Von wegen Super-Sommer... Aber die schlechte Witterung sorgt für Trotzreaktionen und Kreativität bei den Bürgern im Landkreis Stade

Landkreis Stade. Von wegen Super-Sommer. Regen und nichts als Regen gibt es derzeit. Der Traum auf einen Monat voller Sonne, Hitze und Eis essen, er ist für so manch einen geplatzt. Doch ist der Sommer deshalb gleich eine Katastrophe? Mitnichten. Das sagen sich zumindest viele Menschen im Landkreis Stade und feiern trotz des feuchten Wetters den Sommer auf ihre Weise - mit Grillpartys, bunten Sommerfesten und einem Sprung in die Becken der Freibäder. Den Sommer lassen sie sich von den paar Regentropfen jedenfalls nicht vermiesen.

Im Harsefelder Freibad am Quellenweg trotzt man eifrig den Witterungen. Die Besucher kommen zwar nicht so zahlreich wie bei strahlendem Sonnenschein, doch ein Grüppchen von Überzeugungstätern bevölkert dennoch die unlängst renovierte Anlage. Dass dieses Grüppchen gar nicht einmal so klein ist, verdeutlicht Schwimmmeisterin Deborah Ziehm: "Allein bis elf Uhr hatten wir heute schon 100 Gäste", sagt sie. Dafür, dass sich das Bad trotz Wind, Regen und herbstlicher Temperaturen einer gewissen Beliebtheit erfreut, hat sie eine Erklärung: "Wir heizen dagegen an. Unser großes Becken hat 23 Grad, das Nichtschwimmerbecken 25 Grad. Damit ist das Wasser wärmer als die Luft", sagt Deborah Ziehm.

Ähnlich sieht es im Buxtehuder Heidebad aus. "Das Wasser ist bei uns angenehme 24 Grad warm", sagt Betriebsleiterin Sonja Koch. Die Gäste, die morgens und Abends in Schüben kommen, wüssten das warme Nass zu schätzen. "Wir haben immerhin 200 bis 450 Gäste jeden Tag, die trotz des vielen Regens zum schwimmen in das Heidebad kommen", sagt Koch.

Wasser wärmer als die Luft - Sommer von unten, quasi. Dass es sich dabei um einen ganz großen Pluspunkt handelt, bestätigt Ellen Bleck. "Es ist wirklich sehr angenehm, so zu baden. Dann stört auch der Regen nicht. Und nass wird man ja sowieso!", sagt die Rentnerin. Überhaupt kann sie so schnell nichts von ihrer Schwimmleidenschaft abbringen - seit 1970 hält sie dem Harsefelder Freibad die Treue und stattet ihm täglich, zwischen 9 und 10 Uhr, einen Besuch ab. "Dann ist man fit für den Tag. Bei mir geht es nachher im Garten weiter", sagt Ellen Bleck, die erst kürzlich "30 Tannen ausgerissen" hat.

Zu jenen, die den Besuch im Freibad nicht von einem wolkenfreien Himmel abhängig machen, gehört auch Christian Wilfling. Er hat gerade Urlaub und schätzt es da, wenn es im Schwimmbad nicht allzu voll ist. So sieht es auch Ellen Bleck: "Man hat das Becken fast für sich!".

Die Dinge positiv sehen - in dieser Disziplin üben sich derzeit auch Nicolas Marin und Sören Frenzel. Die beiden 18-Jährigen wohnen derzeit in einem Zeltlager der Jugendfeuerwehr, direkt neben dem Harsefelder Freibad. Da sie ohnehin nass werden, haben sie sich nun dazu entschieden, ein paar Bahnen in den Becken zu ziehen. "Wir haben gedacht, wir bewegen uns mal n' bisschen", sagt Nicolas Marin. Dafür, etwas Besonderes aus dem Tag zu machen, gibt es einen Anlass, schließlich ist es Sörens Geburtstag. Wind und Regen scheinen die Laune nicht zu trüben, zumal die Witterung ja auch einen Vorteil hat. Bei der eher überschaubaren Gästezahl kommt den beiden eine umso größere Aufmerksamkeit seitens der Schwimmmeisterin zu. Diese hat bereits gemerkt, dass es sich um einen besonderen Tag handelt - "Jungs, wollt ihr n' Kaffee?", tönt es aus dem Kassenhäuschen.

Kaffee wird es auch beim diesjährigen Sommerfest der CDU Deinste/Helmste geben. Das findet am Sonnabend von 14 bis 19 Uhr statt. Trotz des wechselhaften Wetters lassen sich die Organisatoren die Laune nicht verderben. Sie haben allerdings reagiert. Eigentlich sollte die Veranstaltung in der Sandkuhle in Helmste-Sandkrug stattfinden. Doch das Fest wurde verlegt. Es findet jetzt in den Hallen an der Böberstroot 5, hinter der alten Zimmerei statt. Das teilte Simone Lehnigk-Motzkau vom Organisationsteam am Freitag mit. Alle Plakate sind bereits mit einem Aufkleber versehen worden, der auf den neuen Ort hinweist.

Ein ursprünglich geplantes Beach-Volleyball-Turnier gibt es nicht. Dafür wird in den Hallen Sand aufgeschüttet und Tore aufgebaut, wo Beachsoccer gespielt werden kann. Neben Kaffee und Kuchen gibt es selbstverständlich auch Bier und Bratwurst. Die Bratwurst steht am Sonnabend auch auf Krautsand im Mittelpunkt des Interesses. Von 14 Uhr an grillen die Teams um den Titel bei der achten offiziellen Grill-Weltmeisterschaft - bei Wind und Wetter. "Der Willen zum Grillen ist da", sagte Organisator Dirk Ludewig am Freitag. Wenn es regnet können sich die Zuschauer unter einem Zeltdach unterstellen. So leicht haben es die Grillathleten nicht, sie müssen im Freien um die Wette brutzeln. Ludewig versucht bis zum Wettkampfbeginn noch Regencapes für die Teilnehmer zu organisieren.

Einen Vorteil haben die Titelverteidiger aus dem vergangenen Jahr. Die Country-Freunde Kehdingen grillen nie ohne ihre Westernhüte. "Sie haben also den besten Schutz vor dem Regen", sagt Ludewig und lacht. Er lässt sich trotz der schlechten Wetterprognosen nicht entmutigen, obwohl er und die Besucher des Sommerfestes auf Krautsand schon seit drei Jahren mit den Wetterkapriolen leben müssen. "Wir machen immer das beste daraus", so Ludewig.

Das gilt auch für die Gäste der Disco auf der Wiese im Zuge des Jungschützenfestes. "Letztes Jahr tanzten 300 Leute im Regen auf der Wiese", so Ludewig. Ein wenig Sorgen mache dem Organisator allerdings der geplante Inselflohmarkt, der am Sonntag um 9 Uhr direkt am Anleger beginnt: "Der steht und fällt mit dem Wetter."