Bürger wollen das ehemalige Gemeindehaus der Kirche zum gesellschaftlichen Mittelpunkt von Altkloster machen

Buxtehude. Es ist ein heller, freundlicher Saal mit großen Fenstern und großer Bühne, für Veranstaltung bestens geeignet. Auch die Lage des Alten Paulussaals ist ideal. Er liegt mitten im Buxtehuder Stadtteil Altkloster am Schafmarkt und wartet quasi nur darauf, aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Genau das haben auch mehrere Buxtehuder Kulturschaffende gedacht, die sich jetzt zum Freundeskreis "Paulussaal am Schafmarkt" zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, den rund 150 Quadratmeter großen Saal in einen festen Ort für kulturelle Veranstaltungen zu verwandeln.

"Wir hoffen, dass Altkloster auf diese Weise endlich ein Zentrum bekommt", sagt Norbert Lemm, Vorsitzender des Bürgervereins Altkloster und einer von insgesamt acht Engagierten. Weitere Mitstreiter sind beispielsweise Musiktherapeut Thomas Jüchter, Schauspieler und Musiker Haje Graf vom Theater im Hinterhof sowie Theaterpädagogin Helga Peters vom Nettwark Plattdüütsch. Sie alle wollen sich dafür einsetzen, dass das ehemalige Gemeindehaus der St.-Paulus-Kirchengemeinde wieder genutzt wird. Die Kirchengemeinde hatte es vor etwa sieben Jahren aus Kostengründen aufgegeben hat, nachdem sie bereits 1969 ihr neues Gemeindehaus an der Finkenstraße bezogen hatte.

Einen Haken hat das jetzige Engagement jedoch: Es ist zeitlich begrenzt. In voraussichtlich anderthalb bis zwei Jahren will die Lebenshilfe das Gebäude abreißen und auf dem Grundstück ein Haus für betreutes Wohnen errichten. Die Einrichtung für Menschen mit Behinderungen hatte es im Jahre 2009 für 325 000 Euro von der Kirchengemeinde erworben. Es sollen dort Plätze für 20 bis 24 Menschen geschaffen werden - ob stationär oder als Apartments steht noch nicht fest. Die Pläne der Lebenshilfe sehen ein generationenübergreifendes Wohnprojekt für Kinder, Jugendliche, Ältere und Schwerstbehinderte vor. Zudem solle ein ambulanter Bereich entstehen, der als Treffpunkt allen älteren Menschen offenstehe, berichtet Lebenshilfe-Geschäftsführer Eckhard Stein.

3,5 Millionen Euro würde das Ganze kosten. Da es jedoch kaum Fördermittel gibt, muss sich die Einrichtung nach eigenen Fördermöglichkeiten umsehen. Laut Stein sei das auch der Grund dafür, warum die Umbaupläne nicht sofort realisiert werden können.

Nutznießer davon sind die Kulturschaffenden, denn so lange die Finanzierung nicht steht, stellt die Lebenshilfe ihnen das Gebäude zur Verfügung. Einzig die Kosten für Strom oder Reinigung müssen die Vereine und Gruppen selbst tragen. Natürlich sei es sehr schade, dass das Haus in spätestens zwei Jahren abgerissen werde, sagt Thomas Jüchter. "Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere." Er ist davon überzeugt, dass das Engagement nicht umsonst sein werde und sich auch nach dem Ende des Paulussaals ein kulturelles Veranstaltungszentrum erhalten lasse. Wo auch immer das dann sein mag.

Dass der Paulussaal für Konzerte oder Theateraufführungen bestens geeignet ist, hat er in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen. So fanden etwa die von Thomas Jüchter organisierten Liedernächte zweimal in den Räumlichkeiten statt. "Die Teilnehmer haben regelrecht von dem Saal geschwärmt", erzählt er. Im vergangenen Jahr stellte die Tanzpädagogin Kathrin Witthöft dort den "Tanzsalat" auf die Beine, und das Nettwark Plattdüütsch lud zur plattdeutschen Themenwoche.

All diese Termine sollen jetzt nicht mehr lose nebeneinander her stattfinden, sondern dazu beitragen, ein echtes Kulturzentrum in Altkloster zu formen. Einige Veranstaltungen stehen auch schon fest, wie etwa der Paul-Gerhardt-Abend des Theaters im Hinterhof am 2. Juli oder der indische Mantra-Abend am 4. September. Der Freundeskreis überlegt derzeit noch, ob er den Paulussaal auch anderen Gruppen oder Institutionen für Proben oder Kurse zur Verfügung stellen will oder ob das das Konzept verwässern würde.

Eines ist für das geplante Kulturzentrum jedenfalls wichtig: eine ausreichende Anzahl an Stühlen. Da die Lebenshilfe die Stühle aus ihrem Gebäude an der Apensener Straße bisher nur Übergangsweise bereitgestellt hat, sucht der Freundeskreis neue Stühle. Es könnten gerne alte Exemplare sein, auch Schränke und Garderoben seien willkommen, sagt Thomas Jüchter. Die Kulturschaffenden würden sich zudem freuen, wenn sich noch weitere Unterstützer finden, die bei den Kosten für Reinigung oder Strom helfen wollen. Weitere Infos gibt es bei Thomas Jüchter unter Telefon 04161/55 92 00.