Das English Theatre Buxtehude spielt seit 26 Jahren auf der Bühne. Freitagabend zeigt die Gruppe die Krimi-Komödie “Ladies Of Iniquity“

Buxtehude. Im Buxtehuder Kulturforum am Hafen geht es hoch her: Es wird gekämpft und geschrieen, Rosemarie Grunwald zerrt energisch am Schal von Jürgen Kortisa. Anja Droge-Jacobs geht gar mit einem Messer auf ihn los. Doch keine Sorge: Hier spielt sich keine Straftat ab, sondern The English Theatre Buxtehude e.V. probt das neue Stück "Ladies Of Iniquity". Heute Abend spielt die englischsprachige Theatergruppe das Stück im Kulturforum vor Publikum.

"Im Moment scheint wieder alles so, als würden wir es gar nicht schaffen", sagt Antje Ehlers, die nicht nur selbst mitspielt, sondern auch und als Erste Vorsitzende des Vereins die Nachfolgerin von Werner Behrmann wird. "Das ist immer die Spannung vorher. Aber wenn es erstmal so weit ist, klappt's doch immer."

Gruppe entstand aus einem Theaterkurs an der Volkshochschule

Das English Theatre Buxtehude ist schließlich nicht neu im Geschäft. Entstanden ist die Gruppe aus einem englischsprachigen Theaterkurs, der 1984 an der Buxtehuder Volkshochschule unter der Leitung von Schauspieler und Alleinunterhalter Mark Lyndon stattfand. 1985 führte die Gruppe mit "Mr. Pennypincher's Last Will" das erste Stück auf, zum nächsten Stück zwei Jahre später kamen schon stolze 150 Zuschauer. 1991 wurde The English Theatre Buxtehude e.V. schließlich als Verein eingetragen, um finanzielle Unabhängigkeit zu bekommen.

Die derzeit 17 Akteure, die zwischen 16 und 80 Jahre alt sind, sind mit Ausnahme von Leiterin Gwenda Mitchell allerdings, genau wie damals, alles Amateure. Das English Theatre ist für sie eine Leidenschaft und ein Hobby. "Es macht einfach Spaß", sagt Rosemarie Grunwald, die Jürgen Kortisas Schal mittlerweile wieder losgelassen hat.

"Ich spiele immer die alten Schateken. So eine Mischung aus Heidi Kabel und Inge Meisel." Die 67-Jährige ist bereits seit 1988 dabei. Gelegentlich treffe man sich auch privat, zu Grillabenden oder einem Besuch beim English Theatre in Hamburg. "Unsere Gruppe ist etwas ganz Besonderes, wie eine Familie", sagt sie. Grunewald hat als junges Mädchen eine Zeit als Au Pair in England verbracht und später bei einer internationalen Firma in Frankreich gearbeitet. Genau wie ihre Ensemble-Kollegen will sie durch die regelmäßigen Treffen, Proben und Auftritte mit dem English Theatre verhindern, dass ihr Englisch einrostet.

Der Spaß an der englischen Sprache brachte auch Antje Ehlers im Jahr 2000 zu der Gruppe. "Ich hatte in der Schule eine ganz tolle Englischlehrerin, deswegen hat mir Englisch immer Spaß gemacht", sagt die 62-Jährige. "Ich finde das ist eine weiche Sprache, ich mag ihre Melodie. Und ich liebe London und die After Work-Clubs, die es dort gibt. Nur das Essen mag ich nicht. Aber das darf ich Gwenda nicht sagen..."

Essen hin oder her, nachdem Ehlers selbst ein paar Aufführungen der Theatergruppe gesehen hatte, beschloss sie, einzutreten. "Eigentlich wollte ich nur Backstage dabei sein, doch mir wurden gleich zwei Rollen aufgedrückt", erinnert sie sich lachend.

In diesem Moment kommt Ambar Armas-Bodin vorbei. Die 29-jährige Mexikanerin spielt in "Ladies Of Iniquity" die Tochter von Ehlers und führt ein paar Perücken und Strumpfhosen vor. "Sieht gut aus", findet Ehlers. Armas-Bodin gehört erst seit diesem Jahr zum Ensemble und brachte gleich ihren französischen Mann Anthony Bodin mit. "Erst war er sich nicht so sicher, weil es für ihn das erste Mal auf einer Bühne ist", erklärt sie. "Aber es macht ihm total Spaß." Und so spielt Bodin in "Ladies Of Iniquity" einen französischen Inspektor - inklusive Akzent.

Susan lässt sich von ihrer Schwiegermutter anstiften

In der 1985 von David Appleford verfassten Komödie in zwei Akten geht es um das Ehepaar Susan und Brian Forster, das nicht gerade gut betucht ist. Deswegen lässt Susan sich von ihrer Schwiegermutter dazu anstiften, ihrer diebischer Verbrecherbande beizutreten: den "Ladies Of Iniquity", den Sündendamen. Seit vergangenem September übt die Theatergruppe an dem Stück. Die Aufführung hat für sie auch deswegen einen besonderen Wert, weil es die letzte unter der Regie von Gwenda Mitchell sein wird, die danach in ihre Heimat England zurückkehren wird.

Zusätzlich zu "Ladies Of Iniquity" führt das English Theatre Buxtehude bei den Vorstellungen drei Fünf-Minuten-Sketche auf: In "Mismate" geht es um nicht zueinander passende Sternzeichen, in "The Ticket Inspector" um eine Schwarzfahrerin und in dem von Gwenda Mitchell verfassten Sketch "The Lesson" verzweifeln eine Engländerin und eine Amerikanerin an der deutschen Sprache.

Ein Abend voll mit englischem Humor also. Denn Komödien hat das Publikum des English Theatre Buxtehude am liebsten. "Wir könnten damit auch sechs oder sieben Mal auftreten", sagt Ehlers. "Letztes Mal mussten wir sogar Leute wieder nach Hause schicken."

Davor, dass man die englischen Texte nicht versteht, muss man übrigens keiner Angst haben. Die Darsteller sprechen langsam und deutlich. "Viel erschließt sich ja auch durch die Darstellung", so Ehlers. "Außerdem verteilen wir vorher ein Programmheft, in dem auch eine Vokabelliste ist." Es kann also nichts mehr schief gehen.

Wer es heute Abend nicht in die Aufführung schafft, hat noch am Sonntag, am Donnerstag und am Sonntag, 16. April, Gelegenheit. Die Aufführungen finden im Buxtehuder Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1, statt und beginnen jeweils um 20 Uhr. Karten kosten 10 Euro und sind unter 04161/50 25 57 oder 04161/74 340 erhältlich. Neue Mitspieler, vor allem jüngere Darsteller, sind beim English Theatre Buxtehude e.V. immer willkommen.