Der Landkreis und die Stadt Stade wollen mit viel Geld das 36 Hektar große Naherholungsgebiet im Süden zum Aufblühen bringen.

Stade. Schweres Geschütz ist zurzeit auf der Barger Heide im Einsatz: Auf sieben Hektar des mit 36 Hektar größten Sandheidegebiets im Landkreis Stade sind täglich Bagger und Traktoren unterwegs. Ziel dieses Maschineneinsatzes ist die Grundinstandsetzung der Barger Heide. Das bedeutet: Das Landschaftsbild der Heide soll künftig wieder dem einer typischen Heidelandschaft ähneln.

"Zurzeit leidet die Heide unter einer starken Verbuschung, außerdem stehen überall groß gewachsene Bäume. In diesem Maße gehört beides nicht in das Bild einer Heidelandschaft", sagt Rolf-Peter Meyer, Bauleiter des Projekts. "Wenn wir nicht handeln, übernimmt das Gehölz das Gebiet komplett und in einigen Jahren stünde hier ein Wald." Um dem entgegenzuwirken, startete nun die von der Hansestadt Stade und dem Landkreis Stade ins Leben gerufene Heide-Pflegeaktion.

"Der auf den ersten Blick grob erscheinende Maschineneinsatz ist die einzige Möglichkeit, das weiträumige Heidegebiet als solches zu retten", sagt Helmut Bergmann, Landespfleger beim Kreis-Naturschutz. Vor allem die Spätblühende Traubenkirsche, ein Baum, der ursprünglich aus Nordamerika stammt, habe die typische Heidevegetation über die Jahre hinweg weitflächig verdrängt. Sie müsse nun mit der Unterstützung von Maschinen entfernt werden, sagt Bergmann.

Der Einsatz von "natürlichen" Helfern, wie etwa der Schafsrasse Heidschnucken, die darauf spezialisiert sind, Heideflächen instand zu halten, reicht da nicht mehr aus. Peter Vollmers ist Schafzüchter und beweidet seit 2004 mit 30 seiner Muttertiere Teilflächen der Heide. "Meine Tiere können das Gehölz, das zum Teil die Größe ausgewachsener Bäume angenommen hat, nicht zurückdrängen", erklärt der Schafzüchter.

Auf lange Sicht gesehen, ist der Einsatz der Heidschnucken auf dem gesamten Heidegebiet geplant. Dann, wenn die Maschinen ihre Arbeit getan haben. Bis dahin wird noch eine Zeit ins Land ziehen, sagt Meyer. "Im ersten Schritt entfernen wir das grobe Gehölz. Anschließend nehmen wir fünf bis sieben Zentimeter der Erde, also der Pflanzendecke, ab. So bekommt die Saat der Heide wieder Luft und Licht und kann neu wachsen." Diese neuen, jungen Pflanzen sind dann in ungefähr zwei Jahren so weit, dass sie wieder von Heidschnucken eingekürzt werden müssen, damit der offene Landschaftscharakter einer Heide bestehen bleiben kann. "Der Schafeinsatz läuft dann nach bestimmten Beweidungsplänen und in Rotation ab", sagt Vollmers. "Wenn die Tiere auf die junge Heide Acht geben, dürfte auch kein weiterer Maschineneinsatz mehr nötig sein." Wie sinnvoll der Einsatz der "natürlichen" Helfer ist, zeigt sich schon heute auf den von Vollmers beweideten Arealen.

"Das Landschaftsbild dieser Flächen hat sich bereits sehr verändert", so Vollmers. Das sei offensichtlich. Besucher der Heide können sich zudem auf weitere Veränderungen einstellen. "Da einige einheimische Bäume, wie zum Beispiel die Eiche, stehen bleiben, können sich Spaziergänger auf eine weiträumige Heidelandschaft mit Einzelbäumen freuen", sagt Bergmann. In voraussichtlich zwei Jahren soll die bearbeitete Fläche so schön violett blühen wie die Lüneburger Heide.

Damit die Natur geschont wird und das Wild die Möglichkeit hat, sich aus den bearbeiteten Flächen zurückzuziehen, erfolgt der Einsatz der Maschinen zunächst nur auf einer sieben Hektar großen Teilfläche im Südwesten der Barger Heide. Ende Oktober sind diese Arbeiten erledigt. Die nächsten Schritte der Grundinstandhaltung planen Stadt und Landkreis für die kommenden Jahre. "In zwei weiteren Arbeitsschritten wollen wir andere Teile der Heide bearbeiten", sagt Bergmann. Einen genauen Ablauf- oder Finanzierungsplan gebe es dafür aber noch nicht.

Die Kosten für die Pflegaktion betragen 60 000 Euro. Da das Heidegebiet Teil des EU-Naturschutz-Netzes "Natura 2000" ist, übernimmt die Europäische Union 54 000 Euro der Kosten. Den Rest zahlt die Stadt Stade.