Chemiekonzern wartet vier Wochen lang einen Teil seiner Anlagen. Auf den umliegenden Straßen kann es voll werden

Bützfleth. In diesem Monat könnte es eng werden auf den Straßen rund um das Werk des Chemiekonzerns Dow in Stade-Bützfleth. Vier Wochen lang strömen dann täglich knapp 1500 Facharbeiter aus Fremdfirmen zusätzlich auf das Werksgelände. Ein großer Teil der Anlagen wird in seine Einzelteile zerlegt und gewartet. In dieser Zeit steht das halbe Werk komplett still.

Noch ist es vergleichsweise ruhig auf dem Gelände des Chemiewerks. Draußen in der Sonne liegen Rohre mit einem Durchmesser von 40 Zoll, das entspricht etwa einem Meter. Der Austausch großer Rohranlagen ist nur ein kleiner Teil der Arbeiten, die bis Ende Mai anstehen. Der Konzern investiert dafür knapp 40 Millionen Euro. Karl Krähling, Leiter der Instandhaltung und Infrastruktur des Unternehmens, spricht von einem der größten Wartungsstillstände, die es in der Stader Dow-Niederlassung je gab.

Dieser Stopp erfordert eine gute Planung. Von heute an sind zehn Anlagen oder Anlagenteile parallel abgeschaltet. Insgesamt 870 große Anlagenbehälter müssen inspiziert werden, von innen und von außen.

Die Vorbereitungen dazu laufen seit mehr als zwei Jahren. Bereits im Januar des vergangenen Jahres sind Fremdfirmen wegen des zusätzlich benötigten Personals angesprochen worden. Es sei schwierig, Fachpersonal in der benötigten Anzahl zu bekommen, sagt Wilfried Thiel. Er organisiert den Wartungsstillstand in einer der Großanlagen. April und Mai seien typische Monate für Großkonzerne, ihre Anlagen für Wartungsarbeiten herunterzufahren. Deshalb sei es wichtig, sich rechtzeitig um das zusätzliche Personal zu bemühen. Etwa 1500 Facharbeiter aus Fremdfirmen werden in den kommenden vier Wochen zusätzlich auf dem Dow-Werksgelände tätig sein. Vor allem Autofahrer rund um das Gelände dürften darüber nicht erfreut sein.

Die Dow hat vor dem Werk provisorisch 300 zusätzliche Parkplätze geschaffen und auf dem Werksgelände weitere 120 Stellplätze ausgewiesen. "Wir rechnen mit einem etwas erhöhten Verkehrsaufkommen", sagt Infrastrukturleiter Krähling. Vor allem während der Schichtwechselzeiten ist mit erheblich mehr Verkehr am Obstmarschenweg und der Elbstraße, aber auch in Richtung der Stader Innenstadt zu rechnen. Besonders eng könnte es um 6.30 Uhr, um 14.30 Uhr und um 15.30 Uhr werden. Die Planer der Dow haben unterschiedliche Maßnahmen organisiert, um ein drohendes Verkehrschaos abzuwenden. Extra für den Wartungsstillstand des Chemiekonzerns wurde entlang des Obstmarschenweges vor der Werkseinfahrt eine Tempo-50-Zone eingerichtet. Sonst sind dort 70 Kilometer pro Stunde erlaubt. "Das Einfädeln soll so erleichtert werden", sagt Krähling. Weiterhin werden pendeln vier Busse der KVG zwischen dem Dow-Werk und Hörne.

Der Wartungsstillstand und der Einsatz von zusätzlich etwa 1500 Menschen wirkt sich auch positiv auf die Region aus. Aktuelle Arbeitsmarktdaten besagen, dass sich der Dow-Wartungsstillstand positiv auswirkt. Im April ist die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Stader Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit besonders stark gesunken. Sie ging um 164 Personen auf 4979 zurück und sank damit um 0,3 Punkte auf 6,9 Prozent.

Auf den Handel und die Gastronomie im näheren Umkreis werde sich der Dow-Wartungsstillstand ebenfalls positiv auswirken, sagt Wolfgang Drusell, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Aktuelles Stade. Er erinnert sich an frühere Wartungsstillstände, beispielsweise im Stader Kernkraftwerk. "In der Stadt war dann immer gut was los und auch die Kneipen waren in dieser Zeit voll", sagt Drusell.

Auch die Dow hat Erfahrungen mit Wartungsstillständen. Die großen Anlagen müssen alle fünf Jahre inspiziert werden. Im zweieinhalbjährigen Wechsel wird etwa die Hälfte des Werks abgeschaltet. Dann werden alle Behälter genau überprüft und repariert, wenn es erforderlich ist. Große Überraschungen erwarten die Planer nicht. "Zu 95 Prozent wissen wir, was auf uns zukommt, weil wir unsere kranken Kinder kennen", sagt Wilfried Thiel, der den Stillstand in einer der Anlagen koordiniert.

Seit Ostersonnabend werden die Anlagen heruntergefahren und vorbereitet. Läuft alles nach Plan, soll bis zum 28. Mai alles überprüft und auf Vordermann gebracht sein. Die Prozesse einiger Anlagen werden optimiert. Auch deshalb werden rund 40 Millionen Euro investiert. Joachim Sellner, Pressesprecher der Stader Dow, spricht von einem guten Zeichen für das Stader Werk, wenn derartige Investitionen für die Zukunft genehmigt werden.