6,3 Millionen Euro will der Flecken im kommenden Jahr ausgeben. Vor allem über Grundstücksverkäufe sollen die Bauvorhaben finanziert werden.

Harsefeld. Einmal mehr kann Ulrich Pergande als Kämmerer der Samtgemeinde Harsefeld zufrieden sein. Kürzlich hatte er im Harsefelder Fleckenrat den Haushaltsentwurf für 2012 vorgestellt. Dieser erlaubt es der Kommune, satte 6,3 Millionen Euro in seine Zukunft zu investieren. Dafür erhielt der Kämmerer von allen Parteien großes Lob. Doch Pergande weiß, dass es für den finanziell gut gestellten Flecken nicht leicht sein wird, solche Ausgaben künftig zu stemmen.

Grundlage für den Haushaltsentwurf sind vor allem die Steuerschätzungen, die das Team um Pergande jährlich erstellt. Bisher waren die Schätzungen recht zutreffend. "Es ist aber klar, dass, wenn der Einkommenssteueranteil nicht wie geplant ausfällt, der Haushalt nicht ausgeglichen werden kann", sagt Pergande. Denn die Kommune hat keinen Einfluss auf die Höhe der Einkommens- und Umsatzsteuer, die in ihre Kasse fließt.

Mit der global derzeit unsicheren finanziellen Zukunft, den Auswirkungen der Finanzkrise in Griechenland, Italien, Irland und Portugal sowie dem Steuereinbruch des Jahres 2010 im Hinterkopf, hat Pergande eine vorsichtige Schätzung für das kommende Jahr abgegeben.

Trotz des starken Einbruchs im Haushaltsjahr 2010 nimmt der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer weiterhin den größten Einzelposten auf der Ertragsseite im Flecken Harsefeld ein. Mit etwas mehr als vier Millionen Euro erreicht er, so Pergande, annähernd 40 Prozent der geplanten Gesamterträge 2012. Da von den Wirtschaftsweisen eine Abschwächung der globalen Konjunktur prognostiziert wird, geht auch Pergande auf Nummer sicher und plant nur mit einer um fünf Prozent steigenden Einnahme bei der Einkommensteuer.

Hinzu kommen 260 000 Euro aus der Umsatzsteuer. Im Vergleich zu der Einkommensteuer ist es ein recht kleiner Anteil im Gesamthaushalt, doch auch dieser könnte, sollte es mit der Weltkonjunktur weiter abwärts gehen, den Flecken zu einer bisher nicht geplanten Kreditaufnahme zwingen. Großen finanziellen Spielraum hat auch Harsefeld nicht mehr, um derartige Ausfälle problemlos zu kompensieren.

Trotz der kaum genau zu prognostizierenden Entwicklung des Haushaltes will die Kommune auch im kommenden Jahr weiter fleißig in ihre Entwicklung investieren. 2010 und 2011 wurde über Städtebauförderprogramme bereits vieles angeschoben. Es geht unter anderem um den Bau der Umgehungsstraße K 26, die seit wenigen Tagen im ersten Streckenabschnitt freigegeben wurde, die Umgestaltung des Bahnhofumfeldes, die energetische Sanierung der Schulen und Kindertagesstätten sowie die Aufwertung der Parklandschaft, die Sanierung des Harsefelder Freibades und des Ortsteils Issendorf und die neu erschlossenen Gewerbegebiete.

Für 2012 plant der Flecken mit Investitionen in Höhe von 6,3 Millionen Euro. Knapp 2,2 Millionen Euro muss hiervon gemäß einer Vereinbarung mit dem Kreis Stade die Geestgemeinde für die Fertigstellung der Umgehungsstraße K 26 beisteuern, deren Kosten derzeit von der Verwaltung auf acht Millionen Euro beziffert werden. 60 Prozent der Gesamtkosten werden über Landeszuwendungen finanziert. Weitere 1,2 Millionen Euro werden im Haushalt für den Erwerb von Grundstücken für neue Baugebiete bereitgestellt.

Knapp eine halbe Million Euro soll 2012 in die Sanierung des Ortsteils Hollenbeck fließen, weitere 653 000 Euro will der Flecken in die Umgestaltung der Marktstraße investieren.

Nachdem der Verkehrskreisel in der Harsefelder Ortsmitte fertiggestellt wurde, soll nun die zentrale Einkaufsstraße in eine verkehrsberuhigte Straße umgewandelt werden, um die Straße als attraktive Flaniermeile nutzen zu können, die optisch nahezu nahtlos an die Parkanlagen und die Mittelstraße anschließt.

Das drittgrößte Projekt wird für Harsefeld die Aufbereitung der bereits bestehenden Parklandschaft "Klostermeile" als Partnerprojekt für die Internationale Gartenschau 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg. Hierfür sind im Haushalt 600 000 Euro veranschlagt. Geld, das laut Pergande gut investiert ist, denn das Projekt führe zu einer weiteren Attraktivitätssteigerung der Kommune. Das könnte sich wiederum in den Einwohnerzahlen niederschlagen und somit dem Flecken weitere Steuereinnahmen bescheren. Angesichts des demografischen Wandels ist der Wettbewerb um zahlungskräftige Neubürger auch für Harsefeld von steigender Bedeutung.

Wie wichtig das Werben um Neubürger ist, verdeutlicht folgende Zahl: 4,9 Millionen Euro. Das sind die Erlöse, mit denen die Kommune bei den Grundstücksverkäufen rechnet und mit denen sie einen Großteil ihrer Investitionen gegenfinanziert. Mehr als 50 Grundstücksreservierungen liegen bei der Verwaltung vor, vornehmlich im Bereich der Griemshorster Straße, wo das Baugebiet "Am Redder" mit insgesamt 80 Bauplätzen entsteht.

Dass alle Parzellen veräußert werden können, davon geht die Verwaltung fest aus, auch weil sich die Rahmenbedingungen für Bürger in Harsefeld kontinuierlich verbessert haben. So hatte in der Vergangenheit etwa der Bau des Gymnasiums, die begonnene Sanierung des Ortskernes sowie Hollenbecks und Issendorfs und auch in den 90er-Jahren der Anschluss an das EVB-Bahnnetz für ein steigendes Interesse an Baugrund in Harsefeld gesorgt und damit auch für mehr wirtschaftliche Attraktivität sowie Arbeitsplatzsicherheit. Ähnliches könnte erneut einsetzen, wenn mit der fertiggestellten Umgehungsstraße auch das Baugebiet "Am Redder" noch besser erschlossen ist, was im Frühsommer 2012 der Fall sein soll.