteilos) und Dr. Frauke Ilse, als Leiterin des Stader Bildungsbüros war sie federführend an der Ausarbeitung des für den Kreis so wichtigen Berichtes beteiligt, die Ergebnisse vor. Insgesamt, so Roesberg, zeige der Bildungsbericht, dass der Landkreis in Sachen Bildung gut aufgestellt sei. "Auch wenn wir mit fünf Prozent Schulabbrechern im Landesdurchschnitt noch relativ gut aussehen, in anderen Regionen sind es zwölf bis 14 Prozent, müssen wir hier einhaken und etwas tun", sagte Roesberg.

Knapp 200 Teilnehmer aus Schulen, der frühkindlichen Bildung und der Erwachsenenbildung, aber auch aus Wirtschaft und Politik beteiligten sich an der Konferenz in der Berufsbildenden Schule (BBS) in Stade. Drei große Themen standen zur Debatte: "Sprache, Schlüssel für Bildung", "Einfluss der Eltern auf die Bildungsbiografie" und "Schule und Arbeitswelt".

"Der Querschnitt der Teilnehmer ist ein gutes Signal", sagte Frauke Ilse. "Er zeigt, dass unser Weg, stärker zusammenzuarbeiten, von vielen Akteuren mitgetragen wird." Die Teilnehmer diskutierten in verschiedenen Foren. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit dem Stader Bildungsbüro zu verbessern.

Denn das spielt eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Defizite, die der Bildungsbericht aufgezeigt hat. Vor zwei Jahren wurde das Büro in der Kreisverwaltung eingerichtet, unter anderem um den Bildungsbericht zu erarbeiten. Außerdem bündelt und vernetzt das Büro Einrichtungen, Institutionen und einzelne Akteure im Bildungsbereich, um gemeinsam die Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Kreis zu verbessern. Gefördert wird die Arbeit aus dem Bundesprogramm "Lernen vor Ort".

Roesberg konnte auf der Bildungskonferenz verkünden, dass der Kreis Stade aller Voraussicht nach auch für eine zweite Förderperiode Geld aus Berlin bekommt und damit die Arbeit des Bildungsbüros weitergehen könne. "Die Jury, die über die Vergabe des Fördergeldes entscheidet, hat uns signalisiert, dass unsere bisherige Arbeit sehr gut war und wir auch weiter gute Chancen haben, zu den 36 ausgewählten Bildungsregionen bundesweit zu gehören", sagte der Landrat.

Ein bisheriger Schwerpunkt der Arbeit des Bildungsbüros war die Konzipierung eines Projektes an Grundschulen im Kreis, mit dem Kinder für die naturwissenschaftlichen Fächer begeistert werden sollen. Es wurden Workshops für Schüler an den zwei Hochschulen im Kreis und Bildungsbüros in einigen Gemeinden eingerichtet.

Das Bildungsbüro erarbeitet zudem ein Konzept für Schüler mit Lernschwächen. In dem Theaterprojekt lernen die Schüler, Selbstvertrauen und eigene Kompetenzen zu entwickeln. Inzwischen wurde im Landkreis Stade auch ein Fachbeirat gegründet, der sich unter anderem mit Berufsorientierung, Einbindung von Unternehmen und der Zusammenarbeit von allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen beschäftigt.

"Wir wollen heute eine Zwischenbilanz des Projektes ziehen. Die Ergebnisse aus dem Bildungsbericht waren für uns der Anlass, in der Bildungskonferenz noch einmal alle Akteure ins Boot zu holen, um gemeinsam über den Bericht zu diskutieren, Handlungsfelder zu erarbeiten und mit den einzelnen Institutionen näher ins Gespräch zu kommen. Wir wollen gemeinsam überlegen, was wir tun müssen, um unsere Bildungsqualität im Landkreis zu erhöhen", sagte Frauke Ilse.

Für die nächste Phase der Förderperiode ist unter anderem geplant, ein regionales Konzept für die Sprachbildung zu erarbeiten und außerschulische Lernorte zu schaffen. "Wir werden gemeinsam mit der BBS eine Bildungsverlaufsstudie erarbeiten. Diese Studie soll uns Klarheit darüber geben, wo die Jugendlichen herkommen und wohin sie nach der Schule oder Ausbildung gehen", sagte Ilse.

"Wir wollen Bock auf Bildung machen", sagte Michael Roesberg. Der sich abzeichnende Fachkräftemangel bleibe ein klarer Schwerpunkt ihrer Arbeit, so Ilse. Sie sehe die Bildungskonferenz zum einen als Austausch aller Beteiligten, zum anderen werde hier die zweite Phase der Arbeit des Bildungsbüros eingeläutet. Die Ergebnisse aus den Diskussionsforen böten dafür eine Basis und ein Startsignal zugleich.

In einem Jahr, kündigte Frauke Ilse an, werde es einen zweiten Bildungsbericht und auch eine zweite Bildungskonferenz geben. So könne kontinuierlich daran gearbeitet werden, die Bildungsqualität im Landkreis Stade zu verbessern.