Mit Schallkanonen will die Gemeinde Neu Wulmstorf Tiere in einem Vogelschutzgebiet vor streunenden Haustieren schützen.

Neu Wulmstorf. Ein in Deutschland bisher einzigartiges Pilotprojekt zum Schutz eines EU-Vogelschutzgebietes hat in der niedersächsischen Gemeinde Neu Wulmstorf bei Hamburg begonnen: In einer zwei Jahre dauernden Testphase sollen elektronische Scheuchgeräte streunende Katzen fernhalten, die Jagd auf den streng geschützten Wachtelkönig oder seine anderen seltenen Artgenossen machen könnten. Nähert sich ein gefräßiger Stubentiger, stößt der Ultraschallsender für Tierohren schmerzhafte Töne aus und jagt die Katze davon. Menschen dagegen können den Hochfrequenzton nicht hören.

Die Technologie soll eine neu entstandene Sicherheitslücke zwischen EU-Vogelschutzgebiet "Moore bei Buxtehude" und einem benachbarten Neubaugebiet in Neu Wulmstorf schließen. Die neu gebaute Zufahrt von der vor Kurzem für den Verkehr freigegebenen Ortsumgehung in das Baugebiet gilt als Einfallstor für Raubzüge streunender Katzen in das Wachtelkönigreich. Bis zu 1000 Meter legen die Haustiere zurück, um Beute zu machen. Vier Ultraschallgeräte bilden jetzt einen akustischen Sperrriegel an der etwa 20 Meter breiten Zufahrt. Zwei weitere "Schallkanonen" kommen in Kürze hinzu.

Das Vogelschutzgebiet selbst wird streng nach EU-Standard von drei Meter breiten Wassergräben rund um das Baugebiet abgeriegelt. Ohne das Grabensystem hätte das Wohnviertel nicht entstehen dürfen. Hintergrund: Wenn neue Wohngebiete auf EU-Vogelschutzgebiete treffen, gilt es mittlerweile schon als europäischer Standard, dass sogenannte "Katzengräben" zwischen Siedlung und Vogelreich gezogen werden müssen.

Damit mit der neuen Zufahrt keine Brücke für Katzen in das Vogelschutzgebiet entsteht, hätten die Gemeinde Neu Wulmstorf und der Träger des Baugebiets zusätzliche, etwa zwei Millionen Euro teure Gräben bauen müssen. Der Bau einer Fahrzeugschleuse wäre eine Alternative gewesen. Die Katzenscheuchanlage ist deutlich preiswerter: Nur rund 2000 Euro kosten die Ultraschallsender und ihre Installation.

Die neuartige Artenschutztechnologie stammt aus Großbritannien. Die elektronischen Scheuchgeräte des Typs "CatWatch", optisch eine Mischung aus Gartenleuchte und Lautsprecherbox, hat Dr. Ulrich Mierwald vom Kieler Institut für Landschaftsökologie der Gemeinde empfohlen. Laut dem Experten habe die britische "Royal Society of Protection of Birds" die Ultraschallsender mit Erfolg getestet.

Während der Testphase in Neu Wulmstorf kontrolliert ein Außendienstmitarbeiter des Bauamtes die Ultraschallgeräte und protokolliert alles Auffällige. Einmal im Jahr berichtet die Gemeinde dem Landkreis.