Jorks neuer Bürgermeister Gerd Hubert vom Bürgerverein erklärt am Tag danach: “Ich bin einfach näher dran als andere“.

Jork. Der 11. September war der Tag des großen Erfolges für Gerd Hubert, den neuen Bürgermeister von Jork. "Ich bin einer, der immer beim Treppensteigen drei Stufen auf einmal nimmt, weil ich schnell viel schaffen möchte", sagt der Kandidat des Bürgervereins Jork am Tag nach seiner Wahl. "Nun freue ich mich auf den neuen Job in dem es viel zu tun gibt und bin mir der Bedeutung und Aufgaben bewusst."

Neben der Wahl zum neuen Bürgermeister, bekam Hubert als Kandidat auf dem Listenplatz 1 seiner Fraktion mit 2519 Stimmen einen weiteren Vertrauensbonus der Wähler. Diese Stimmen fallen nun dem Bürgerverein zu, der sie dem nächstfolgenden Kandidaten anrechnen kann. "Wir haben diesen Erfolg gebührend gefeiert und es gab keinen einzigen Wermutstropfen, der unsere Freude hätte trüben können", sagt Hubert.

"Wir haben alles richtig gemacht sind erst spät in den Wahlkampf eingestiegen. Mein Entschluss, zu kandidieren, stand schon im Mai 2010 fest und ich wäre auch gegen Rolf Lühmann angetreten. Dankbar bin ich meinem Superteam vom Bürgerverein, das mit mir den Wahlkampf so erfolgreich gemeistert hat und meiner Familie, die voll und ganz hinter mir steht, zumal ich ja Arbeit und Wahlkampf parallel bewältigen musste."

Von seiner Altländer Drogerie in Jork zum Rathaus sind es zu Fuß nur wenige Schritte, aber für den 61-jährigen Hubert ist es nun noch einmal ein gewaltiger Sprung in eine neue Herausforderung. "Ich bin froh, dass ich das Wahlergebnis in Ruhe zu Hause und im engsten Kreis genießen konnte. Solch einen Erfolg hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet."

Das Geheimnis seines Erfolges sieht Hubert ganz klar in seiner Person: "Ich habe große Nähe zu den Bürgern, bin einfach dichter dran als andere. Viele haben meine bisherige kommunalpolitische Arbeit gewürdigt, mir nach 25 Jahren diesen Erfolg gegönnt."

Die politischen Ziele, etwa Schule, Kindergarten, Sport, mit denen die Kandidaten bei den Wählern punkten wollten, seien im Großen und Ganzen sehr ähnlich gewesen, so Hubert. "Aber Gott sei Dank gibt es in der Kommunalpolitik die Personenwahl", sagt Hubert.

Sprichwörtlich sprachlos waren beide Bürgermeisterkandidaten am Wahlabend in Jork. Als Wahlleiter Rolf Lühmann mit den Ergebnislisten ins Foyer des Rathauses kam, war es das Ende eines nervenaufreibenden Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen dem Kadidaten von CDU und SPD, Matthias Riel und Gerd Hubert vom Bürgerverein Jork. Riel nahm das Ergebnis um 19.09 still zur Kenntnis. 2807 Stimmen haben für ihn nicht gereicht, um das Amt als Verwaltungschef im Jorker Rathaus anzutreten.

Mit 97 Stimmen lag Gerd Hubert vor Riel. Die 2904 Stimmen wiesen ihn mit 50,84 Prozent als Sieger aus.

Jubel gab es im Rathaus zunächst nicht, denn der Wahlsieger hatte zu Hause in aller Ruhe die Wahl verfolgt und war nicht, wie Riel, im Rathaus anwesend.

"Gerd Hubert war sehr angespannt und wollte das Ergebnis, Erfolg oder Niederlage, im kleinen Kreis daheim abwarten", sagte Hans-Günter Cordes vom Bürgerverein, der im Rathausfoyer die Stellung für seinen Fraktionskollegen hielt. Dem Abendblatt sagte Hubert wenige Minuten nach dem amtlichen Ergebnis daheim in seinem Garten: "Ich bin sprachlos, stolz und dankbar."

Gute Gründe für Gerd Hubert gegen 19.20 Uhr doch noch zur Stippvisite und zum Händeschütteln am Rathaus vorbeizuschauen, bevor es zur Wahlparty auf dem Obsthof Lefers ging.

Matthias Riel, ganz in der Haltung des fairen Verlierers, sagte am Wahlabend: "Die Jorker haben gewählt, das Ergebnis entspricht dem Wunsch der Bürger."

Die Vertreter von CDU und SPD waren überrascht und enttäuscht. "Mir war klar, dass es sehr knapp wird, denn der Bürgerverein ist stark in Jork. Aber ich hatte gehofft, dass wir den geringen Prozentvorteil bekommen", sagt Jorks CDU-Vorsitzende Silja Köpcke. Auch Monika Tegtmeyer, Vorsitzende der Jorker SPD, zeigte sich enttäuscht. "Die 97 Stimmen waren das Zünglein an der Waage", so die SPD-Chefin.

Dennoch sei das knappe Ergebnis nicht als Misserfolg zu sehen, denn in vielen Orten, etwa Estebrügge, Hoove oder Moorende, fuhr Matthias Riel ein starkes Ergebnis ein, so Tegtmeyer.

Auch wenn er noch keine offizielle Nachricht vom Wahlleiter Rolf Lühmann bekommen habe, sei seine Freude über den Wahlerfolg und die Vorfreude auf das neue Amt riesig, so Gerd Hubert. "Ich bin zwar kein Verwaltungsmeister, aber eben Bürgermeister. Im Klartext, ich bin kein Verwaltungsmensch, das zu behaupten wäre eine Nummer zu groß. Aber ich habe keine Angst vor der neuen Aufgabe und vertraue auf die konstruktive Zusammenarbeit im Rathaus", sagt Hubert am Morgen nach seiner Wahl. Deshalb werde er sich bemühen, als erste seiner Amtshandlungen persönliche Gespräche mit den Verwaltungsmitarbeitern zu führen.

Die bereits angeschobenen Projekte für Jork, etwa Kindergartenneubau, Umgehungsstraße oder die neue Sportanlage, will Hubert mit der Ratsmehrheit weiter vorantreiben. Um den Haushalt mit einer Verschuldung in Höhe von sieben Millionen Euro nicht unnötig weiter zu belasten, will Hubert im Detail sparen.

"Das fängt damit an, dass wir an öffentlichen Gebäuden auf Luxus und Schnörkel verzichten oder als Gemeinde beim Energiesparkonzept mit gutem Beispiel vorangehen werden." Im Rathaus sei man personell so gut aufgestellt, dass all diese Aufgaben durchaus zu realisieren seien, so der neue Bürgermeister zuversichtlich.