Verhärtete Fronten: Schlichtungsgespräche sind gescheitert. Diakonie will mit neuen Ehrenamtlichen weitermachen

Buxtehude. Die Ehrenamtlichen der Buxtehuder Tafel machen ernst: Zum 31. Dezember werden sie ihre Arbeit niederlegen. "Man ist uns in keinster Form entgegengekommen", begründet Helma Struckmann, Sprecherin des Leitungsteams der Tafel, den Entschluss. Zwar hat es am Mittwoch noch ein Schlichtungsgespräch zwischen Annette Kirn, Geschäftsführerin des Diakonieverbands der Kirchenkreise Buxtehude und Stade, und etwa einem Dutzend der mehr als 30 Ehrenamtlichen gegeben. Doch auch dieses Gespräch blieb ohne Erfolg.

Der letzte Ausgabetag mit den bisherigen Helfern wird nun der Freitag vor Silvester sein. Ob aber tatsächlich alle der Ehrenamtlichen zum Ende des Jahres aufhören werden, könne sie nicht sagen, fügt Helma Struckmann hinzu. Damit die 220 Tafelkunden auch im Januar nahtlos weiterversorgt werden können, wird es am 23. Dezember eine Übergabe an die Vertreter der Stader Tafel geben, die die Einrichtung übergangsweise mitverantworten werden. "Es muss ja weitergehen, und wir laden alle Buxtehuder ein, bei der Tafel mitzuarbeiten", wirbt Annette Kirn um neue Ehrenamtliche. Erst am 1. März wird der Diakonieverband auch offiziell der neue Träger der Buxtehuder Einrichtung sein. Die Frage der Trägerschaft war es auch gewesen, an der sich der Tafelstreit von Buxtehude entzündet hatte.

Die ehrenamtlichen Helfer wollten vehement verhindern, dass die St.-Petri-Kirchengemeinde die Verantwortung für die Tafel an den Diakonieverband abgibt. Der betreut neben der Tafel in Stade auch die Ausgabestellen in Drochtersen und Himmelpforten. Als Gründe für die Abgabe hatte die St.-Petri-Kirchengemeinde unter anderem die fehlenden zeitlichen Ressourcen und die fehlende Kompetenz genannt, um die Einrichtung erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Bei den Ehrenamtlichen in Buxtehude kam daraufhin die Befürchtung auf, dass die Arbeit vor Ort unter dem Dach der Diakonie womöglich ins Hintertreffen gerät und sich an dem aus ihrer Sicht bewährten Ausgabesystem etwas ändert. Unter anderem hatte die Diakonie angekündigt, das bisherige Tütensystem, bei dem ein Teil der Lebensmitteln in Tüten verpackt an die Bedürftigen abgegeben wird, in ein sogenanntes Laden-Modell umzuwandeln. Das bedeutet, dass die Ware auf Tischen präsentiert wird und sich jeder Kunde das aussuchen kann, was er wirklich benötigt. Außerdem kam bei den Ehrenamtlichen der Eindruck auf, dass ihre Arbeit nicht genügend wertgeschätzt wird.

"Ich habe immer wieder betont, dass wir den Ehrenamtlichen in Buxtehude nichts überstülpen wollen", stellt Annette Kirn ihre Sicht der Dinge dar. Bei dem Gespräch am Mittwoch habe sie erklärt, dass es bis Ende Februar eine Übergangsphase geben soll, in der weiterhin so gearbeitet werde wie bisher - also auch mit dem Tütensystem. "Dann habe ich vorgeschlagen, ein Projektteam zu bilden, das ein Konzept speziell für Buxtehude entwickelt." Auf diese Weise wollte sie den Helfern die Angst nehmen, dass Buxtehude in dem neuen Tafelverbund untergeht. Für den 20. Januar ist zudem ein Gespräch mit der Landestafel geplant.

Sie sei vollkommen offen gewesen und habe versucht, Brücken zu bauen, sagt Annette Kirn. Immer wieder habe sie den ehrenamtlichen Helfern deutlich gemacht, wie wichtig diese seien und dass sie mit ihnen weiterarbeiten wolle. Doch ihre Mühe war vergebens - und daran konnte auch die Anwesenheit von Robert Kamprad, CDU-Ratsherr und erster Vorsitzender des Fördervereins der St.-Petri-Kirche, nichts ändern, der als Mittler fungierte.

"Die Fronten waren einfach zu verhärtet", sagt Helma Struckmann und versucht damit, eine Erklärung für den Bruch mit der Diakonie zu finden. "Wenn uns keiner einbezieht, hat es keinen Zweck." Darüber hinaus spricht sie von Kränkungen und arrogantem Verhalten. Klein beigeben hätten die Tafelmitarbeiter am Ende auch nicht können, denn dann hätten sie ihr Gesicht verloren, fügt sie hinzu. Deshalb hätten sie keine Alternative gesehen. Schade finde sie das Ganze nach wie vor. "Wir hätten gerne weitergemacht."

Das werden nun aber andere übernehmen müssen, denn bei der Buxtehuder Tafel stehen die Zeichen komplett auf Neuanfang. Annette Kirn plant, in die Kirchengemeinden zu gehen und gezielt neue Leute anzusprechen. Einige Rückmeldungen von Freiwilligen sollen bereits eingegangen sein.