Stader Arbeitsvermittler sollen auch für Harburger zuständig sein. Michael Roesberg und seine Amtskollegen protestieren dagegen.

Stade/Winsen. Die Landräte aus Stade, Lüneburg und Harburg kritisieren die angekündigten Reformpläne für den Zuschnitt der Arbeitsagenturen aufs heftigste. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) plant bundesweit neue Zuständigkeitsbereiche für ihre Agenturen. Nach den Plänen des Ministeriums soll der Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagentur in Stade um die Landkreise Harburg, Cuxhaven, Rotenburg an der Wümme und Osterholz erweitert werden.

Die jetzigen Außenstellen, darunter auch Winsen und Buchholz, die derzeit zur Arbeitsagentur Lüneburg gehören, sollen zwar erhalten bleiben. Für bestimmte Dienstleistungen wäre dann künftig aber nur noch die Hauptstelle in Stade zuständig. Harburgs Landrat Joachim Bordt reagierte mit "großer Verwunderung und Unverständnis" auf die Pläne der Bundesagentur. Bordt: "Da sollen gewachsene und bewährte Strukturen nach Gutsherrenart und ohne Not zerschlagen werden." Für Bordt ist unklar, welche Vorteile die Reform etwa für den Landkreis Harburg und seine Bürger bringen solle.

Auch Stades Landrat Michael Roesberg kann den Plänen nichts Gutes abgewinnen. "Dieser Vorschlag stößt auf völliges Unverständnis und Kopfschütteln", sagt Michael Roesberg. "Eine Agentur für Arbeit komplett auf die genannten fünf Landkreise zu beziehen, das ist mit Blick auf den Arbeitsmarkt und bezogen auf verwaltungsbürokratische Strukturen Unsinn, der da diskutiert wird."

Roesberg ist auch darüber verärgert, dass die Landkreise über die Presse von den neuen Zuschnitten erfahren haben und nicht vorab von der Zentrale in Nürnberg informiert wurden. Der Landrat hat angekündigt, sich deshalb mit einem Protestbrief an die BA in Nürnberg wenden zu wollen. "Ich bin auch gespannt, wie die Arbeitgeberseite und die Gewerkschaften auf diese Situation reagieren", erklärt der Stader Landrat.

Landrat Bordt ist ebenso empört wie Roesberg. "Die vorläufigen Planspiele der BA sind mit den Landkreisen nicht abgestimmt. Die Bundesagentur für Arbeit soll sich auf ihr Kerngeschäft, die Arbeitsvermittlung, konzentrieren, statt sich mit ständigen Reformen selbst zu beschäftigen."

Nach Ansicht des Landrates wirkt der neue Gebietszuschnitt "strukturpolitisch gesehen wenig durchdacht". Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Landkreis Harburg seien auf die Metropolregion Hamburg ausgerichtet. Da mache für den Kreis Harburg, so Bordt, ein gemeinsamer Agenturbezirk mit einem stark nach Bremen orientierten Landkreis wie Osterholz wenig Sinn. Die ungewöhnlich scharfe Kritik aus dem Winsener Kreishaus richtet sich auch gegen die Größe der von der BA geplanten Gebietszuschnitte. Bordt: "Da hat der Moloch BA in Nürnberg einen wahren Moloch von Arbeitsagenturbezirk ausgebrütet."

Landrat Roesberg ergänzt, dass es zwar richtig sei, sich an den Landkreisgrenzen zu orientieren, die jetzt vorgeschlagene Zuschnitte seien aber so groß, dass die Agenturen eventuell ihre Aufgaben nicht mehr sinnvoll erfüllen könnten. Zudem habe der Arbeitsmarkt im Kreis Cuxhaven wenig mit jenem in Harburg oder Osterholz-Scharmbeck gemeinsam.

Seit mehr als zehn Jahren würden die Agenturen umorganisiert. "Heerscharen von Mitarbeitern sitzen in Nürnberg und beschäftigen sich nur mit solchen Fragen. Dafür habe ich kein Verständnis mehr", so Roesberg. Er fordert eine Auflösung der Zentrale in Nürnberg, um eine nachhaltige und sinnvolle Neuorganisation der BA, die die größte Behörde in Deutschland ist, zu ermöglichen. Die Aufgaben der Nürnberger Zentrale sollten künftig auf die Bundesländer übertragen werden. Roesberg: "Ich bin überzeugt, dass die Länder die Aufgaben besser erledigen können."

Manfred Nahrstedt, Landrat im Landkreis Lüneburg, zeigte sich ebenfalls wenig erfreut über die Pläne der Bundesagentur. Bordt will sich, wie sein Amtskollege Roesberg, direkt an den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit wenden. Außerdem will er die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis Harburg, Michael Grosse-Brömer (CDU) und Nicole Bracht-Bendt (FDP) für das Thema sensibilisieren. Bordt: "Ich werde alle mir möglichen Hebel in Bewegung setzen, um die Entscheidung in der BA zu verhindern."