Nach Streit mit Anwohnern und gerichtlichen Auflagen zieht das Unternehmen weg

Bliedersdorf/Postmoor. Ungeahnte Wende im Tanklagerstreit in Postmoor: Während vor Gericht die Stader Kreisverwaltung der Bürgerinitiative "Stoppt den Tanklager-Wahnsinn" unterlag und die Kosten des Verfahrens tragen muss, macht die Unternehmensleitung von "Team Energie" nun Nägel mit Köpfen. Sie macht das umstrittene Tanklager in Postmoor nun kurzerhand dicht.

Dabei hätte das Mineralölhandelsunternehmen noch bis November seinen Tankbetrieb aufrechterhalten können. "Für den Betrieb, der ohnehin zum Herbst dieses Jahres seinen Standort wechseln will, gibt es vom Bauordnungsamt des Landkreises eine Beseitigungsanordnung, die bis November 2011 vollzogen sein muss. Bis zu diesem Termin ist der Tankbetrieb erlaubt", sagte Stades Kreisbaurat Hans-Hermann Bode.

Gegen diese Form der Genehmigung hatte Annette Orth, Sprecherin der Bürgerinitiative, geklagt, um eine sofortige Schließung des Betriebes zu erwirken. "Die Abgase und den Lärm der Firma Team Energie, werktags von 6 bis 22 Uhr waren unzumutbar, wir fürchteten Gesundheitsschäden", sagte Orth.

Das Amtsgericht Stade entschärfte jetzt den Tanklagerstreit (Az: 2 A30/11). Demnach wurde die Beseitigungsverfügung des Landkreises Stade vom 11. Oktober 2010 von den Amtsrichtern so ergänzt, "dass auf dem Betriebsgelände pro Woche lediglich noch vier Beladungsvorgänge von je eineinhalb Stunden Dauer und laufendem Motor des Tankfahrzeuges stattfinden dürfen", sagt Annette Orth.

"Mit einer solchen starren Regelung können wir die Logistik unseres Betriebes nicht sichern", sagt Johann Christian Matthiesen, Geschäftsführer der "Team Energie". "Wenn die Nachfrage nach Heizöl groß ist, ist auch die Tankfrequenz für uns höher." So könne es immer mal passieren, das ein paar Minuten länger be- oder entladen werden müsse, so Matthiesen. "Wenn Sie dann wissen, da steht ständig jemand hinter der Gardine und führt Strichlisten, ruft die Polizei und die Presse, ist kein vernünftiges Arbeiten möglich", sagt Matthiesen.

"Leidtragende sind zu unserem Bedauern, die ehemaligen Besitzer, Familie Feindt, denen nun der Erwerb aus der Pacht verloren geht", sagt Matthiesen.

Hintergrund des Rechtsstreits war, dass die Mineralölhändler in ihrem Tanklager mehrmals täglich Tanks und Tanklaster be- und entladen haben. Aufgrund der technischen Gegebenheiten moderner Tanklaster müssen dabei die Motoren laufen, um das Öl in die Kammersysteme der Kesselwagen zu pumpen.

Den damit verbundenen Lärm und die Dieselabgase empfanden die vor zehn Jahren auf das direkte Nachbargrundstück zugezogene Annette Orth und ihre Eltern als störend. Als Nachbarn des seit 1919 bestehenden Betriebes "Feindt", der im Jahr 2009 an die Firma "Team Energie" übereignet wurde, fürchteten sie Gesundheitsschäden. Der ehemalige Betreiber Heinrich Feindt dazu: "In den vergangenen Jahrzehnten hat es niemanden gestört, dass wir dort unseren Betrieb haben, dann plötzlich dieses Theater." Dabei sei früher viel mehr Verkehr auf dem Betriebsgelände gewesen. "Da wir nur kleine Tankfahrzeuge im Einsatz hatten, mussten wir die Tankanlagen viel öfter anfahren. Die Fahrzeugfrequenz lag im Vergleich zu heute wesentlich höher." Bis 2007 habe er auch Familie Orth, wie alle Kunden in der Umgebung, mit Heizöl beliefert, so Feindt, dessen Großvater das Unternehmen 1919 gegründet hat. Es gab in all den Jahrzehnten nie Ärger oder Streit mit Nachbarn.

Auch der neue Betreiber "Team Energie" habe aus Rücksicht auf die Anlieger stets versucht, Ladezeiten, wenn möglich, in der Zeit von 8 bis 18 Uhr abzuwickeln, so Jan Westphal, Geschäftsstellenleiter der Firma für den Bereich Stade/Zeven. So seien die Umschlagmengen im Vergleich zu jenen Zeiten, als die Firma Feindt das Gewerbe betrieb, deutlich reduziert. Firma Feindt habe einen Jahresumschlag von etwa 6500 Kubikmetern Mineralöl gehabt. "Wir lagen mit rund 4500 Kubikmetern deutlich darunter", so Westphal.