Neuer Träger stellt Konzept für die Buxtehuder Tafel vor. In Einzelgesprächen sollen die Bedenken der Ehrenamtlichen zerstreut werden.

Buxtehude. Die Zukunft der Buxtehuder Tafel bleibt weiterhin ungewiss. Das Gespräch von 20 Ehrenamtlichen mit dem Kirchenvorstand der St.-Petri-Gemeinde und dem Diakonieverband des Kirchenkreises Buxtehude und Stade am Montagnachmittag sei "phasenweise gut verlaufen", wie Annette Kirn, Geschäftsführerin des Diakonieverbands, erklärt. Mehr könne sie vorerst nicht sagen. Sie müsse abwarten, wie die Ehrenamtlichen nun reagieren. Am 14. Dezember soll es ein weiteres Fachgespräch geben.

Bei dem jetzigen Gespräch, das der ehemalige Landrat des Landkreises Stade Gunter Armonat als Moderator geleitet hat, sollte in erster Linie der Konflikt um die Trägerschaft der Tafel entschärft werden. Die Ehrenamtlichen hatten unter anderem kritisiert, dass die Leitung von St. Petri quasi über ihre Köpfe hinweg entschieden habe, die Trägerschaft an den Diakonieverband abzugeben. Viele von ihnen wollen deshalb Ende Dezember ihr Ehrenamt aus Protest niederlegen. Sie befürchten, dass die Arbeit vor Ort leidet, wenn wie geplant ein Tafel-Verband für alle Tafeln im Landkreis Stade entsteht. Diesem Verband soll neben den Einrichtungen in Stade, Drochtersen und Himmelpforten auch Buxtehude angehören.

Die Sorge, dass die Estestadt in diesem Verband untergeht, wollte Annette Kirn den Ehrenamtlichen nehmen, indem sie ihnen das neue Konzept präsentierte. Auch unter dem Dach des Diakonieverbands werde die Tafel eigenständig bleiben, betont sie. "Alle Tafeln des Diakonieverbands arbeiten mit Ehrenamtlichen und einer ehrenamtlichen Leitung, die ihren Wohnsitz am Ort hat." Die Unterstützer in Buxtehude könnten sicher sein, dass ihre Spenden allein der Buxtehuder Tafel zugute kommen werden.

Die Diakonie will außerdem den Tafel-Standort an der Hansestraße aufgeben und stattdessen zwei Ausgabestellen schaffen. Die eine soll im Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Dietrich-Bonhoeffer-Platz entstehen, die andere südlich des Bahnhofs. "Der jetzige Standort ist aus unserer Sicht unglücklich", sagt Annette Kirn. In direkter Nähe zur Ausgabestelle liege die Grundschule Harburger Straße. Das bedeute, dass manche Kinder, deren Eltern Tafelkunden sind, von ihren Mitschülern darauf angesprochen werden. Um das zu verhindern, soll die Tafel an eine weniger einsehbare Stelle verlegt werden.

Mit dem neuen Standort im Buxtehuder Süden erledige sich zudem das Liefersystem, das die Ehrenamtlichen einführen wollten und aus Annette Kirns Sicht Armut nur verfestige. Auch vom bisherigen Tütensystem, bei dem ein Teil der Lebensmittel bereits in Tüten abgepackt ist und so an die Kunden abgegeben wird, will sich die Diakonie verabschieden. "Die Ware soll auf Tischen präsentiert werden, damit die Bedürftigen das gesamte Angebot sehen und sich das aussuchen können, was sie benötigen."

Auch solle es keine Wartelisten für neue Kunden mehr geben, um dem Verdacht der Bevorzugung von Stammkunden vorzubeugen. Bei dem neuen Konzept werde immer alles an alle verteilt, dann bekämen halt alle etwas weniger als bisher. Darüber hinaus soll es Begleitung, Beratung und Schulung für die Ehrenamtlichen geben und einen Erfahrungsaustausch mit den anderen Tafeln im Landkreis.

Sie habe den Ehrenamtlichen die Türen aufgemacht und ihnen gesagt: "Arbeitet weiter mit uns, wir wollen euch", sagt Annette Kirn. Mehr könne sie nicht anbieten. Was das Fachgespräch am 14. Dezember bringen werde, an dem Robert Kamprad, CDU-Ratsherr aus Buxtehude und erster Vorsitzender des Fördervereins der St.-Petri-Kirche, als Mittler teilnehmen wird, müsse man abwarten. Sie wolle zudem Einzelgespräche mit den Ehrenamtlichen führen, zu denen sie per Brief einladen werde.

Die Ehrenamtlichen selbst wollten gestern keine offizielle Stellungnahme abgeben. Zwar lief das Gespräch auch aus ihrer Sicht ruhig, die Stimmung sei jedoch gedrückt. Viele von ihnen planten nach wie vor, zum Ende des Jahres ihr Ehrenamt aufzugeben, so der Tenor.

Auch Gunter Armonat bewertet das Gespräch als erfolgreich. Es sei eine Informationsveranstaltung gewesen, auf der es vor allem um Inhalte ging. Aus seiner Sicht sei es nun wichtig, einen Neuanfang zu starten, ohne ständig die Vergangenheit zu bemühen. "Wenn zwei Meinungen wie etwa beim Tütensystem aufeinander prallen, muss es einen Kompromiss geben", sagt er. Die Buxtehuder Verhältnisse müssten in das neue Konzept einfließen. Schließlich hätten sowohl Diakonie als auch Ehrenamtliche dasselbe Ziel: Die Tafel muss weiterlaufen.