Die Stader Stadtwerke wollen das Grundstück und Bauwerk bis März 2012 veräußern. Die Brüderschaft zieht im Januar in die Altstadt.

Stade. Der ehemalige Gasometer am Stader Hafen soll zu einem modernen Wohnkomplex umgebaut werden. Noch gehört das Grundstück samt Bauwerk den Stader Stadtwerken. Doch es kommt Bewegung in die Planungen. Bis März 2012 soll der Verkauf abgewickelt werden, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born im Abendblatt-Gespräch. Derzeit verhandeln die Stadtwerke mit einem potenziellen Investor.

Die Hansestadt Stade hat die Weichen für den angestrebten Umbau des ehemaligen Gasometers an der Ecke Hansestraße/Harschenflether Weg bereits gestellt. Sie hat einen sogenannten Teilrahmenplan für das etwa 4500 Quadratmeter große Grundstück der Stadtwerke beschlossen. Das heißt, das für den Bereich zwischen Schwinge, Hansestraße und Harschenflether Weg Baugenehmigungen erteilt werden können, wenn Bauanträge gestellt werden.

Doch bevor es soweit ist, werden noch einige Monate vergehen. Zunächst müssen die Stadtwerke das Grundstück an einen möglichen Investor verkaufen. "Wir wollen das Grundstück verkaufen und visieren einen Kaufvertrag für das erste Quartal 2012 an", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Born. Derzeit befindet sich in einem Gebäude am Gasometer eine Heizungszentrale, die die Wärmeversorgung des Schwedenspeichers, der Tourist-Information und der Zentrale der Stadtwerke regelt. Dafür muss nun eine Alternative gefunden werden. Denn die alten Gebäude am Gasometer sollen vor dem Verkauf des Grundstücks auf Kosten der Stadtwerke abgerissen werden.

Wie die neue Wärmeversorgung geregelt wird, wird derzeit geprüft. "Wir streben eine zentrale Wärmeversorgung an", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Born. Eine mögliche Variante ist ein kleines Kraftwerk auf dem Gelände der Stadtwerke, dort wo bisher der Mitarbeiterparkplatz war. Dieses Kraftwerk soll künftig auch den umgebauten Gasometer sowie zwei geplante Neubauten am Gasometer mit Wärme versorgen. Für die Planungen rund um den Gasometer ist der Stader Architekt Assmus Buttge, Geschäftsführer der Plankontor B GmbH, verantwortlich.

Eigentlich sollte der alte Gasometer bereits abgerissen werden, dann wurde er jedoch unter Denkmalschutz gestellt. Daraufhin hat sich Architekt Buttge etwas einfallen lassen. In das Stahlgerüst des ehemaligen Erdgaslagers soll ein Glaskörper hineingestellt werden. So bleibt das technische Baudenkmal erhalten und im Inneren können exklusive Wohnungen entstehen.

Auf insgesamt sechs Geschossen sind Wohnungen mit Loggien geplant. In den unteren beiden Etagen soll ein Parkhaus mit 38 Stellplätzen entstehen. Nach der derzeitigen Planung sollen im Wohnbereich pro Etage fünf Wohnungen entstehen. Neben dem Gasometer sollen noch zwei weitere Gebäude entstehen. Direkt an der Hansestraße sind auf zwei bis drei Etagen Flächen für Gewerbe, Einzelhandel oder Praxen sowie zwölf Wohnungen geplant. Im hinteren Bereich soll zudem noch ein zweites Gebäude mit fünf Wohnungen gebaut werden.

Direkte Auswirkungen hat das Vorhaben am Stader Hafen auf die Kaufleute- und Schifferbrüderschaft. Sie haben derzeit Räume in dem alten Gebäude am Gasometer gemietet. Da dieses abgerissen werden soll, muss die Brüderschaft umziehen. Der Umzug ist für Mitte Januar 2012 geplant. Das bestätigte Günter Duderstadt, Präsidierender Ältermann der Stader Kaufleute und Schiffer, gestern auf Nachfrage.

Die Brüderschaft zieht in ein Haus an der Straße "Goos" in der Stader Altstadt. Dieses Haus gehört Ältermann Detlef Waller. Dort mietet die Brüderschaft Räume unter dem Dach. In diesen können sie künftig mit bis zu 20 Mitgliedern zusammensitzen. "Die neuen Räumlichkeiten sind genauso groß wie unsere bisherigen", sagt Duderstadt mit Vorfreude auf das neue Domizil. "Wir gehören in die Altstadt", ergänzt er mit Blick auf die lange Tradition der Stader Brüderschaft von 1556.

Ärger mit den bisherigen Mietern gibt es für die Stadtwerke also nicht. Das heißt, sie können sich voll auf die weiteren Baustellen konzentrieren. Das Grundstück und der Gasometer müssen für den möglichen Verkauf vorbereitet werden. In den kommenden Tagen und Wochen sollen zunächst Reststoffe entsorgt werden, die sich noch im Gasometer befinden. Wie schnell die Bagger anrücken, um das Gebäude am Gasometer nach dem Auszug der Brüderschaft abzureißen, steht noch nicht fest.

Vorab muss geklärt werden, wo und in welcher Form die neue Heizzentrale entsteht. "Zurzeit suchen wir nach einer wirtschaftlich und ökologisch annehmbaren Lösung", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Born. Wenn all diese Fragen geklärt sind und ein Kaufvertrag mit dem möglichen Investor für das Bauprojekt Gasometer unterschrieben ist, können die erforderlichen Bauanträge gestellt werden.

Bis dann gebaut werden kann, dauert es noch ungefähr zwei Monate. Das Projekt ist ein Startschuss für ein noch größeres stadtplanerisches Vorhaben. In den kommenden Jahren soll die gesamte Harschenflether Vorstadt umstrukturiert werden. Das ist das knapp 30 Hektar große Gebiet zwischen Hansestraße, Harschenflether Weg und der Schwinge.