Diedrich Dammann aus Buxtehude öffnet die Tür zu seiner umstrittenen Hähnchenmastanlage. In Planung: Erweiterung auf 160 000 Tiere.

Buxtehude-Hedendorf. Im Vorraum des Stalls ist das Piepsen schon zu hören. Als Diedrich Dammann die Tür zu der Halle mit den fast 40 000 Tieren öffnet, ist die Aufregung bei den jungen Hähnchen groß. Sie fliehen in alle Richtungen und stolpern übereinander, damit sie nicht etwa von einem Stiefel des Landwirts erwischt werden.

Zwei Ställe mit insgesamt fast 80 000 Tieren betreibt der 52-jährige Hedendorfer, gegen den sich derzeit der Zorn vieler seiner Mitbürger richtet. Seine Pläne, die Mastanlage um zwei weitere Ställe auf 160 000 Hähnchen zu erweitern, stößt bei den anderen Bewohnern des Ortes auf offenen Widerstand. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet, die jetzt mit Hilfe eines Anwalts prüfen will, welche Möglichkeiten es gibt, die neuen Ställe zu verhindern.

Diedrich Dammann weiß, dass er der Kritik nur mit Transparenz begegnen kann. Er biete jedem Bürger an, sich einen Einblick in die Hähnchenmast zu verschaffen, sagt er. Denn zu verstecken habe er nichts, er halte sich an alle bestehenden Auflagen und an gängiges Recht.

Drei Wochen alt sind die Tiere, die derzeit im 1600 Quadratmeter großen Stall leben. 30 Prozent von ihnen werden in zehn Tagen verladen, wenn sie ein Gewicht von etwa 1600 Gramm erreicht haben. "Das sind dann die klassischen Grillhähnchen, die ganz bleiben", sagt Dammann, der mit dem Unternehmen "Wiesenhof" kooperiert. Die anderen Tiere, also der Großteil von 70 Prozent, bleiben noch acht Tage länger, bis sie mehr als zwei Kilogramm wiegen. Sie werden später nicht am Stück verkauft, sondern Teile von ihnen landen als Hähnchenschenkel oder Hähnchenbrustfilet in der Kühltruhe. Für bis zu acht Euro das Kilo.

Um die Tiere im Stall einzufangen, kommen extra Fangtrupps von sechs bis acht Männern nach Hedendorf, die etwa eine Stunde dafür brauchen, die Vögel in die Lkw-Container zu verfrachten. Stress für die Tiere? Das kann schon sein, aber Diedrich Dammann sagt: "Unsere Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass sich die Tiere wohlfühlen." Einmal morgens und einmal abends geht er gemeinsam mit seiner Frau Petra durch die zwei Ställe und überprüft den Zustand der Hähnchen - unter denen übrigens auch Hühnchen sind. Die Tiere verlassen noch vor der Geschlechtsreife den Stall.

Unumwunden gibt Dammann zu, dass er täglich mehrere tote und verletzte Tiere aufsammelt und von der Gruppe "selektiert", wie es heißt. "Wir liegen bei einem Verlust von zwei bis drei Prozent", sagt er. Ein gängiger Wert in der Hähnchenmast. In einem offiziellen Aufzuchtbericht werden diese Verluste ebenso eingetragen wie Informationen darüber, welche Medikamente die Tiere von dem Veterinär erhalten haben, der regelmäßig vorbeikommt.

Haben die Hähnchen nach 38 bis 40 Tagen den Stall verlassen, reinigt Dammann den Boden und verteilt neues Stroh. Er hat dann einige Tage Leerlauf, bis wieder neue Küken geliefert werden. "Wir bekommen alle sieben Wochen neue Tiere."

Die Temperatur im Stall liegt bei 26 Grad. "Bei den ganz kleinen Küken heizen wir auf 35 Grad, und bei den Großen auf 21 Grad", erklärt der Landwirt. Gelüftet wird über mehrere Außenklappen, außerdem sorgt eine Befeuchtungsanlage im Sommer dafür, dass die Temperaturen nicht ins Unermessliche steigen. Das Futter kommt über ein Fördersystem von außen in den Stall hinein und verteilt sich längs durch die ganze Halle hindurch.

Etwa 500 000 Euro würde ein neuer Stall kosten, erzählt er. Der Umsatz seiner zwei bestehenden Ställe liegt bei zirka einer Million Euro. Mit dem Gewinn sieht es hingegen schon wieder anders aus, der Betrieb ist zurzeit nicht kostendeckend. Auch er hat den Dioxinskandal zu spüren bekommen.

Die Erweiterung der Mastanlage um zwei weitere Ställe sei notwendig, um den Betrieb für die Zukunft aufzustellen, sagt Dammann, der außerdem noch Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben anbaut. Wenn sein Sohn mit einsteigt, sollen bald vier Familien davon leben.

Dammann sagt, er bemühe sich, die Belastung für die Hedendorfer Bevölkerung möglichst gering zu halten. Trotzdem ist er sicher, dass allzu viel Geruchsbelästigung von seinem Stall gar nicht ausgehen kann. "Wir haben fast immer Nordwest-Wind." Und da die Anlage südlich von Hedendorf liege, könne im Ort eigentlich nur selten etwas zu riechen sein.

Mit dem Bau der neuen Ställe würde er gerne möglichst bald anfangen, sagt er. Ob er mit einer Klage der Bürgerinitiative rechnet? Dammann zuckt mit den Achseln. "Ich weiß es nicht."