Mehr als 21 Jahre war Wolfgang Struck Schulleiter an der Geestlandschule Fredenbeck

Fredenbeck. Wolfgang Struck winkt den Schülern der Abschlussklasse zu. Der Schulleiter der Geestlandschule Fredenbeck lächelt. In einer Woche beginnen die Sommerferien. Für die meisten der Absolventen endet dann ihre Schullaufbahn. Das gilt auch für Wolfgang Struck. In diesem Jahr kehrt er nach sechs Wochen Sommerpause nicht wieder in sein Arbeitszimmer zurück. Heute wird der 64-Jährige nach mehr als 21 Jahren als Schulleiter in Fredenbeck offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

Wolfgang Struck setzt sich entspannt in seinen Schreibtischstuhl. Er lächelt noch immer. Er genießt seine letzten Tage sichtlich. Für seine gute Laune gibt es einen entscheidenden Grund. "Ich denke, wir haben einen guten Übergang geschaffen", sagt Struck. Vom kommenden Schuljahr an wird die Fredenbecker Geestlandschule zu einer Oberschule mit einem gymnasialen Zweig. Mehr als ein Jahr lang haben Fredenbecker Eltern und Lehrer für eine Integrierte Gesamtschule (IGS) in Fredenbeck gekämpft. Dafür gab es allerdings auf Kreisebene keine politische Mehrheit. Dann wurden die Fredenbecker von der Schulstrukturreform in Niedersachsen überholt. Zum Teil widerwillig entschied man sich vor Ort für eine Oberschule mit einem gymnasialen Zweig. Wolfgang Struck selbst sieht die Oberschule als Chance und Herausforderung. Schließlich könne auch in der Oberschule in Ansätzen integrativ gearbeitet werden, sagt Struck. Das Konzept für die neue Schulform steht. Die baulichen Vorraussetzungen habe die Geestlandschule Fredenbeck ohnehin erfüllt. Schließlich wurde die Fredenbecker Schule im Jahr 2009 zur freiwilligen Ganztagsschule, eine Mensa wurde eingerichtet. Auch mit Lehrkräften sei die Geestlandschule in allen Fachbereichen gut bestückt, sagt Struck. Somit sind gute Grundlagen für seine Nachfolgerin geschaffen.

Vom kommenden Schuljahr an soll Tanja Bovenschulte die Schulleitung übernehmen. Bovenschulte war zuletzt Schulleiterin der Hauptschule Bremervörde. Ein besonderer Vorteil aus Sicht des scheidenden Fredenbecker Schulleiters. Denn so würden die Hauptschüler nicht verloren gehen. Doch nicht nur deshalb glaubt Struck: "Sie wird die Schule gut weiterführen."

Wolfgang Struck wird auch weiterhin gespannt verfolgen, was in Fredenbeck passiert. In seinem Ruhestand die Füße hochlegen, das kommt für den 64-Jährigen ohnehin nicht in Frage. Im März dieses Jahres wurde er zum Vorsitzenden des TSV Otterndorf gewählt. Der Sportverein zählt mit etwa 2600 Mitgliedern und 18 Abteilungen zu den größten Sportvereinen im Landkreis Cuxhaven. Mit dieser Aufgabe und Herausforderung wolle Struck auch geistig aktiv bleiben und sich ehrenamtlich für sein Hobby engagieren. Außerdem möchte er selbst auch weiterhin viel Sport treiben.

Der Sport hat im Leben von Wolfgang Struck immer eine wichtige Rolle gespielt. "Sport war für mich immer ein Integrationsfaktor", sagt Struck. Geboren wurde er in Rheine, Nordrhein-Westfalen. Bis zu seinem 18. Lebensjahr besuchte er aufgrund berufsbedingter Umzüge seiner Eltern 13 Schulen in fünf Bundesländern. "Dank des Sports habe ich überall schnell Anschluss gefunden", sagt Struck.

Nach einer Lehre zum Fernmeldetechniker zog es Struck zur Bundeswehr. Sechs Jahre lang war er bei der Flugraketenabwehr, ein Jahr war er in den USA stationiert.

Entlassen wurde Struck schließlich als Hauptmann der Reserve. In Lüneburg studierte er Mathematik, Physik und Geschichte auf Hauptschullehramt. Anschließend studierte er in Hildesheim und Osnabrück Politik und katholische Religion auf Realschullehramt. Im Jahr 1976 kam Struck als Lehrer nach Lamstedt, Landkreis Cuxhaven. Dort wohnte er auch mit seiner Familie. Der 64-Jährige ist verheiratet und hat vier erwachsene Söhne, von denen zwei jetzt in Australien leben.

1990 kam Wolfgang Struck als Schulleiter nach Fredenbeck. Gemeinsam mit dem Lehrerkollegium hat er dort einiges bewegt. Eines seiner Lieblingsprojekte ist die Schülerfirma, die es seit knapp fünf Jahren gibt.

Den größten Einschnitt in Fredenbeck erlebte Struck mit der Abschaffung der Orientierungsstufe. "Wir haben plötzlich knapp 200 Schüler verloren", sagt er. Dennoch verlässt er die Geestlandschule jetzt mit einem positiven Gefühl. "Ich bin jeden Tag gern und mit Spaß zur Arbeit gekommen", sagt Struck. Dafür hat er täglich einen weite Weg auf sich genommen. Seit 2000 ist er täglich von Otterndorf gependelt. Mit der Bahn bis nach Stade und von dort mit dem Auto oder mit dem Fahrrad.