Die Wilhelmsburger Windmühle wird attraktiver. Letzte Finanzierungshürde wurde genommen, Baubeginn soll im Januar sein.

Wilhelmsburg. Alle Hürden sind aus dem Weg geräumt. Und die bereits seit mehr als zehn Jahren laufenden Bemühungen, ein Backhaus neben der Wilhelmsburger Windmühle Johanna zu bauen, haben sich für die Mitglieder und Unterstützer des Windmühlenvereins am Ende nun doch gelohnt. Die letzte Finanzierungslücke wurde vor wenigen Tagen geschlossen. Die Organisatoren der Internationalen Bauausstellung, IBA 2013, sicherten unter dem Stichwort "Qualitätsvereinbarung", die Zahlung von 50.000 Euro zu. Das Backhaus wird das kleinste IBA-Projekt.

"Endlich kann gebaut werden", lautet der Jubelruf der Windmühlenfreunde. Der Bauplatz neben der 136 Jahre alten Mühle an der Schönenfelder Straße ist bereits abgesteckt. Im Januar sollen die Gründungsarbeiten beginnen, und für Ende September ist die Einweihungsfeier geplant.

Carsten Schmidt, Vorsitzender des Windmühlenvereins, erinnert sich an zähe Grundstücksverhandlungen, an ökologische Bedenken wegen des Holzfeuers unterm Backofen, an Forderungen nach Baumschutz und nicht zuletzt an Bedenken und Einsprüche aus der Nachbarschaft. Auch der Wechsel Wilhelmsburgs vom Bezirk Harburg zum Bezirk Mitte hatte für Verzögerungen gesorgt.

Schmidt: "Nun schauen wir mit Freude voraus. Das Backhaus wird dazu beitragen, dass der Wilhelmsburger Mühlenstandort noch viel interessanter für seine Besucher wird." Zusammen mit dem Wilhelmsburger Bauingenieur Rolf Petersen und dem Bauleiter Dirk Megow klärte Schmidt den weiteren Ablauf im Gespräch auf dem Bauplatz.

Mit 180 000 Euro werden die gesamten Baukosten beziffert. Außer den 50.000 Euro aus der IBA-Kasse steuert auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), deren Senatorin Jutta Blankau Schirmherrin des Backhaus-Projekts ist, 20 000 Euro bei. Die Haspa ist mit 5000 Euro beteiligt. Es folgen viele zum Teil hohe Einzelspenden von Bürgern. Und die Firmen Ing-Büro Petersen, Horst Busch Elektrotechnik, Garten- und Landschaftsbau Schlatermund, Kampfmittelräumdienst Tauber, die Wito GmbH (Brandschutz) sowie Bauwelt Delmes Heitmann unterstützen das Vorhaben mit zum Teil kostenfreien Sach- und Dienstleistungen.

Die Firma Webo Bau aus Buxtehude wird das vom Keller bis zum Dach 8,3 Meter hohe Fachwerkhaus errichten. Und auch handwerklich erfahrene Mitglieder des Vereins stehen in den Startlöchern und werden sich unter anderem um den Bau des Backofens kümmern.

Die Wilhelmsburger Backhaus-Pläne orientieren sich an historischen Vorbildern in der Region. Carsten Schmidt: "Wir haben uns auf dem Kiekeberg, im Freilichtmuseum, das Backhaus angeschaut. Und beim Bau des Backofens werden wir auf die Ratschläge unseres befreundeten Vereins vom Backhaus in Agathenburg hören. Die haben viele Erfahrungen gesammelt, die uns helfen werden, Fehler zu vermeiden."

Als Schirmherr für das Backen im Wilhelmsburger Backhaus hat sich der Marmstorfer Bäckermeister Peter Becker zur Verfügung gestellt, der derzeit Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks ist.

Künftig sollen in traditioneller Weise Wilhelmsburger Mühlenbrot und verschiedene Blechkuchen gebacken werden. Das von der Wilhelmsburger Aurora Mühle zur Verfügung gestellte und in der Windmühle Johanna an Mahltagen gemahlene Getreide bildet den Grundstoff, Roggenschrot und Weizenmehl für Brot und Kuchen.

Schon jetzt und in den Vorjahren wurden Schrot und Mehl von Bäcker Becker in Marmstorf zu Wilhelmsburger Mühlenbrot verarbeitet, allerdings in einem modernen Elektro-Ofen. Künftig sollen neben Mahltagen auch Backtage das Geschehen rund um die Mühle beleben.

Das Backhaus wird etwa 30 Meter neben dem Haupteingang der Mühle stehen. Das Kellergeschoss endet in Höhe von Straße und Deichkrone und soll vor allem als Lager- und Werkstattraum genutzt werden. Darüber kommt das Backhaus mit Zugang vom Vorplatz der Mühle. Das Dach wird nicht in Reet sondern mit festen Tonpfannen gedeckt. Unterhalb des Dachgiebels werden Öffnungen für den Rauchabzug zu sehen sein.

Carsten Schmidt berichtet, dass bereits der frühere Müller Christoph Bünso von 1756 bis 1775 neben der Mühle auch eine sogenannte "Weißbäckerei" betrieb, um sein Einkommen aufzubessern. "Uns wird das Backhaus ein weiteres Stück erlebbare Geschichte nahebringen", sagt der Vereinsvorsitzende.