Ganz Buxtehude diskutiert über den geplanten Umbau der Kirche St. Petri

Buxtehude. Winterkirche - ja oder nein? Diese Frage spaltet nicht nur Mitglieder und Kirchenvorstand der St.-Petri-Kirchengemeinde, sondern mittlerweile ganz Buxtehude. Darf eine kunstgeschichtlich nahezu einzigartige gotische Backsteinhallenkirche, die 1296 erstmals urkundlich erwähnt wurde, so umgebaut werden, dass der historische Charme verloren geht? Sie darf, findet der Kirchenvorstand und steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Doch auch die Gegner der Umbaupläne haben Unterstützer.

"Der Charakter der Kirche wird total zerstört", ist sich Evelyn Holdschuh aus Buxtehude sicher. Die Estestadt habe nicht gerade viele Kirchen. Da sollte man die schönste, nämlich St. Petri, auf jeden Fall so erhalten, wie sie ist. "Die anderen Kirchen schaut sich doch niemand an, weil die viel zu modern sind", sagt sie. Gerade für Touristen sei die Petrikirche eine echte Attraktion.

"In Bayern wäre das undenkbar", fügt ihr Lebensgefährte hinzu. Dort werde das Alte bewahrt und nicht modernisiert. Und das Argument, dass die Kosten für das Beheizen der ganzen Kirche zu hoch seien, zählt nach Meinung der beiden ebenfalls nicht. "Wer im Winter im Mantel in die Kirche geht, behält den sowieso an", sagt Evelyn Holdschuh. Deshalb brauche es gar nicht so warm sein.

Zur Not könne man im Winter die Gottesdienste ja auch in der jetzigen Turmkapelle abhalten, sagt Gisela Thoms. Dort sei genügend Platz. Dass der Kirchenvorstand die Umbaupläne gegen den Mehrheitswillen der Gemeindeversammlung vorantreibt, findet sie nicht richtig. Zudem befürchtet sie, dass sich der Orgelklang verändert. "Es gehen doch so wenig Leute in die Kirche", sagt Hanna-Maria Blaschke. Da lohnt es sich ihrer Meinung nach gar nicht, überhaupt noch Umbauten in Angriff zu nehmen. Sie findet, dass man deshalb lieber alles so lassen sollte, wie es bislang ist.

Genau zu diesem Punkt haben Margot und Hans Bauer eine vollkommen andere Meinung. Die zwei gehören zwar zur katholischen Kirchengemeinde, wohnen aber ganz in der Nähe der Petrikirche. "Überall werden Kirchen zugemacht oder umgewidmet", sagt Margot Bauer. Damit überhaupt noch jemand zu den Gottesdiensten komme, sollte das Gebäude so gemütlich wie möglich sein. Der Einbau einer Winterkirche wäre deshalb genau der richtige Schritt, findet sie. "Dort würden die Menschen dann nicht mehr so verteilt sitzen wie in der großen Kirche."

Man müsse mit der Zeit gehen, fügt ihre Tochter Kerstin Baumgarten hinzu. Die Energiekosten steigen, die Kirchen werden leerer, darüber könne eine Kirchengemeinde nicht einfach hinwegsehen. Sie müsse reagieren. Außerdem gingen viele von denen, die gegen die Umbaupläne seien, sowieso nicht in die Kirche, ergänzt Margot Bauer.

Es gebe nun mal zwei Meinungen zu diesem Thema, sagt ein 80 Jahre alter Kirchgänger, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte - aus Angst, in eine Ecke gedrängt zu werden. Die einen sorgen sich um das Historische und den Orgelklang, die anderen sehen ganz pragmatisch die Notwendigkeit eines neuen Kirchenraumes. Denn wer wisse schon, wie lange die Kirche ihre jetzigen Gemeinderäume noch halten könne?

Er selbst sei zu Beginn der Diskussion auch kritisch gewesen. "Ich habe befürchtet, dass die Orgel kaputt geht und der neue Raum nicht in die Kirche passt." Dann hätten ihn jedoch die Argumente der Gutachter überzeugt. Sie hätten belegt, dass der Orgelklang nicht zerstört wird, "und die müssen es ja wohl am besten wissen".

Für ihn sei wichtig, dass eine Entscheidung auf Grundlage von Fakten getroffen werde, sagt er. Darum sehe er auch die Mobilisierung von Winterkirche-Gegnern, etwa in Unterschriftenlisten, kritisch. "Ich bin sehr skeptisch, wie solche Mehrheiten zustande kommen." Viele wüssten gar nicht im Detail, wie die Umbaupläne begründet seien. In anderen Kirchen, die ebenfalls historisch bedeutsam seien, würden doch auch Winterkirchen eingebaut. Warum sollte das in Buxtehude nicht gehen?

Was meinen Sie? Schreiben Sie Ihre Ansicht zum Umbau von St. Petri an stade@abendblatt.de