2011 wird das Waldkulturerbe gefeiert. Im Landkreis Stade gibt es dazu kaum Veranstaltungen, stattdessen fallen viele Bäume

Stade/Buxtehude. Sein Geruch ist unverkennbar und zu jeder Jahreszeit anders. Das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Tannen, das Rascheln der Blätter von Eichen und Buchen beruhigt und ein Spaziergang zwischen den Sauerstoffspendern ist Erholung pur. Um den Wald als kostbaren Naturraum wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, haben die Vereinten Nationen das Jahr 2011 zum "Internationalen Jahr der Wälder" erklärt. In Deutschland folgen unter Federführung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz neben Ländern und Kommunen mehr als 60 Bundesverbände aus Naturschutz, Wirtschaft und Gesellschaft diesem Aufruf.

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Christian Wulff sollen rund 5000 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet Menschen zu einer spannenden Reise unter dem Motto "Entdecken Sie unser Waldkulturerbe" einladen.

Im Flecken Horneburg gibt es Ideen für Konzerte mit Natur-Themen

Im Landkreis Stade gibt es allerdings kaum Aktionen zum Jahr der Wälder, dort ist außer Sägegeräuschen bislang in den Forsten nichts zu hören. "Wir haben da nichts Spezielles geplant", sagt Uwe Seggermann, Leiter des Naturschutzamtes beim Landkreis Stade. Im Flecken Horneburg, der zugleich Besitzer von 93 Hektar Wald ist, gibt es immerhin vom Ratsherren Claus Reichow einen Antrag an Rat und Verwaltung des Fleckens mit einer Veranstaltung eine Brücke zwischen Wald und Kultur zu schlagen. "Ein klassisches Konzert mit Waldthemen, Schultheater auf einer Waldbühne, ein Quiz zu Flora und Fauna des Waldes oder Baumpatenschaften könnte man organisieren", sagt Reichow. Horneburgs Fleckenbürgermeister Hans-Jürgen Detje (CDU) würde eine Veranstaltung in die alljährliche Waldbegehung im August einbinden. "Wir werden in der nächsten Kulturausschusssitzung dazu Pläne schmieden", sagt Detje.

Dass dies im Landkreis Stade eine der wenigen Aktionen zum Jahr des Waldes ist, könnte daran liegen, dass die Region zu den waldarmen Landkreisen in Niedersachsen gehört. Mit rund 8700 Hektar Waldfläche sind im Kreisgebiet nur 6,85 Prozent der Fläche bewaldet. Das ist weit unter dem Landesdurchschnitt, der bei rund 24 Prozent liegt. Der Rüstjer Forst ist mit rund 610 Hektar die größte zusammenhängende Waldfläche im Landkreis Stade. Mit 2970 Hektar Laubwald und 2900 Hektar Nadelwald sind beide Anteile im Landkreis Stade in fast gleicher Menge zu finden, dazu kommen noch etwa 2100 Hektar Mischwald.

"Der größte Teil des Waldes im Kreis Stade, rund 5725 Hektar, ist in Privatbesitz. Das sind 71 Prozent der gesamten Waldbestände, die von etwa 1200 Waldbesitzern bewirtschaftet werden", sagt Birte Schmetjen, Geschäftsführerin der Forstbetriebsgemeinschaft Elbe-Weser (FBG). Da auf dem Energieholzmarkt die Nachfrage groß sei, fahren Waldeigentümer jetzt, nach zuletzt mageren Jahren, wieder Gewinne ein. Und deshalb werde nun mehr Holz geerntet, so Schmetjen. Dass es an einigen Stellen sogar Kahlschläge gebe, könne am Borkenkäfer liegen, der die Bäume sonst schädigen würde, so die Forstwirtin. "Aber auch die Erntereife der Bäume spielt eine Rolle."

Zum Jahr des Waldes ruft die Forstbetriebsgemeinschaft unter Schirmherrschaft der niedersächsischen Ministerpräsidenten-Familie McAllister zum Forstfamilien-Wettbewerb auf, unter dem Motto "Wald bedeutet für uns..." zu basteln, fotografieren, dichten oder malen. "Der erste Preis ist ein Familientag im Wald mit David McAllister, seiner Frau und deren zwei Kindern. Die Gewinner dürfen bis zu 30 Gäste einladen", sagt Schmetjen.

Im kulturhistorischen Rüstjer Forst laden das Forstamt Harsefeld und die Stiftung Zukunft Wald im Jahr des Waldes am 3. Juli zu einem Mittelalterspektakel zum Mitmachen ein, so Melanie Meyer vom Forstamt Harsefeld. "Mit 1885 Hektar bewirtschaft das Niedersächsische Forstamt Harsefeld im Kreis Stade etwa 24 Prozent Staatswald", sagt Forstamtsleiter Otto Fricke.

"In Niedersachsen gibt es mehr als eine Million Hektar Waldflächen. Etwa 300 000 Hektar davon gehören zu den Landesforsten", sagt Reiner Baumgart, Sprecher der Niedersächsischen Forstämter für die Region Nord. Und auch dort steht das Geschäft mit dem Wald derzeit im Mittelpunkt. "Überall ist die Nachfrage nach Holz deutlich gestiegen", sagt Baumgart. So sei hochwertiges Bauholz ebenso begehrt wie so genanntes Industrieholz für Spanplatten oder Zellstoff. Extrem hoch sei zudem die Nachfrage nach Brennholz, so der Forstexperte. Das bestätigt Henry Haase, Holzvermarkter der Niedersächsischen Landesforsten, Region Nord. "Die Nachfrage nach Brennholz ist so extrem hoch, dass wir den Bedarf gar nicht decken können." Für einen Raummeter Buche, Eiche oder Ahorn müsse der Holzkunde mit mindestens 35 bis 40 Euro rechnen. Ein Raummeter entspricht einem eng geschichteten Holzscheit-Würfel von einem Meter Kantenlänge. Wer einen Motorsägen-Führerschein nachweisen könne, dürfe an zugewiesenen Stellen im Wald sein Brennholz selber schlagen, so Haase.

Enorme Nachfrage auf dem Holzmarkt sorgt für steigende Preise

Während Bauholz aus Lärche, Douglasie, Fichte oder Kiefer zu Preisen von 80 bis 100 Euro pro Festmeter erhältlich sind, erzielen edle Bauhölzer wie Eiche oder Bergahorn bei Holzauktionen Preise zwischen 200 und 1000 Euro je Festmeter. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse, ohne Zwischenräume, die bei der Schichtung entstehen.

"Stahl oder Erdöl wachsen nicht nach, Bäume schon", sagt Haase. Und das tun sie in den niedersächsischen Landesforsten mit 2,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr, so Baumgart. "Geerntet werden jedoch nur 2,2 Millionen Kubikmeter." Das garantiere eine nachhaltige Waldwirtschaft, denn schließlich brauche ein Baum Jahrzehnte zum Wachsen, bevor er wirtschaftlich genutzt werden könne. Auch wenn Waldschützer jammern würden, sei die Holznutzung unabdingbar, um das Ökosystem Wald finanzierbar zu gestalten.

www.wald2011.de