Stader Polizei hat die Unfallstatistik für das Jahr 2010 veröffentlicht

Stade/Buxtehude. Wenn ein Auto mit voller Wucht gegen einen Baum kracht, bleiben die Insassen selten verschont. Ersthelfern und Einsatzkräften am Unfallort bietet sich ein schreckliches Bild. Die Polizei im Landkreis Stade zählte im vergangenen Jahr 176 Verkehrsunfälle, bei denen mindestens ein Auto am Baum landete, im Jahr zuvor waren es noch 100. Bei diesen Unfällen wurden 71 Menschen leicht und 36 schwer verletzt. Fünf Menschen kamen ums Leben.

Warum auf den Überlandstraßen im Kreis so viele Autos mehr von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt sind, kann Robert Schlimm nicht erklären. Der Polizeihauptkommissar ist seit fast drei Jahren zuständiger Sachbearbeiter für den Verkehr bei der Polizeiinspektion Stade. Insgesamt sei die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Menschen schwer oder sogar tödlich verletzt wurden, vergleichsweise jedoch gering geblieben, erklärt Schlimm.

Dabei zählte der Polizeistatistiker im vergangenen Jahr insgesamt 4086 Verkehrsunfälle, das sind 180 mehr als noch im Jahr zuvor. "Das lässt sich vor allem mit dem äußerst langen und harten Winter von Januar bis März und im Dezember erklären", sagt Schlimm. Allein im Dezember 2010 zählte er 100 Unfälle mehr als im selben Vorjahresmonat.

Auf den Straßen im Landkreis Stade kamen im vergangenen Jahr insgesamt 16 Menschen bei elf Verkehrsunfällen ums Leben. Vier dieser Unfälle ereigneten sich auf dem Gebiet der Samtgemeinde Horneburg. Obwohl die Zahl der Opfer und der Schwerverletzten im Vergleich zu den Vorjahren auf einem relativ niedrigen Niveau ist, trägt die Polizei ihren Teil dazu bei, dass künftig noch mehr Unfälle auf den hiesigen Straßen vermieden werden.

Dazu hat sie unterschiedliche Möglichkeiten. Zum einen gehören Vertreter der Polizei der sogenannten Verkehrsunfallkommission an. Einmal im Jahr treffen sich Verkehrsexperten des Landkreises, der Straßenbaubehörden, der Straßenmeistereien und eben der Polizei, um Unfallschwerpunkte und eventuelle Maßnahmen zu diskutieren. Es wird darüber beraten, ob und wie die Unfallzahlen an bestimmten Stellen reduziert werden können.

Verkehrsunfallkommission reagiert nach schweren Unfällen sofort

Mögliche Maßnahmen sind etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen und stärkere Kontrollen, aber auch Sanierungsarbeiten an der Straße. Die Verkehrskommission wertet die empfohlenen Maßnahmen zudem aus und nimmt diese wieder zurück, falls sie sich als unwirksam herausgestellt haben.

Wenn besonders schnell gehandelt werden muss, reagiert die Kommission sofort. "Das geschieht sehr zeitnah, wir können allerdings nur fachlich beraten", sagt Stades Polizeidirektor Jens Eggersglüß. Im vergangenen Jahr schritt die Verkehrsunfallkommission gleich mehrfach ein. Nachdem zwei Kinder bei einem schweren Verkehrsunfall in Hollern-Twielenfleth ums Leben gekommen waren, sprachen sich die Experten für eine Erneuerung der Fahrbahndecke aus. Auf dem Autobahnbringer zur A 26 wurden sie bereits mehrfach tätig. Schilder wurden versetzt oder entfernt. Seit den jüngsten Maßnahmen an der Einmündung in den Schützenweg hat es dort zumindest nicht mehr gekracht.

Weiterhin setzt die Polizei auf Präventionsprojekte. Dazu gehören beispielsweise Puppentheater zur Verkehrserziehung von Kindern oder das Projekt "Schutzengel", das die Polizei gemeinsam mit dem Landkreis, ADAC und Kreisjugendring bereits 2009 ins Leben gerufen hat.

Dafür wurden rund 20 000 Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren angeschrieben, die einen "Schutzengelausweis" erhalten haben. Die jungen Erwachsenen sollen darauf achten, dass ihre Freunde nicht zu schnell fahren und auf Alkohol und Drogen am Steuer verzichten. "Wir machen auch in diesem Jahr weiter und schreiben etwa 2000 Jugendliche an, die 16 Jahre alt werden", sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Wie wichtig der präventive Ansatz bei Fahranfängern ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Statistik. Junge Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren sind an einem Viertel aller Verkehrsunfälle im Landkreis Stade beteiligt. In den meisten Fällen waren sie schlicht viel zu schnell unterwegs.

Polizei kündigt scharfe Kontrollen von Motorradfahrern an

Deshalb wird die Polizei auch weiterhin den Verkehr aufmerksam überwachen. "Wir werden nicht nachlassen", sagt Winfried Stöhr, Leiter Einsatz und Verkehr. Ihr Hauptaugenmerk werden die Beamten dabei auf Geschwindigkeitskontrollen sowie die Jagd nach Alkohol- und Drogensündern am Steuer richten. Saisonbedingt rücken von jetzt an auch die Motorradfahrer wieder verstärkt ins Visier der Stader Polizeibeamten.