Buxtehude will die wirtschaftlichen Beziehungen zu seiner französischen Partnerstadt Blagnac intensivieren und in Schwung bringen.

Buxtehude. Dieser Besuch wird Folgen haben, da sind sich alle Beteiligten sicher. Zwei Tage lang war eine Delegation aus Buxtehude in der vergangenen Woche in der französischen Partnerstadt Blagnac unterwegs, um über den bereits bestehenden kulturellen und sportlichen Austausch hinaus auch intensivere wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. Das Ergebnis könne sich jedenfalls sehen lassen, erklären jetzt Bürgermeister Jürgen Badur, Wirtschaftsförderin Kerstin Maack und Vertreter des Buxtehuder Wirtschaftsförderungsvereins unisono.

Am konkretesten sind wohl die Vereinbarungen, die die Buxtehuder Hochschule 21 und das Institut Universitaire de Technologie (IUT) in Blagnac, das an die Universität der Nachbarstadt Toulouse angeschlossen ist, getroffen haben. Sieben Punkte hätten sie in gemeinsamen Gesprächen herausgearbeitet, berichtet Kerstin Maack in Vertretung für den erkrankten Hochschulpräsidenten Martin Betzler. Und die sollen möglichst schnell realisiert werden.

So sollen sowohl deutsche als auch französische Firmen regelmäßig Studenten als Praktikanten aufnehmen, ein Dozentenaustausch soll etabliert werden, bei dem Professoren für bestimmte Vorträge jeweils nach Buxtehude oder Blagnac reisen, und auch unter den Studenten soll ein Austausch entstehen, bei dem sie zu Auslandssemestern ins jeweils andere Land reisen. Gerade dieser Punkt müsse aber noch näher abgesprochen werden, da das IUT kein duales Studium mit Praxissemestern kennt, wie es die Hochschule 21 anbietet, sagt Kerstin Maack.

An beiden Einrichtungen sollen darüber hinaus Deutsch- und Französisch-Sprachkurse zum Standardprogramm gehören, es soll einen Erfahrungsaustausch hinsichtlich der Einführung des Master-Studiengangs in Buxtehude geben, außerdem sollen regelmäßige Videokonferenzen den engen Kontakt zwischen den beiden Studieneinrichtungen garantieren. Ein ganz besonderes Augenmerk wollen die Hochschule 21 und das IUT auf das Thema Ambient Assisted Living, auch als Intelligent Housing bekannt, legen.

Unter diesem Oberbegriff werden vor allem technische Hilfen und Wohnkonzepte für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen zusammengefasst. Darunter fallen beispielsweise rollstuhlgerechte Türen oder Alarmsysteme für den Notfall. Die Hochschule 21 hat zum Ambient Assisted Living aktuell mehrere Projekte gestartet und koordiniert im Niederelberaum alle Aktivitäten eines auf drei Jahre angelegten Weiterbildungsprojekts der Handwerkskammer. Da auch das IUT in Blagnac auf diesem Forschungsgebiet sehr aktiv ist, soll die Zusammenarbeit intensiviert werden.

Doch auch auf wirtschaftlicher Ebene soll der Kontakt zwischen den Partnerstädten vorankommen, wie Kerstin Maack betont. "Der Motor ist sicherlich Airbus, aber wir wollten wissen, ob noch mehr geht", sagt sie und spielt damit auf die Ursprünge der Städtepartnerschaft an, die vor 26 Jahren aufgrund der Initiative der in der Luftfahrtindustrie beschäftigten Familien und der Volkshochschule ihren Anfang nahm.

Interesse an einer engeren Partnerschaft mit Frankreich hätten etwa die Firmen Dammann Fahrzeug- und Airporttechnik, Philotech, die im Bereich Systementwicklung und Software tätig sind, und die Firma Reincke Naturfarben, die sogar feststellte, dass nahe Blagnac ein Unternehmen in der Möbel- und Holzindustrie aktiv ist, mit dem sie zusammenarbeiten wollen, sagt Kerstin Maack. Auch auf die Strandkorbmanufaktur habe Buxtehude in Blagnac aufmerksam gemacht. Vielleicht könne das die in Frankreich unbekannten Körbe populärer machen.

Darüber hinaus habe der Toulouser Luftfahrtzulieferer Derichebourg, der in Buxtehude ebenfalls einen Firmensitz hat, angekündigt, eventuell 100 neue Mitarbeiter an die Este zu entsenden. "Das würde für uns natürlich Wachstum bedeuten", sagt die Wirtschaftsförderin. Um den Kontakt zu den französischen Firmen zu halten, veröffentlicht der Buxtehuder Wirtschaftsförderungsverein ab sofort Infos über sein Blagnacer Pendant auf seiner Homepage.

Bei den jährlichen Delegationsbesuchen soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit nun regelmäßig überprüft werden, kündigt Badur an. Gleichwohl räumt er ein, dass die jetzige Initiative ein erster Versuch sei und keine Garantie auf Erfolg bestehe.