Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg, unterstützt die Kritik der Landräte an der Neuordnung.

Winsen/Lüneburg. Jetzt kritisiert auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg die kürzlich bekannt gewordenen Pläne der Bundesagentur für Arbeit. Wie berichtet, will sie eine bundesweite Umstrukturierung ihrer Agenturen durchführen. Damit einher geht auch eine Neuordnung der Zuständigkeitsbereiche. So soll ab 2012, dann soll die Strukturreform greifen, unter anderem der Landkreis Harburg nicht mehr zur Agentur für Arbeit in Lüneburg gehören, sondern an Stade angegliedert werden. Harburgs Landrat Joachim Bordt (FDP) nannte diese Plan bereits "unsinnig und nicht durchdacht". Es würden hier gut funktionierende Strukturen schlichtweg zerschlagen. Auch seine Kollegen aus Stade, Michael Roesberg (parteilos), und Lüneburg, Manfred Nahrstedt (SPD) halten die von der Bundesagentur für Arbeit angedachten Strukturreform für fehlerhaft und überflüssig.

"Durch die größeren Verantwortungsbereiche der Agenturen wären die Entscheider künftig weiter weg von der Wirtschaft in der Region", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Zeinert weiter: "Je stärker Unternehmen von Arbeits- und Fachkräfteproblemen betroffen sind", desto wichtiger sei der direkte Kontakt zur Agentur für Arbeit, der jetzt, bei dem bestehenden Zuschnitt der Agenturen vorhanden sei. Zeinert: "Ich unterstütze die Kritik der Verwaltungsspitzen an dieser Reform voll und ganz."

Er habe wenig Verständnis für die geplante Verlagerung der Zuständigkeit für den Landkreis Harburg vom Agentursitz Lüneburg nach Stade, so der IHK-Geschäftführer. Zeinert: "Hier wurde offenbar am grünen Tisch und vollständig vorbei an den Realitäten geplant." Die Beziehungen des Landkreises Harburg zum Landkreis Lüneburg seien in nahezu allen Bereichen wesentlich intensiver als in den Landkreis Stade. "Sowohl Harburg als auch Lüneburg gehören zum selben IHK-Bezirk, zum selben Arbeitgeberverband-Bereich, zur selben DGB-Region und zum selben Arbeits- und Sozialgerichtsbezirk", so Michael Zeinert. Mit der Reform würden auch diese gewachsenen Beziehungen konterkariert, so die Befürchtungen der Industrie- und Handelskammer.

Landrat Bordt hatte nach Bekanntwerden der Pläne zur Strukturreform der Bundesagentur in Nürnberg angekündigt, "alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel und Wege auszuschöpfen, um diese unsägliche Reform in Bezug auf den Landkreis Harburg zu verhindern". Bordt: "Wenn eine Neuzuordnung für den Landkreis Harburg Sinn machen würde, dann in Richtung Hamburg. Denn wir und auch Lüneburg sind wirtschaftlich nach Hamburg orientiert, dort ist ein großes Arbeitsplatzpotenzial für uns."

IHK-Geschäftsführer Zeinert sagte, er sehe auch die Pläne, eine eigenständige Agentur für Arbeit zu installieren, überaus kritisch: "In den Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg wird der Fachkräftemangel früher sichtbar und wird sich gravierender auswirken, als in en umliegenden Kreisen." Daher müsse der Standort "eigentlich gestärkt werden, um Modellprojekte für neue Arbeitsmarkt-Dienstleistungen zur Fachkräftesicherung zu entwickeln und zu erproben."