Er ist ideal für alle Hobbygärtner: Der Fenchel ist ein Gemüse, das nicht jedem schmeckt. Doch sehr gesund und vielfältig ist es allemal.

Buxtehude. Dieses Gemüse mag nicht jeder: Fenchel. Die Einen lieben seinen anisartigen Geschmack, die Anderen finden die würzige Frische störend. Dabei ist der Fenchel ideal für Hobbygärtner. Anspruchslos, wie er ist, verlangt er nur nach Wärme und regelmäßig Wasser.

Eigentlich ist der Doldenblütler im Mittelmeergebiet und in Vorderasien zuhause. Nach Mitteleuropa brachten ihn die Römer. Dort war er lange eine typische Klosterpflanze, man schätzte seine positive Wirkung auf die Gesundheit und gegen Aber- und Irrglauben jeder Art. Erst im 19. Jahrhundert schafften es italienische Gemüsegärtner, den noch heute bekannten Knollenfenchel zu züchten. Prompt wurde die ehemalige Heilpflanze in die italienische Küche integriert. Erst ab den 60er-Jahren wurde das Gemüse auch in Deutschland bekannt. Trotzdem ist der Fenchel noch immer ein Nischengemüse.

+++ Sie schätzen die Gemütlichkeit +++

Das bestätigt auch Thomas Cohrs. Der 51-Jährige verkauft Fenchel auf dem Wochenmarkt in Buxtehude. "Wir haben Fenchel eine Zeit lang auf hundert Quadratmetern angebaut. Inzwischen kaufen wir ihn jedoch zu", sagt er. Die Jungpflanzen kommen im April aufs Feld. "Theoretisch könnte man den Fenchel auch später pflanzen, es ist nur wichtig, dass er keinen Frost abbekommt", sagt Thomas Cohrs. Damit sie schön groß wird, muss der Abstand 25 bis 40 Zentimeter in den Reihen betragen. Bei mindestens 15 Grad fühlt sich die Knolle richtig wohl. Dann braucht sie bis zur Ernte nur vier bis fünf Wochen. In der Zwischenzeit reicht es, das Unkraut zu entfernen und die Pflanze zu wässern. Dann kann der Fenchel bis zu zwei Meter hoch werden. Das Kraut erinnert an Spargel: Die Laubblätter sind gefiedert und haarförmig geschlitzt.

Gegessen wird meist nur die Knolle. Die sitzt an der Oberfläche und wird wie eine Zwiebel aus mehreren Blattschichten gebildet. Aus ihr wachsen die Stiele mit den Laubblättern. Geerntet wird der Fenchel dann von Mai bis Oktober von Hand. Die Wurzel und die Stiele mit den Laubblättern werden abgeschnitten.

Auch Sabine Prigge aus Bardowick bietet Fenchel auf dem Wochenmarkt in Buxtehude an. Sie weiß, dass man die Wurzel nicht zu weit oben von der Knolle trennen darf: "Dann verliert die Knolle ihre äußeren Blätter." Beim Abschneiden der Triebe aus der Knolle, achtet sie darauf, dass das Ergebnis rund wird. Schließlich kauft das Auge mit.

Fenchel enthält ein ätherisches Öl. Darum wurde die Knolle 2009 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Bereits seit dem Altertum wurde Fenchel gegen Verdauungsbeschwerden, Husten und Halsschmerzen gegessen. Im ätherischen Öl verbergen sich die Wirkstoffe Anethol und Fenchon. Die helfen gegen Darmträgheit, in höheren Konzentrationen sind sie sogar krampflösend. Doch nicht nur die Knolle, auch die Samen waren als Arznei schon im 17. Jahrhundert beliebt. Damals tranken stillende Mütter Fencheltee um die Milchbildung anzuregen. Bei Säuglingen erleichtert der Tee noch heute in kleinen Mengen die Nahrungsumstellung und lindert Blähungen.

Doch gerade in der Fenchelknolle steckt noch viel mehr. Traditionell wird Fenchel zu Fisch gegessen. Mit nur 24 Kalorien ist das Gemüse eine schlanke Beilage, zudem enthält er viel Vitamin C: 93 Milligramm sind es pro 100 Gramm. Dass bleibt am besten bei kurzer Lagerung und rohem Verzehren erhalten. Zudem ist Fenchel ein guter Folsäurelieferant: 25 Prozent der empfohlenen Tagesdosis decken 100 Gramm ab. Folsäure ist beim Eiweiß- und Fettstoffwechsel beteiligt und trägt zur Bildung des Erbguts und des Blutes bei. Der menschliche Körper benötigt Folsäure außerdem für die Zellteilung und -entwicklung. Außerdem ist das sogenannte Folat am Abbau eine Aminosäure beteiligt, die schädlich für das Herz-Kreislaufsystem ist.

+++ Grüne Bohnen nur gekocht essen +++

Damit der Fenchel positiv wirken kann, muss er so frisch wie möglich gekauft werden. "Frischer Fenchel hat eine feste Knolle, die Schnittstelle ist frisch und auch die übrigen Blätter sind noch nicht welk", sagt Sabine Prigge. Wenn die Schnittstelle leicht bräunlich sei, sei das kein Zeichen für schlechten Fenchel. "Beim Schneiden tritt etwas Flüssigkeit aus, die verfärbt sich beim Kontakt mit der Luft bräunlich", erklärt sie. Der gelernte Landwirt Thomas Cohrs ergänzt: "Nur die Knolle darf außen keine braunen Blätter haben, das ist ein Zeichen dafür, dass sie schon länger liegt."

Auf dem Wochenmarkt kostet ein Kilogramm Fenchel zwischen 2,40 und 3,80 Euro. Beim Transport wünscht sich der Fenchel einen vorsichtigen Umgang: Die Knolle sieht zwar robust aus, ist jedoch sehr empfindlich für Druckstellen, die sich später unschön braun verfärben. Zuhause sollte der Fenchel im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt werden. Jedoch nicht ungeschützt, sonst wird dem würzigen Gemüse zuviel Wasser entzogen. In einer Schale mit Deckel, in einer Plastikfolie oder in einem nassen Tuch hält Fenchel sich bis zu einer Woche frisch.

Bei der Verarbeitung sollte die Knolle sehr gründlich gewaschen werden. Zwischen den Blättern versteckt sich oft Sand. Damit der intensive Geschmack der Knolle nicht das Essen übertüncht, sollte das Gemüse in feine Scheiben geschnitten werden. Das Blattgrün muss nicht in den Mülleimer: Fein gehackt eignet es sich zum Würzen.

Die nächste Folge unserer Rubrik "Markt" erscheint am Mittwoch, 1. August.