Hand aufs Herz, wer kauft schon einen wurmstichigen Apfel oder hässliche, aufgeplatzte Kirschen, auf denen sich ruckzuck Fruchtfliegen tummeln. Die Zeiten, als Oma das Madige im Apfel herausgeschnitten hat oder aus den geplatzten Kirschen und Pflaumen noch einen Blechkuchen zauberte, sind lange vorbei.

Verbraucher sind anspruchsvoller denn je. Maßloser Überfluss mag ein Grund dafür sein. Nun wollen Kunden die Kirschen der Superlative, mit intensivsten Geschmacksnuancen, größer, knackiger, saftiger und viel dunkelroter als all das Altbekannte. Die Altländer Obstbauern beugen sich dem Verbraucherdiktat und bauen neue Sorten an. Da die Neuzüchtungen quasi wie Steinobst-Mimosen behütet werden müssen, kommen technische Tricks zum Einsatz. Die Obstbauern müssen sich mit Folienabdeckung arrangieren, damit sie nicht um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden oder auf zu kleinen, notgeernteten Kirschen sitzen zu bleiben. Sie arrangieren sich, wie sie es immer mussten, um ihre Existenzen zu sichern. Wer wegen der schönen Landschaft ins Alte Land kommt, wird Kompromisse machen müssen.

Kritik der Sommergäste gab es früher auch schon. Als die Altländer mit Kanonendonner kirschhungrige Starenschwärme vertreiben wollten, war der Lärm so quälend, wie nutzlos. In den Netzen über den Kirschen sahen Vogelschützer puren Frevel und nun ruinieren die Folien den Anblick. Nein, schön sieht das nicht aus, aber Schuld haben nicht die Obsterzeuger.