Kita “Wichtelburg“ wird für ihr Engagement in der Förderung der frühkindlichen Bildung im MINT-Bereich ausgezeichnet.

Agathenburg. Wissen Sie, warum in einer Badewanne ein wie ein Tornado aussehender Wasserstrudel entsteht, wenn der Stöpsel gezogen wird? Die Antwort ist ganz einfach: Weil in dem Abflussrohr Luft vorhanden ist, muss ein Druckausgleich erfolgen, damit das Wasser durch das Abflussrohr ablaufen, und die Luft an die Wasseroberfläche gelangen kann. Dies erfolgt über eine kreisförmige Bewegung, die dann den allseits berühmten Wasserstrudel hervorruft.

Es sind Alltagsphänomene wie dieser einfache Wasserstrudel, die Kinder und Erwachsene tagtäglich umgeben. Und das Ergründen dieser kleinen Phänomene ist oftmals der Ursprung für eine lebenslange Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik. Diese Begeisterung soll künftig immer stärker schon bei kleinen Kindern in Kindertagesstätten und in Grundschulen geweckt werden.

Zu diesem Zweck wurde 2006 auf Bundesebene die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" ins Leben gerufen. Die Stiftung wird von der Helmholz-Gesellschaft, McKinsey & Company, der Siemens-Stiftung, der Dietmar-Hopp-Stiftung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt und soll dazu beitragen, den Fachkräftemangel in den Bereichen der Naturwissenschaften sowie Mathematik und Technik zu bekämpfen. Damit das klappt, braucht die Stiftung Partner vor Ort. Die Industrie- und Handelskammer in Stade ist seit August einer dieser Partner. Sie konnte nun die erste Kindertagesstätte im Kammerbezirk, der den Elbe-Weser-Raum abdeckt, offiziell als ein "Haus der kleinen Forscher" auszeichnen.

"Insgesamt mehr als 70 Kindertagesstätten im Kammerbezirk sind an dem Projekt beteiligt, das Kinder für die Wissenschaft begeistern soll. Im Landkreis Stade sind davon 16 Kitas", sagt Bodo Stange von der IHK Stade. Mit der "Wichtelburg" in Agathenburg könne nun die erste Kita für ihr besonderes Engagement bei der Förderung der frühkindlichen Bildung im MINT-Bereich ausgezeichnet werden. Die Kita "Wichtelburg" hat eine Plakette erhalten, für die forschenden Kinder gibt es darüber hinaus eine Kindertheatervorstellung nach Wahl.

Die Preise haben eher ideellen Charakter, dennoch ist das Qualitätssiegel "Haus der kleinen Forscher" begehrt, weiß Stange. "Den Titel bekommt man ja auch nicht einfach so", erklärt Stange. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist, dass zunächst qualifiziertes Personal für die begleitende Forschung in der Kita ausgebildet wird. Danach müssen mindestens zwei Forschungsprojekte mit den Kindern organisiert und erfolgreich umgesetzt werden Das Ganze muss zusätzlich dokumentiert werden, um gegenüber der Stiftung den Erfolg und die langfristige Wirkung der Forschungsarbeit dokumentieren und nachweisen zu können.

Für Kerstin Kiwitt, Leiterin der Tagesstätte, ist das neu erhaltene Gütesiegel mehr als nur eine Metallplakette für den Kita-Eingang. Es sei ein Zeichen für die Wertschätzung der Arbeit, die von den Erziehern zum Wohle der Gesellschaft geleistet werde, auch wenn die eigentlichen Fragestellungen von den Kindern kommen.

"Das ist aber auch das Ziel des Projektes. Die Kinder sollen in ihrem Alltag auf Phänomene stoßen, für die sie eine Erklärung suchen wollen", sagt Stange. Das kann etwa der berühmte Wasserstrudel sein. Das kann aber auch die Frage sein, ob sich ein Schmetterling daran erinnert, was er als Raupe einst gemacht und gegessen hat. Oder die Frage, warum die Seife beim Händewaschen kleiner wird oder Teebeutel Farbe abgeben, wenn sie mit heißem Wasser übergossen werden. "Wir leben in einer Welt, in der wir andauernd mit naturwissenschaftlichen Phänomenen konfrontiert sind und in der technische Gegenstände immer wichtiger werden", sagt Stange. Daher sei es wichtig, frühzeitig ein Verständnis für Naturwissenschaften und Technik zu wecken und über die Jahre aufrecht zu erhalten.

Das sieht auch Gerhard Froelian, Samtgemeindebürgermeister in Horneburg, nicht anders. "Wir müssen natürlich auf die Herausforderungen der Zeit reagieren, wenn wir künftig handlungsfähig bleiben wollen. Das funktioniert hier in Agathenburg zumindest ausgezeichnet", meint Froelian. Für ihn hat die Auszeichnung aber auch eine doppelte Signalwirkung. Zum einen zeige sie, dass das didaktische Konzept der Kindertagesstätte gut funktioniere und zukunftsgerichtet sei. Zum anderen zeige es auch, dass sich die Samtgemeinde insgesamt auf dem richtigen Weg befinde und sich für die kommenden Jahre richtig aufgestellt habe. "Wir hoffen, dass auch unsere Wirtschaft und die Gemeinden von diesem Schub in der Forschung langfristig profitieren", sagt Froelian.

Dafür muss aber noch der zweite Schritt erfolgen, denn das Interesse an der Forschung müsse von der Kita in die Schule nahtlos übergehen, meint Stange. "Wir wollen diese Forschungsimpulse der Stiftung auch in die Grundschulen bringen. Das kann in Form von speziellen Schul-Arbeitsgruppen oder im Ganztagsunterricht erfolgen".