Nur bei wenigen Fragen kann man davon sprechen, dass es einen gesellschaftlichen Konsens gibt.

Bei der Atomkraft ist das in Deutschland der Fall - und ebenso bei der Gentechnologie. In beiden Fällen ist dieser gesellschaftliche Konsens ablehnend, bei der Gentechnik wohl noch stärker als bei der Nuklearenergie. Gravierende Risiken sprechen in beiden Fällen gegen die Nutzung - und die Tatsache, dass diese Risiken und vor allem ihre Wirkung auf spätere Generationen nicht abschätzbar sind. Ist der Geist einmal aus der Flasche, dann bekommt man ihn nicht mehr hinein.

Muss sich die Gesellschaft deshalb auf eine langwierige Auseinandersetzung einstellen, Polizeieinsätze, Wasserwerfer, eine neue soziale Bewegung, vielleicht eine Partei gar, inklusive? So weit muss es nicht kommen. Denn es gibt einen entscheidenden Unterschied: Die Stromkunden der 60er-, 70er- und 80er-Jahre, mithin also mögliche Atomkraftgegner, hatten damals einfach nicht die Wahl. Den Strom, den die damaligen Monopolisten ihnen vorsetzten, mussten sie wohl der übel abnehmen. Anders heute bei der Gentechnik: Eine Kennzeichnungspflicht sorgt dafür, dass der Kunde im Supermarkt selbst die Wahl hat. Hält er gentechnisch veränderte Ware für risikolos? Oder ist ihm das Bio-Produkt lieber, das im Zweifel teurer ist? Diese Wahl kann und sollte der Kunde selbst treffen. Der Staat sollte nur dafür sorgen, dass er sie auch wirklich hat.