Der Verwaltungsjurist Bernhard Stüer argumentiert, dass die geplante Trasse der Autobahn gegen Vogelschutzrichtlinien verstoße.

Stade/Hipstedt. Die Kritiker des Baus der Autobahn A 20, die auch von Oldendorf über Bremervörde bis nach Drochtersen führen soll, sehen sich bestätigt. Ein Gutachten des Fachanwalts für Verwaltungsrecht und Honorarprofessors an der Universität Osnabrück, Bernhard Stüer, hat nun im Bereich des Vogelschutzgebietes "Marschen am Jadebusen" festgestellt, dass die favorisierte Trassenlinie dort gegen die Vogelschutzrichtlinien verstoße. Zuvor hatten bereits Umweltverbände und mehrere Bürger schwerste Bedenken gegen die im Bereich Jadeberg gelegene Variante West 2 im Raumordnungsverfahren geäußert.

Wie die Bürgerinitiative gegen die A 20 mitteilt, müsse nach Ansicht des Sachverständigen, so wie es das Bundesumweltministerium ebenfalls fordert, die südlicher gelegene Variante West 3 für den Bau der Küstenautobahn verfolgt werden. Nur so könne ein ausreichender Umweltschutz gewährleistet werden. Die Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die für die Planungen vom Emsland bis in den Landkreis Stade hinein zuständig ist, hat sich bisher landesplanerisch auf die nördliche Variante West 2 festgelegt.

Die Umweltverbände BUND und Nabu haben laut BI-Sprecher Uwe Schmidt zwischenzeitlich eigene Rastvogelgutachten in Auftrag gegeben, die die Einwände der Bürgerinitiative und des Sachverständigen bestätigten würden. Sollte die Landesbehörde weiterhin auf der Variante 2 beharren, so würde dies nach Ansicht der BI die Planungssicherheit gefährden, da eine Klagewelle gegen den Autobahnbau einsetzen könnte.

Laut Schmidt zeige diese Auseinandersetzung einmal mehr, dass das Autobahnprojekt nicht allgemeinverträglich und mit zu hohen Risiken verbunden sei. "Noch steht die Planung ganz am Anfang und es gibt viele Möglichkeiten, den vergleichsweise geringen Verkehr im Planungsraum schneller, kostengünstiger und umweltschonender zu ordnen, als durch eine Milliarden teure Autobahn", so der Sprecher der Bürgerinitiative. Die BI hatte 2010 einen Alternativplan zur Küstenautobahn erstellt, indem ein kostengünstiger Ausbau von Bundesstraßen und Landstraßen, gepaart mit einem Ausbau des Schienennetzes und der Häfen vorgeschlagen wurde, um die Belastungen für Kommunen und Natur gering zu halten. Der Plan wurde vom Bundesverkehrsministerium nicht aufgegriffen.