Der Prozess gegen zwei Stader Drogenringe vor dem Landgericht zieht sich weiter hin. Wer dafür verantwortlich ist, liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Staatsanwaltschaft schiebt den Verteidigern die Schuld zu. Die wiederum werfen den Staatsanwälten eine Blockadehaltung vor. Am besten schneidet bei der gegenseitigen Schuldzuweisung vermutlich die zuständige Strafkammer unter Vorsitz von Richter Rolf Armbrecht ab. Sowohl Anklage als auch Verteidigung sprechen der Kammer zumindest Bemühen zu. Fakt ist, 73 Verhandlungstage sind vorbei und der wichtige Kronzeuge wurde noch nicht gehört.

Verlierer sind eigentlich alle. Das Landgericht ist ohnehin überlastet, auch die Verteidiger haben vermutlich noch andere Fälle in ihrem übervollen Terminkalender. Ein klarer Verlierer ist jedenfalls der Steuerzahler. Schließlich kostet jeder Verhandlungstag bis zu 15 000 Euro. Das schätzen Justizinsider. Auch die Angeklagten sind Verlierer. Obwohl sich einige schon eingelassen haben, sitzen sie noch immer in Untersuchungshaft, ohne zu wissen, welche Strafe sie überhaupt erwartet. Mittlerweile geht das seit fast zwei Jahren so, weil sie im März 2010 festgenommen wurden.

Die größten Verlierer sind die Angehörigen. Jeden Verhandlungstag sitzen sie im Gerichtssaal, um ihre Freunde und Familie zu sehen. Der 21-jährige Stader Giehad R. war immer da, um seinem Bruder beizustehen. Er gehe oft nach Hause und müsse seinen Eltern erzählen, dass wieder nichts passiert ist. Schon wieder.