Ein Patient im kritischen Zustand. Weiterhin unklar, ob Sprossen als Infektionsherd in Frage kommen

Stade. Bei der Suche nach der EHEC-Quelle tappen die Behörden weiterhin im Dunkeln. Nachdem am Sonntag die Spur der bakteriellen Erreger zu einem Hof in Bienenbüttel und zum Handelshof in Stade führten, war bis gestern unklar, ob die von beiden Unternehmen in Umlauf gebrachten Sprossen eine Ursache für die Verbreitung des Erregers sind.

"Von den 40 Proben, die in Bienenbüttel entnommen wurden, sind 23 bisher ohne Befund. Die anderen werden noch untersucht", sagt Sergej Golmann vom Stader Veterinäramt. Mehr als neun Kunden des Handelshofs in Stade seien inzwischen überprüft und Sprossenproben eingefroren worden. Am späten Nachmittag, so Golmann, sollen die Probenentnahmen abgeschlossen sein. Dann werde im Veterinäramt die Sachlage erörtert.

"Wir sind im ständigen Kontakt mit anderen Behörden. Das Problem ist für uns, dass immer neue Betriebe dazukommen, die von der Verbreitung der Keime betroffen sein könnten", sagt Golmann. So gebe es etwa Anfragen von den Behörden in Düsseldorf, weil Montagearbeiter aus der Region im Kreis Stade waren und sich nun krank gemeldet haben. Sie könnten sich, so die Vermutung, im Kreis Stade infiziert haben.

Die Zahl der Bürger, bei denen eine EHEC-Infektion vorliegen könnte, nehme derweil nicht weiter zu. "Es scheint, als wenn wir auf einem gleichbleibendem Niveau angelangt sind", sagt Gerhard Pallasch, Leiter des Stader Gesundheitsamtes. Derzeit seien im Kreis Stade 125 Verdachtsfälle bekannt, bei 55 Personen sei der EHEC-Erreger nach Laboruntersuchungen diagnostiziert worden. Auch Benno Stinner, Ärztlicher Leiter des Elbe-Klinikums Stade, vermeldet, dass die Situation sich nicht weiter dramatisiere.

"Etwa zwei bis vier Patienten melden sich täglich bei uns mit Verdacht auf eine Infektion, viele sind nach einer Dialyse wieder genesen und konnten entlassen werden", so Stinner. In Sicherheit wolle sich das Klinikum aber nicht wiegen. "Die Situation kann sich bei Infizierten schlagartig ändern. Eine Infektion kann innerhalb von 24 Stunden einen gefährlichen Status erlangen", sagt Stinner.

Momentan befinden sich 23 Patienten auf der Isolationsstation des Elbe-Klinikums, davon seinen aber nicht alle positiv auf den Darmkeim getestet worden. "Wir haben vier Patienten derzeit in der Intensivstation, bei einem jungen Patienten ist die Situation kritisch, aber wir stehen mit dem Rücken hoffentlich noch nicht an der Wand", so Stinner.

Die anderen Patienten würden derzeit einer Plasmapherese, also einer Blutplasmatrennung, oder einer Dialyse unterzogen. 14 Patienten, bei denen die gefährliche HUS-Ausformung eingetreten ist, wurden bisher vom Elbe-Klinikum nach Hamburg oder Hannover verlegt. Nun beginne das Klinikum damit, einzelne Patienten zurückzuholen. Eine Entspannung der Situation gebe es dennoch nicht. "Wir arbeiten weiterhin am Limit und müssen immer noch Operationstermine verschieben."

Bei der Suche nach einem Gegenmittel gebe es derzeit keine Fortschritte. "Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Forschung in absehbarer Zeit ein Allheilmittel finden wird. Wir müssen nach wie vor auf die bisherigen Therapien setzen", sagt Stinner.