Der Besitzer des Parkhotels Stader Hof will rechtlich gegen den Bebauungsplan der Hansestadt Stade vorgehen und den neuen Luxusbau verhindern.

Stade. Vinco Topic ist sauer. Dem Inhaber des Parkhotels Stader Hof soll ein Luxushotel sprichwörtlich vor die Nase gesetzt werden. Stades Politiker haben den Weg für das Millionen-Projekt am Stadeum bereits geebnet. Doch Topic und seine Frau Nadine wollen sich wehren. "Wir wollen zeitnah klagen", sagt der Hotelier und beruft sich auf bestehende Verträge.

Vor 15 Jahren kam Vinco Topic nach Stade. Der heute 59-Jährige kaufte das Hotel an der Schiffertorsstraße vom Bremer Bauunternehmer Klaus Hübotter, der es 1990 gebaut hatte. Als das Hotel verkauft werden sollte, musste Topic nicht lange überlegen. "Es ist ein schönes Hotel mitten im Park gelegen in einer schönen Stadt", sagt Topic heute. Somit zog es den Hotelier aus dem Süden nach Norddeutschland. Zuvor war Topic unter anderem Direktor des Hotels Sheraton in München.

Doch jetzt fürchtet er um sein Hotel. Der Unternehmer Victor Dahdaleh will ein Luxushotel nur wenige Meter vom Parkhotel Stader Hof entfernt bauen. Das 4,39 Hektar große Grundstück hat er bereits von der Stadt gekauft. Stades Politiker haben den Weg für den Neubau bereits freigemacht, ein Bebauungsplan (B-Plan) wurde aufgestellt. Doch Hotelier Topic sieht seine Rechte verletzt und möchte klagen.

Zum einen beruft er sich auf bestehendes Erbbaurecht, dass Topic von seinem Vorgänger übernommen hat. Laut Topic bestehe dadurch eine Schutzgarantie, dass die Wirtschaftlichkeit des Hotels erhalten werden müsse. Weiterhin sei ein Vertrag unterschrieben worden, mit dem sich Stadt und Hotelier gegenseitig absichern. Zum Beispiel dürfe Topic das Grundstück nur für ein Hotel nutzen und nicht etwa ein Kaufhaus errichten.

"Wir haben einen Vertrag unterschrieben. Sonst hätte ich das Hotel nie gekauft", sagt Topic. Wegen des bestehenden Erbbaurechts und dem Vertrag sieht sich Topic im Recht und werde dieses nun einklagen. Er sieht mit dem neuen Luxushotel direkt vor seiner Tür die Existenz seines Betriebes gefährdet. "Das ist Kannibalismus, der hier betrieben wird", sagt Topic. Diese Existenzangst herrsche auch bei seinen 60 Angestellten.

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"Ich versuche, meine Mitarbeiter zu beruhigen, aber die Situation ist alarmierend", sagt Topic. Rückendeckung bekommt er vom Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verband (Dehoga). "Mit dem geplanten Hotel entstehen Überkapazitäten in Stade", sagt Lutz Feldtmann, Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbandes. Bis zu 141 Zimmer sollen in dem neuen Hotel der Kategorie 4-Sterne-Plus entstehen.

Derzeit gibt es in der Hansestadt etwa 420 Zimmer. Neben dem Parkhotel mit 100 Zimmern gibt es in der 4-Sterne-Kategorie noch das Ramada Hotel Herzog Widukind an der Großen Schmiedestraße mit 45 Zimmern. einer von der Stadt Stade in Auftrag gegebene Hotelbedarfsanalyse der Lübecker Cima Beratung + Management GmbH erfüllen diese beiden Häuser allerdings nicht alle Kriterien für eine 4-Sterne-Klassifizierung. Das sieht der Dehoga anders und stuft beide Häuser in die 4-Sterne-Kategorie ein. Kreisvorsitzender Feldtmann sieht deshalb dieses Segment als gesättigt an.

"Das Angebot wäre größer als die Nachfrage", sagt Feldtmann. Zwar gebe es einige Monate, in denen die Zimmer in Stade gut ausgelastet seien, allerdings sei das nicht das ganze Jahr über der Fall. Während es zum Beispiel zwischen Juli und Mitte Oktober besonders gut laufe, sei die Auslastung zwischen Januar und März weniger gut. Nach Auswertung des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen lag die Bettenauslastung in der Hansestadt Stade für Betriebe mit mehr als neun Betten und Campingplätze mit mehr als vier Stellplätzen im Jahr 2009 bei 29,4 Prozent, 2010 waren die Stader Betten zu 30,6 Prozent ausgelastet.

Bei einem Hotel im 5-Sterne-Plus-Segment sehe die Situation laut Feldtmann jedoch anders aus. In diesem Bereich wären in Stade noch Kapazitäten vorhanden, sagt Feldtmann.

Doch Pläne für ein 5-Sterne-Hotel sind nach Abendblatt-Informationen längst vom Tisch. Laut Studie der Cima bestehe ohnehin seitens der Betreiber in mittleren Städten häufig der Wunsch, keine Ausweisung für ein 5-Sterne-Haus zu machen. Der Grund sei eine abschreckende Wirkung auf bestimmte Gästegruppen. In Stade könnte der Investor jetzt einen Bauantrag stellen, was bislang noch nicht geschehen ist. Bevor dann eine Baugenehmigung erteilt wird, vergehen etwa drei Monate.

Vinco Topic möchte bereits zeitnah klagen. Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska sieht der möglichen Klage gelassen entgegen. Schließlich habe die Stadt den Sachverhalt vorab gründlich geprüft. "Wir glauben, dass wir gute Arbeit gemacht haben", sagt Kraska. Zwar handele es sich um ein Erbbaugrundstück und es bestehe auch ein Vertrag, was man aus diesem ableiten kann, sei jedoch offen, sagt Kraska.

Das müsse letztlich das Gericht entscheiden. Topic hatte vor einigen Jahren bereits gegen einen ersten Bebauungsplan geklagt. Das zuständige Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat dazu jedoch bislang noch keine Entscheidung getroffen.