Das neue, jetzt im Ausschuss vorgestellte Ausstellungskonzept sieht eine Zeitreise für die Besucher vor

Stade. Es kommt Bewegung in den erzwungenen Umzug des Stader Technik- und Verkehrsmuseums. Bis Ende dieses Jahres soll der Museumsverein das bisherige Domizil an der Freiburger Straße räumen. Die Stadt möchte das Areal verkaufen, um die leere Stadtkasse zu füllen. Ein neuer Standort ist bereits gefunden. Jetzt wurde erstmals ein neues Museumskonzept vorgestellt, das durchweg positiv ankommt.

Die Hansestadt Stade hatte dem Museumsverein eine etwa 800 Quadratmeter große Halle auf dem Gelände der Kommunalen Betriebe Stade (KBS) an der Straße "Auf der Koppel" angeboten. Im Dezember vergangenen Jahres beschloss der Stader Stadtrat, dass das Museum sein knapp 10 000 Quadratmeter großes Areal mit einer Ausstellungsfläche von etwa 3000 Quadratmetern an der Freiburger Straße räumen muss. Im Frühjahr hatten die Mitglieder des Museumsvereins einem Umzug in die KBS-Halle zugestimmt.

Der Erhalt des Technik- und Verkehrsmuseums, wenn auch in abgewandelter und reduzierter Form, war einhellig in mehreren Expertisen, die von der Stadt Stade eingeholt wurden, empfohlen worden. Der Erhalt des ehrenamtlich geleiteten Museums wurde auch von der Stadtverwaltung gewünscht. Es herrschte aber schon früh bei den Sachgutachtern und auch bei der Stadtverwaltung die Überzeugung, dass dem Umzug des Museums in ein neues Domizil eine didaktische Anpassung folgen müsse. Die bisherige Sammlung wurde allgemein als wenig strukturiert und nur unzureichend dokumentiert beurteilt. Dem Museumsverein wurde daher von allen Gutachtern vorgehalten, dass das Museum, wenn es eine stabile Zukunft haben und attraktiver werden wolle, dringend eines neuen und ausgeklügelten museumsdidaktischen Konzeptes bedürfe. Wichtig sei hierbei, dass der regionale Bezug der ausgestellten Objekte deutlich werden müsse.

Unter der Leitung von Frank Andraschko, Wiebke Burkhardt und Silvia Kannegießer wurde ein Vorkonzept erstellt, das dem Museum für die weitere Arbeit als Leitfaden dienen soll. Das neue Konzept sieht eine Zeitreise für die Museumsbesucher vor. "Der Weg ist das Ziel - wie kommt die Mobilität nach Stade und in das Alte Land?", so lautet das Oberthema, das die Sammlung des Museums künftig logisch ordnen soll. "Wichtig war uns, einen roten Faden zu bekommen", sagt Andraschko.

Das neue Konzept setzt im 19. Jahrhundert an. Bis dahin waren vor allem Flussläufe in der amphibischen Landschaft die wichtigsten Verkehrswege. Zu Lande gab es ergänzende Sandwege, die zu Fuß oder mit Pferd und Wagen benutzt wurden. Später kamen einzelne Eisenbahnverbindungen hinzu, von 1880 an die Unterelbische Eisenbahn, die von Harburg nach Cuxhaven führte. Im Zuge der Industrialisierung Norddeutschlands wurde das Straßennetz im Raum Stade mit Kleinpflasterstrecken allmählich ausgebaut, aber erst im 20. Jahrhundert kamen hier die ersten Asphalt-Überlandstraßen hinzu.

Die Entwicklung des Straßenbaus soll am Boden des Museums die Besucher während des Ausstellungsrundgangs begleiten und zugleich als eine Art Zeitschiene dienen. Entlang dieser Zeitschiene sollen dann einzelne Exponate in einem logischen räumlichen Umfeld präsentiert werden. So soll zu Beginn den Pferdegespannen und der Eisenbahn als Verkehrsmittel ein Platz eingeräumt werden.

Flankierend dazu sollen auf der etwa 140 Meter langen Strecke immer wieder kleine Räume einen Einblick in die Veränderung und Anpassung des Arbeits- und Lebensumfeldes an den gesellschaftlichen Fortschritt im Laufe der Jahrzehnte darstellen. So wird etwa vorgeschlagen, die Entwicklung von Küchen beziehungsweise der häuslichen Arbeitswelt in den verschiedenen Jahrzehnten ebenso aufzuzeigen, wie das Aufkommen neuer Komponenten des Alltagslebens. Dazu zählen beispielsweise die in die Arbeits- und Wohnwelt einziehende Elektrizität, die neu entstehenden Tankstellen und Autowerkstätten sowie Radio- und Kommunikationsmittel.

Das neue Konzept nimmt die Stader Politik positiv auf. Als "genial und großartig" betitelt Dieter-Theodor Bohlmann (CDU) das neue Konzept. Bohlmann sitzt nicht nur im Stader Stadtrat, sondern ist auch ehrenamtlicher Kurator des Technik- und Verkehrsmuseums. Ratsherr Ulrich Hemke von den Grünen ist froh, dass es bislang einen Konsens zwischen Museumsverein und Verwaltung gebe. Bislang wurde das Thema Technik- und Verkehrsmuseum in den politischen Gremien kontrovers diskutiert.

"Diesen guten Weg sollten wir weitergehen", sagt Hemke. Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms weist darauf hin, dass sich die Beteiligten voll im Zeitplan befänden. Am 28. Juni dieses Jahres tagt nun erstmals der wissenschaftliche Beirat, der ein endgültiges Museumskonzept erarbeiten soll. Zwar begrüßt auch der Museumsverein das vorgelegte Vorkonzept, doch Ratsherr und Museumskurator Bohlmann gibt zu Bedenken, das noch weitaus mehr benötigt werde.

"Wir brauchen zum Beispiel noch Werkstätten, ein Magazin, Toiletten, einen Veranstaltungsraum oder Sozialräume", sagt Bohlmann. SPD-Ratsfrau Karin Münz nimmt Bohlmann jedoch den Wind aus den Segeln. "Wir haben einen Ratsbeschluss. Wir können träumen, aber ich sehe nicht, dass wir ein Konzept haben, diese Wünsche zu finanzieren", sagt Münz.