Die Beckdorferin Tanja Rathjen setzt auf Meditative Malkunst. Von Montag an sind ihre Bilder in Buxtehude zu sehen

Beckdorf/Buxtehude/Stade. Nichtstun. Für die meisten ist das gar nicht so einfach. "Ich bin ein sehr ruheloser Mensch, ich kann nicht stundenlang da sitzen und die Augen zu machen", sagt Tanja Rathjen. "Ich muss immer in Bewegung sein." Die freie Kunstmalerin und Komponistin aus Beckdorf hat deswegen ihren ganz eigenen Weg gefunden, zur Ruhe zu kommen. Sie malt meditative Bilder, die sie vom 6. Juni an in der Buxtehuder und dann in der Stader Filiale des Bekleidungsladens "kmelion" präsentiert.

"Meine Bilder strahlen einfach Ruhe aus", erklärt Rathjen den meditativen Aspekt ihrer Arbeiten. "Es gibt Maler, die malen ganz wilde Bilder, das kann auch geil sein. Aber meine Bilder laden zum Ausruhen ein. Alle, die schon Kunst von mir gekauft haben, erzählen mir immer wieder, dass sie oft vor dem Bild sitzen, mit einem Glas Rotwein, und beim draufschauen immer neue Dinge finden. Obwohl auf meinen Bildern kaum etwas drauf ist."

Tanja Rathjen zeichnet meist gegenstandslos. Manchmal ist eine verschwommene Skyline oder ein Strand zu erkennen, doch meistens lassen die Motive ihrer Acrylbilder den Assoziationen freien Lauf. Der Betrachter soll darin versinken, meditieren, zur Ruhe kommen, sich an den Farben erfreuen und schlichtweg das sehen, was er sehen will. Deswegen lautet Tanja Rathjens Motto auch "Kunst ist nicht das, was man sieht, sondern das, was man anderen zu sehen hilft."

Die meisten dieser Bilder entstehen in Tanja Rathjens Garten. Dort sitzt sie gern und lauscht den entspannenden Klängen ihrer selbst produzierten Chillout-CD. Auf der wilden Rasenfläche unter einem großen Nussbaum stellt sie bei gutem Wetter ihre Staffelei auf. Auch eine Form der Meditation, denn Rathjen ist absoluter Naturfreak. "Im Garten zu malen, hat einfach was", sagt sie. "Da kriege ich immer einen richtigen Malflash. Ich habe schon oft gedacht, wenn mich dabei jemand sieht, dann bringen sie mich in die Klapse. Ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen. Ich stehe dann da, lache laut und bin fröhlich und glücklich."

Dass es ihr gelingt, so aus sich herauszukommen, war bei auch bei Tanja Rathjen nicht immer so. Zwar hat sie schon als kleines Kind gerne gemalt, sie hat, wenn ihr in der Schule langweilig war, stets in einem Notizbuch gescribbelt und sich später als Teenager an Porträts von Freunden versucht. Doch erst seit sechs Jahren widmet sie sich vollständig der Kunst. "Ich habe früher als kaufmännische Angestellte gearbeitet und Kunst und Musik nebenbei gemacht. Oft nachts, so dass ich am nächsten Tag völlig übermüdet ins Büro bin", erinnert sie sich. "Aber mir ging es seelisch nicht gut. Ich bin halt ein Freigeist. Als ich dann ein Burnout hatte, habe ich alles hingeschmissen."

Wie durch Zufall habe Rathjen zu jener Zeit plötzlich auch ganz andere Leute kennen gelernt. Menschen, denen es nicht um ein dickes Auto, Geld oder Macht gehe, sondern spirituelle Menschen, die Yoga machen und meditieren. "Das bedeutet ja nicht, dass man bei Vollmond nackt um den Nussbaum tanzt", scherzt Rathjen. Aber sie hat sich mit Chakren beschäftigt und angesehen, was Leute mit Heilsteinen machen. "Aber das war mir zu extrem", sagt sie. "Jeder muss seinen eigenen Meditationsweg finden." So könne schon ein zweistündiger Spaziergang eine Form von Meditation sein.

"Nicht einfach durch den Wald hetzen, sondern gucken, stehen bleiben, verharren, auch das ist für mich Meditation", sagt Tanja Rathjen. Am besten allerdings funktioniere das Loslassen für sie immer noch beim Malen. "Da bist du aktiv, du kreierst etwas. Beim Malen komme ich total aus mir raus", sagt sie. "Das ist meine Berufung. Durch all das Leid, die Schwere des Lebens und die Veränderungen sind die Blockaden gefallen, die mich wie viele andere Menschen vorher gefangen hielten."

Folglich transportieren Rathjens Bilder allerhand Emotionen. Ihr Lieblingsbild derzeit ist in Brauntönen gehalten. Manche sehen darin Fell oder Haare, andere einen Baum.

"Für mich ist dieses Bild voller Kraft, Stärke und Glück", sagt Rathjen. "In meinem Leben sind gerade einige Dinge passiert, auf die dieses Bild praktisch hingearbeitet hat. Da fängt gerade etwas an zu wachsen." So hat Rathjen nach den Ausstellungen in Buxtehude und Stade bereits die nächsten Termine im Gut Deinster Mühle und im Verwaltungsgericht Stade in Aussicht. "Wenn ich Kunst studiert hätte, wäre das alles vielleicht leichter", sagt die bekennende Autodidaktin. Trotzdem lässt Rathjen sich nicht unterkriegen. "Ich bin eben Vollblutkünstlerin".

Die Ideen gehen ihr folglich nicht aus. Demnächst erscheint einer ihrer Songs auf einer Kompilation, sie soll die Musik für einen Film komponieren und in ihrer Schublade hat Rathjen sogar noch ein fast fertiges Kinderbuch liegen. Ihre neuste Business-Idee: Man kann ihre Bilder auch mieten. Ein Steuerberater in Buxtehude hat von diesem Angebot schon Gebrauch gemacht.

"Ich habe festgestellt, dass es zwei Arten von Glück gibt", sagt Tanja Rathjen abschließend. "Akutes und chronisches Glück. Akutes Glück holt man sich bei Media Markt mit einem neuen DVD-Player. Aber ich habe durch das Malen chronisches Glück gefunden. Ich hab nicht viel. Aber trotzdem bin ich tief glücklich."

Die Ausstellung "Meditative Malkunst" wird vom 6. bis zum 25. Juni zunächst in der Buxtehuder Filiale des Bekleidungsladens "kmelion", Lange Straße 27, gezeigt. Anschließend hängen Tanja Rathjens Bilder in der Stader Filiale an der Kleinen Schmiedestraße 2 aus. Zu sehen sind die Bilder während der normalen Öffnungszeiten, montags bis freitags zwischen 10 und 18.30 Uhr und sonnabends zwischen 10 und 15 Uhr. Bei der Vernissage am Montag, 6. Juni, in Buxtehude ist Tanja Rathjen selbst von10 Uhr an vor Ort, beantwortet Fragen und legt Musik auf. Mehr Infos, auch über geplante Afterwork-Happenings im Internet. www.taneart.de