Landkreis und Städte führen im November das Portal “Bauakte-Online“ ein. Das Verfahren soll dadurch einfacher und transparenter werden.

Stade/Buxtehude. Eigentlich sollte alles bereits in Sack und Tüten sein, doch die Genehmigung für den Hausbau hat die Verwaltung noch nicht erteilt. Die Bagger müssen warten. Telefonate folgen, der Mitarbeiter der städtischen Baubehörde wird beschuldigt, das Verfahren willkürlich zu verschleppen. Dann stellt sich heraus, dass ein Gutachten fehlt, das der Architekt hätte anfordern müssen. Der Zeitverzug - er ist selbst verschuldet.

Solche Szenarien sollen jetzt der Vergangenheit angehören. In Zukunft soll für Bauherren und Architekten alles besser und transparenter werden. Das sagt Landrat Michael Roesberg. Und dies nicht ohne Grund, denn von November an werden die Bauakten der Verwaltungen von Stade, Buxtehude und dem Landkreis im Internet abrufbar sein. Dann erhält jeder Bauherr und jeder Architekt schnell und unkompliziert einen Überblick, etwa über den Verfahrensstand und die noch fehlenden Unterlagen.

"In dem Portal Bauakte-Online wollen wir Architekten und Bauherren einen Service bieten, der die Bauverfahren beschleunigen soll und zudem mehr Transparenz als das bisherige Verfahren bietet", sagt Roesberg. Der Kreis und die beiden Städte Buxtehude und Stade versprechen sich von dem Projekt "Bauakte Online" mehr Bürgerservice und kürzere Bearbeitungszeiten - auch weil die Mitarbeiter der Behörden die Zeit, die sie bisher für Auskünfte am Telefon und Recherchen aufwenden mussten, nun wieder für die eigentliche Aufgabe nutzen können, nämlich der Bearbeitung der Bauanträge.

"Jeder Bauherr kann ganz unbürokratisch einen Zugang zu dem Portal beantragen. Er bekommt dann eine persönliche Kennung für das System und kann dann den Verfahrensstand seiner Projekte abrufen", sagt Roesberg. Der Antragssteller sieht dann auch, welche Behörden an dem Verfahren beteiligt sind, ob die von diesen Ämtern benötigten Gutachten bereits vorliegen und ob diese als positiv beschieden sind, oder nachgebessert werden muss. "An solch einem Verfahren können, je nach Bauprojekt, mehrere Behörden beteiligt sein", sagt der Landrat. So könnten etwa Gutachten der Denkmalschutzbehörde, des Umweltamtes oder des Deichverbandes notwendig sein.

Bisher haben alle Bauantragsteller eine schriftliche Bestätigung und Durchschriften der Dokumente erhalten. Daran werde sich, so Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska, nichts ändern. "Das neue Verfahren ist nur ein zusätzlicher Service und ersetzt nicht die bisherigen Verfahren", sagt Kraska. Bauherren und Architekten könnten aber schneller auf den Verfahrensstand und etwaige Ursachen für Verzögerungen reagieren. Denn laut dem Kreisbauordnungsamt werden in neun von zehn Fällen die Verzögerungen in einem Verfahren nicht von den Behörden verursacht, sondern von den Antragstellern selbst oder externen Beteiligten.

Von den beim Stader Bauordnungsamt eingereichten Bauanträgen sind etwa 85 Prozent unvollständig, in Buxtehude und beim Landkreis sieht es ähnlich aus. "Mancher steht dem Behördenapparat bisher hilflos gegenüber und vermutet dann Behördenwillkür, wenn nicht alles sofort bewilligt wird", sagt Kraska. Dies werde sich mit dem neuen, transparenteren Verfahren hoffentlich ändern, so der Erste Stadtrat.

Auch wenn das Projekt für den Landkreis Stade ein Novum ist, Pionier ist die Region hiermit nicht. In anderen Landkreisen werde dieses Verfahren bereits erfolgreich genutzt, vor allem von den Architekten. 90 Prozent von ihnen schätze und nutze die Möglichkeit, über das Internet die Bauantragsverfahren zu verfolgen. Basierend auf den durchweg positiven Erfahrungen in anderen Kommunen hätten sich der Kreis und die beiden Städte entschlossen, ebenfalls diesen Service künftig anzubieten.

Von der Stader Kreisverwaltung werden jährlich etwa 1200 Bauanträge bearbeitet, in der Hansestadt Stade sind es etwa 600 und in Buxtehude zwischen 400 und 500 Verfahren. Die Kosten für das neue Online-Portal sind im Vergleich zum Nutzen relativ niedrig: 3200 Euro werden im Jahr für Softwarelizenzen gezahlt. Die Wartungskosten liegen bei etwa 600 Euro beim Kreis und etwas niedrigeren Werten in Buxtehude und Stade.

"Wir setzen weiter alles daran, die Verfahren zu beschleunigen", sagt Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur. Deshalb sei das neue Bauportal auch nur ein erster Schritt in dem Bestreben, mehr Transparenz in die Verwaltungsarbeit zu bringen. "Wir wollen künftig den Antragstellern in einem zweiten Schritt auch die Möglichkeit geben, fehlende Dokumente wie Gutachten über das Portal einzureichen, anstatt dies auf dem Postweg zu machen", sagt Roesberg. Die Kreisverwaltung rechnet damit, dass die elektronische Korrespondenz in etwa einem halben Jahr in dem Portal, das über die Webseiten der beiden Städte und der des Landkreises erreichbar ist, zur Verfügung stehen wird. (abendblatt.de)

Mehr zur neuen virtuellen Bauakte unter www.bauportal.landkreis-stade.de/lkstade/index.php