Nach Baustopp in Buxtehude-Hedendorf befürchtet Diedrich Dammann wirtschaftliches Aus. Die FDP will die Hähnchenställe verhindern.

Buxtehude-Hedendorf. Zumindest eines scheint sicher, in dem verfahrenen Streit um die Hedendorfer Hähnchenmastställe: Ihr Besitzer, der Landwirt Diedrich Dammann, hat es wirklich nicht leicht in diesen Tagen. Nachdem er sich monatelang mit einer Bürgerinitiative gegen die geplanten Ställe auseinandersetzen musste, entzog der Landkreis Stade faktisch eine zuvor erteilte Baugenehmigung. Der begonnene Bau ruht mittlerweile, er wird in diesen Tagen gegen Wind und Wette sowie gegen Diebstahl gesichert. Dammann sieht sich in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht und denkt über eine Klage gegen den Landkreis Stade nach, die er eigentlich gar nicht will. Derweil rüsten seine politischen Gegner zum nächsten Schlag: Sie möchten die Ställe, in dem 80 000 Tiere gemästet werden sollen, am liebsten ganz verhindern.

"Für mich ist die Lage existenzbedrohend. Ich muss Kredite bedienen, auf der anderen Seite fehlen die Einnahmen", sagt Diedrich Dammann. Die Bestellung tausender Küken, die eigentlich im Sommer die beiden neuen Ställe beziehen sollten, hat er mittlerweile storniert. Er lässt sich von einer Rechtsanwältin beraten, doch die nächsten Schritte sind alles andere als klar. "Ich überlege, Forderungen gegen den Landkreis geltend zu machen. Aber über eine Klage haben wir noch nicht definitiv entschieden", sagt Dammann. Nach wie vor setzt er auf eine "einvernehmliche Lösung" und betont, dass er sehr konstruktive Gespräche mit den zuständigen Mitarbeitern des Landkreises geführt habe. Doch Dammanns Hoffnung, seine Ställe während des jetzt anstehenden, neuen Genehmigungsverfahrens weiterbauen zu können, hat sich nicht erfüllt. "Außer den Sicherungsmaßnahmen gegen Wetter und Diebstahl können wir nichts zugestehen", sagt der zuständige Kreisbaurat Hans-Hermann Bode.

Demnach wird der Bau noch mindestens bis zum Herbst ruhen. Bis dahin muss der Landkreis einen entscheidenden Teil des Genehmigungsverfahrens nachholen: Die Beteiligung der Öffentlichkeit und der sogenannten "Träger öffentlicher Belange", zu denen etwa Umweltverbände zählen. Weiterhin muss eine sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erstellt werden.

Beim Landkreis hatte man diese Schritte zunächst nicht für notwendig erachtet und im Frühjahr einen "sofortigen Vollzug" der Baugenehmigung angeordnet. Gegen diesen hatte Anne-Dore Völkers, ehemaliges Fraktionsmitglied der Buxtehuder Grünen und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung Niederelbe (AUN), beim Verwaltungsgericht Stade Widerspruch eingelegt. Nachdem das Gericht dem Landkreis signalisierte, dass es diesem Widerspruch stattgeben werde, teilte der Landkreis Diedrich Dammann vor zwei Wochen mit, dass der sofortige Vollzug nicht mehr gelte. Die Krux dabei: Die jetzt notwendige UVP hatte Dammann bereits auf eigene Kosten erstellen lassen. Zudem hatte er dem Landkreis laut eigener Aussage selbst angeboten, das Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchzuführen. Doch ihm sei beschieden worden, dass das nicht erforderlich sei.

"Es gibt zu dem Thema zwei unterschiedliche Rechtsauffassungen", sagt dazu Hans-Hermann Bode. Doch jetzt müsse man der Maßgabe des Verwaltungsgerichts folgen. Der Landkreis bemühe sich, Dammann die Situation so weit wie möglich zu erleichtern. Doch der Spielraum ist eng. "Wir werden das Verfahren so schnell wie möglich durchführen. Es wird spätestens Ende August eröffnet", sagt Bode. Dabei könne die UVP, die Diedrich Dammann bei dem Freiburger Sachverständigen Jörg Oldenburg anfertigen ließ, Verwendung finden. Diese sei in dem Verfahren "die Grundlage", wie Hans-Hermann Bode sagt.

Anne-Dore Völkers kündigt bereits jetzt an, dass man in dem Verfahren "in jedem Fall" Einwendungen erheben werde. Das kündigt auch Bernd Prang an, Sprecher der Hedendorfer Bürgerinitiative gegen die Ställe, die etwa 60 Anwohner vertritt. Wie Anne-Dore Völkers, rechnet Prang kaum noch damit, dass man den Bau letztlich verhindern wird. Doch sie wollen eine wichtige Konzession erwirken: "Wir wollen erreichen, dass in die Abluftkamine der Ställe zumindest Filter eingebaut werden", sagt Prang. Die Mitglieder seiner Initiative befürchten, dass aus den Ställen ansonsten Schadstoffe und sogenannte multiresistente Keime in die Umwelt kommen können. Diedrich Dammann sagt allerdings, dass der Einbau solcher Filter "bisher nicht" vorgesehen ist.

Drei Wochen vor den Kommunalwahlen sind die Hedendorfer Mastställe auch in der Buxtehuder Politik ein wichtiges Thema. Besonders deutlich bezieht hier die FDP Position: "Unser Ziel bleibt es, den Bau zu verhindern", sagt Rudolf Fischer, Fraktionsvorsitzender im Buxtehuder Rat. Das Ziel will er mit einer Änderung des in Hedendorf geltenden Flächennutzungsplanes erreichen. Etwas moderater gibt sich der Grünen-Abgeordnete Michael Lemke: "Wir wollten das Projekt insgesamt nicht. Aber ich glaube nicht, dass man es jetzt noch verhindern kann." Er hält es nun für erforderlich, dass die Ställe mit Filtern nachgerüstet werden. Diese Position wird auch von der SPD und von der CDU geteilt.

Am kommenden Freitag, 26. August, bekommt das Thema eine eigene, politische Arena. Die Hedendorfer Bürgerinitiative hat Politiker aus dem Hedendorfer Ortsrat, dem Buxtehuder Stadtrat und dem Kreistag zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Unter anderem wird der Buxtehuder SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Uwe Hansen teilnehmen, sowie die CDU-Fraktionschefin Arnhild Biesenbach. Weiterhin sind Hans-Albert Kusserow (CDU), Dieter Kröger (Grüne) sowie Rudolf Fischer und Michael Lemke angekündigt. Die Diskussion findet im VSV-Treff an der Feldstraße statt, ist öffentlich und beginnt um 18 Uhr. Bürger können anschließend Fragen stellen.

Ein wichtiger Akteur wird auf dem Podium allerdings fehlen: Diedrich Dammann ist zu der Diskussion nicht eingeladen worden.