Die Ausstellung über die Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand wird von Sonntag an in der Heimatstube in Assel gezeigt.

Assel. "60 Ausstellungen haben wir in den vergangenen 25 Jahren gezeigt, aber so etwas hatten wir noch nie", freut sich Uwe Reinecke. Der Vorsitzende des Bürgervereins Assel erwartet an den November-Sonntagen viele interessierte Besucher in der Heimatstube. Die Schau "Hahnöfersand - die etwas andere Insel in der Elbe" gibt Einblicke in die Gefängniswelt.

Hahnöfersand gehört seit 1902 zu Hamburg. Schon im Ersten Weltkrieg waren hier russische Kriegsgefangene untergebracht. Seit 1920 wird die Elbinsel für den Hamburger Strafvollzug genutzt. Seit Jahrzehnten werden Exponate für das Museum der Anstalt gesammelt, aber erst zum zweiten Mal überhaupt präsentiert sich das fast unbekannte Museum jetzt der Öffentlichkeit außerhalb der Gefängnismauern.

Jahrelang konnten sich nur vereinzelt Gruppen mit Sondergenehmigungen in der ungewöhnlichen Sammlung umschauen, 2008 erfolgte erstmals der Schritt nach "draußen". Die Schau im Museum Altes Land in Jork war "ein durchschlagender Erfolg", sagt der Justizvollzugsbeamte Wolfgang Steiner. Er übernahm 1986 die Sammlung von seinem Vorgänger Kurt Stypmann und baute sie zu einem richtigen kleinen Museum aus. Der große Nachteil: Fast keiner konnte bisher die raren Exponate besichtigen. Das rief Steiners Kollegen Arnold Jens auf den Plan, der in Assel lebt und seit fast 30 Jahren auf Hahnöfersand arbeitet. Jens, selbst Mitglied im Bürgerverein Assel, hatte die Idee: "Die Ausstellung muss in die Heimatstube."

Dass sich der Alltag im Justizvollzug weitgehend jenseits öffentlicher Beachtung - und wenn überhaupt, dann "in reißerischer Form" im Fernsehen - abspielt, hat Arnold Jens schon lange geärgert. Auch habe der Beruf des Justizvollzugsbeamten kein gutes Image, bedauert er. "Dabei brauchen wir uns nicht zu verstecken, wir arbeiten für unsere Bevölkerung, nicht gegen sie".

Transparenz soll nun die Ausstellung über die Geschichte und Entwicklung der Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA) Hahnöfersand schaffen. Gezeigt werden etwa Dokumente aus der Historie der Elbinsel, alte Verträge, Karten, Fotos, Urkunden, Gefangenenbriefe, eine Appellglocke aus der Anfangszeit der Anstalt - und selbst gebastelte Arbeiten der Insassen.

Bei den meisten dieser Bastelarbeiten handelt es sich um Werkstücke, die die Ausbildungsleistung auf Hahnöfersand dokumentieren. Hier haben die Berufsvorbereitung und Qualifizierung der Gefangenen einen hohen Stellenwert, Insassen können einen Schulabschluss machen und einen Beruf für das spätere Leben außerhalb der Knastmauern erlernen: In Bereichen wie Holz, Metall, Malerei, Glas- und Gebäudereinigung oder Garten- und Landschaftsbau wird ausgebildet, auch Computerkurse gibt es auf der "Insel".

Doch nicht jedes der Exponate sollte ursprünglich hehren Zielen dienen. "Da ist auch manches dabei, was wir den Insassen abgenommen haben", berichtet Arnold Jens: Selbst gebastelte Messer aus Holz, Schlingen zum Abseilen und weitere Fluchtwerkzeuge zeugen von den Versuchen, die Zeit hinter Gittern eigenmächtig zu verkürzen.

In der JVA sind rund 230 Plätze für männliche Jugendliche und knapp 100 Haftplätze für Frauen sowie 20 Plätze für den Jugendarrest. Den Insassen stehen rund 230 Mitarbeiter gegenüber, von Vollzugsbeamten bis zu Ärzten.