Bis 2025 müssen laut einer aktuellen Studie des Gewos-Instituts bis zu 2920 neue Wohnungen gebaut werden. Doch die Ansprüche ändern sich.

Stade. Die Hansestadt Stade hat im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden in der Metropolregion Hamburg kaum von einem Zuzug Hamburger Familien in das Umland profitiert. Dennoch besteht bis 2025 ein deutlicher Bedarf an neuen Wohnungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des bundesweit tätigen Gewos-Instituts mit Sitz in Hamburg, die im Auftrag der Stadt Stade, des Landkreises, der Stader Wohnstätten-Genossenschaft und der Sparkasse Stade-Altes Land erstellt wurde.

Bis zu 2050 neue Wohnungen könnten in Stade benötigt werden, wenn sich Wohnungsmarkt und Einwohnerzahlen ähnlich wie bisher entwickeln. Bei einer besonders guten Entwicklung der Stadt könnten sogar 2920 neue Wohnungen benötigt werden. Im schlechtesten prognostizierten Szenario wären es immer noch 1460 Wohnungen in Häusern, die zusätzlich gebaut werden oder dann abgerissene Gebäude ersetzen.

"Diese Zahlen erhalten wir, obwohl derzeit 320 Wohnungen an Überangebot in der Stadt vorhanden sind", sagt Felix Arnold vom Gewos-Institut. Momentan gibt es etwa 22 300 Haushalte in der 47 730 Einwohner zählenden Hansestadt, 23 400 Haushalte könnten es im Jahr 2025 sein. Dann hätte die Stadt 49 190 Einwohner.

In anderen Kommunen sei die Wohnungsmarktsituation deutlich angespannter als im gemächlich wachsenden Stade. In Neu Wulmstorf ist die Einwohnerzahl zwischen 1990 und 2009 um 34 Prozent angestiegen, was den Wohnungsmarkt laut Arnold enorm gefordert hat. In Buxtehude wurde ebenfalls ein Wachstum von 23 Prozent notiert. Stade wächst dagegen gerade einmal um acht Prozent.

Doch wenn der Autobahnanschluss nach Hamburg fertiggestellt ist und Investitionen bei Airbus, Hafen und Dow getätigt werden, könnte die Einwohnerzahl laut der Studie einen deutlichen Schub erfahren. Auch weil viele Hamburger ab 50 Jahre ruhige, mittelgroße Städte im Umland mit einem hohen Lebensstandart suchten - wie Stade.

Für Politik, Stadtverwaltung und die Bauwirtschaft stellen sich künftig vor allem zwei Herausforderungen. Zum einen, so Arnold, müssten mehr kleinere Wohnungen entwickelt werden. "Wir haben Bürger befragt. Vor allem günstige Wohnungen bis 50 Quadratmeter Wohnfläche in guter Lage sind gefragt." Künftig würden aufgrund des demografischen Wandels mehr ältere Leute einzeln oder zu zweit in Stade wohnen. "Eine große Wohnung lohnt sich für viele nicht mehr, wenn die Kinder ausgezogen sind", sagt Arnold. Zudem würden kleinere Wohnungen auch als vorübergehendes Domizil von Auszubildenden gesucht. Für diese Klientel gebe es derzeit ein zu geringes Angebot.

Für die wachsende Zahl der Senioren müssten zudem mehr kleine, barrierefreie Wohnungen zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Dabei müsse auch überlegt werden, ob Neubauten oder Sanierungen von bestehenden Wohnungen in Zentrumsnähe der richtige Weg für Stade sind.

"Es gibt Gebäude aus den 60er- Jahren, bei denen eine entsprechende Sanierung möglich ist, bei vielen Bauten lohnt sich die energetische Sanierung aber finanziell nicht. Auch von den Grundrissen entsprechen viele der Gebäude nicht mehr den derzeitigen Anforderungen der Menschen", so Arnold. Bürgermeisterin Silvia Nieber plädiert daher dafür, dass Rat und Verwaltung Pläne erarbeiten, wie die zahlreichen vorhandenen Bauten der 60er-Jahre künftig genutzt werden könnten und wo ein Abriss sinnvoll sei.

Laut Arnold müssten auch die privaten Wohnungseigentümer von der Stadt dafür sensibilisiert werden, ihren Bestand zu modernisieren. Dies trage letztlich dazu bei, ob eine Stadt von potenziellen Neubürgern als attraktiv eingeschätzt werde. Um als attraktiv zu gelten, müsse die Stadt aber auch zu einem im Vergleich zu Nachbarkommunen konkurrenzfähigen Preis Bauland anbieten und es müssten ausreichend Mehrfamilienhäuser gebaut werden.

Das sieht auch die Bürgermeisterin so. "Wir müssen künftig einen attraktiven Mix bieten, um für junge Durchschnittsfamilien und für Hamburger ab 50 Jahre interessant zu sein", sagt Nieber. "Zugleich müssen wir aber auch dafür sorgen, dass unsere Einwohner keinen Grund haben, in andere Städte abzuwandern."