Menschen des Jahres 2011: Jorks Ortsbrandmeister Jan Rehder engagiert sich seit 20 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr

Er ist der jüngste Ortsbrandmeister im Kreis Stade, und schon ein "alter Hase", wenn es "retten, löschen, bergen, schützen" heißt. Jan Rehder ist seit 20 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Jork aktiv. Mit zehn Jahren begann der Altländer seine Laufbahn bei den Brandschützern, wirkte vom 16. Lebensjahr an aktiv in der Feuerwehr mit und ist heute mit 30 Jahren Ortsbrandmeister in Jork.

Das Retten, Löschen, Bergen, Schützen hat Jan Rehder von der Pike auf gelernt. Er hat alle Qualifikationen und Spezialausbildungen absolviert, um auf alle Notfälle optimal vorbereitet zu sein. Dazu gehören eine spezielle Grundausbildung, technische Ausbildung für das sichere Beherrschen der Atemschutztechnik, Funktechnik oder aller Maschinen als Maschinist. Es sei gut, wenn jeder der Feuerwehrkameraden möglichst alle technischen Bereiche beherrsche, so der 30-Jährige. Dazu hat Jan Rehder noch eine Führungsausbildung an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz erfolgreich abgeschlossen.

In der Funktion eines Zugführers ist Rehder im Einsatz, wann immer ein Notruf eingeht und die Jorker Kameraden gefordert sind. Der "Notfallpieper", der korrekt als Funkmeldeempfänger bezeichnet wird, ist Rehders ständiger Begleiter. Ob tagsüber am Hosengürtel oder nachts am Bettgiebel, die Verbindung zur Rettungs-Einsatzleitzentrale ist rund um die Uhr gesichert. Im ausklingenden Jahr waren es bislang 77 Einsätze und die 57 aktiven Brandschützer in Jork hoffen, dass es dabei bleibt und keine Unglücksfälle dazukommen.

Denn einige der Rettungseinsätze gehen trotz aller Notfallerfahrung richtig unter die Haut, so Jan Rehder. "Erst funktioniert man mit kühl wirkender Sachlichkeit, weil jeder Hilfsgriff stimmen muss", sagt Rehder. "Die Gefühle zu den Bildern des Einsatzes kommen später."

Wie die meisten aktiven Rettungskräfte hat auch Jan Rehder schon bei unzähligen schrecklichen Unfällen Hilfe geleistet. Der Jahreswechsel 2010/2011 machte für die Jorker Feuerwehr kurz hintereinander gleich zwei Einsätze nötig, die auch die Retter nicht unberührt ließen. Zweimal mussten junge Menschen gesucht werden, die dann nur noch tot geborgen werden konnten. "Nach solchen Einsätzen sind wir froh, dass uns Notfallseelsorger beistehen und wir in der Gemeinschaft auch die Abschlussbesprechungen durchführen", sagt Rehder. Doch zum Glück sind es nicht immer so tragische Einsätze.

Von den 77 Notfällen, zu denen die Jorker Kameraden gerufen wurden, galt es in 14 Fällen, Brände zu löschen. Dreimal wurden sie nach Verkehrsunfällen alarmiert, alles andere waren so genannte technische Hilfsleistungen. Dazu gehört es hin und wieder, dass ein Pferd aus dem Graben gezogen werden muss, ein festgefrorener Schwan Hilfe braucht oder Amtshilfe für die Polizei, etwa beim Öffnen von Türen, geleistet wird. Auch die Einsatzleitung des Deichverbandes wird bei Hochwasser oder drohenden Sturmfluten von den drei Frauen und 54 Männern der Jorker Feuerwehr unterstützt.

Technisch ist die Freiwillige Feuerwehr in Jork sehr gut gerüstet. Drei große Spezialfahrzeuge stehen für den Einsatz bereit, dazu ein wendiger Einsatzleitwagen. Besonders stolz zeigt Ortsbrandmeister Rehder das allradgetriebene Löschgruppenfahrzeug für neun Einsatzkräfte. "Damit kommen wir bis in die entlegensten Winkel der Obsthöfe und können mit 1000 Liter Löschwasser an Bord die Flammen bekämpfen." Die Spezialfahrzeuge dürfen nur von Feuerwehrleuten mit Lkw-Führerschein gefahren werden. An Bord sind Technik und Zubehörteile, die bis ins Kleinste durchdacht sind.

Extrem wichtig und entscheidend für einen erfolgreichen und sicheren Einsatz sind das Warten und Pflegen aller technischen Geräte von Atemschutzgerät bis Zugseil. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Detlef Feindt organisiert und koordiniert Jan Rehder alle Arbeiten der Brandschützer. Und neben Noteinsätzen gehört auch jede Menge "Papierkram" zu den Aufgaben des Ortsbrandmeisters. Bis zu fünf Stunden pro Woche hat Rehder mit Einsatzberichten, Einsatzlisten, Dienstbüchern oder dem Aktualisieren der Jahresstatistik für die Gemeinde zu tun.

Rehders Leben ist untrennbar mit der Feuerwehr verbunden. Es ist ein Ehrenamt, das allen Feuerwehrleuten Zeit und selbstlose Einsatzbereitschaft abverlangt. "Ohne die Toleranz der Familie, Partner und Freunde kann so etwas auf Dauer nicht funktionieren", sagt Rehder, der im Berufsalltag als Einkäufer bei Airbus arbeitet. Für dringende Rettungseinsätze stellt ihn der Arbeitgeber frei. "Das ist im Niedersächsischen Brandschutzgesetz geregelt", sagt Rehder. Es sei so, dass es in großen Betrieben weniger Komplikationen gebe, die Brandschützer freizustellen, so der Jorker. Bei kleinen Firmen sei es oft schwieriger, wenn bei geringer Belegschaftsgröße dann noch die Leute ausfallen. Rehder sieht es als Glücksfall, dass Kameraden, die direkt in Jork arbeiten, auf kurzem Weg zum Einsatzort kommen können. "So muss man nicht wegen eines brennenden Papiercontainers den weiter entfernten Arbeitsplatz verlassen." Anders ist es bei Großfeuern, wie im Sommer, als der Altländer Hof niederbrannte. "Da wird wirklich jede Einsatzkraft mit Erfahrung gebraucht", sagt Rehder.

Etwa sieben Minuten dauert es, bis nach dem Alarm die Kameraden einsatzbereit sind. Trotz allem Tempo heißt es aber, besonnen an den Brandherd heranzugehen. Nichts wäre gefährlicher als blinder Eifer. Zuerst müsse eine genaue Erkundung der Lage erfolgen. Das Gebäude muss von außen inspiziert werden, bevor die Trupps und Gruppen den Kampf gegen die Flammen aufnehmen.

"Wir müssen uns beim Einsatz blind aufeinander verlassen können", sagt Rehder. Das sei Voraussetzung, um unverletzt aus dem Flammeninferno herauszukommen. Hochkonzentriert müssen die Kameraden der Feuerwehr auf jedes Detail der Umgebung achten, die Hitzeentwicklung oder andere Gefahren genau im Blick behalten.

Genau dieses Zusammenarbeiten mache ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl aus, das die Feuerwehrtruppe zusammenschmiede, so Rehder. "Aber wir sind trotz aller Zusammengehörigkeit und Geselligkeit kein Trinkerverein. Im Gegenteil, wenn wir gemeinsam feiern oder im Gerätehaus arbeiten, trinken die meisten nur Cola."

Die Jorker Jugendfeuerwehr, in die Kinder von zehn Jahren an eintreten können, hat derzeit 44 Mitglieder. "Nachwuchs ist in jeder Altersgruppe sehr willkommen", sagt Rehder. Wer sich näher über die Freiwillige Feuerwehr Jork informieren möchte, hat mit Jürgen Froböse unter Telefon 04162/75 00 den richtigen Ansprechpartner.