Wohnster Ratsherr wirft Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Bestechung vor. Rat stimmt dennoch für Repowering. Ahlerstedt entscheidet.

Wohnste/Ahlerstedt. Umweltschutz, Klimawandel und die aktuellen Reaktorunglücke in Japan - um diese Themen ging es nur ganz am Rande bei der Ratssitzung in der Gemeinde Wohnste, bei der über die geplante Erneuerung des örtlichen Windparks entschieden werden sollte. Stattdessen stritten die Ratsherren über wesentlich handfestere Dinge, die noch ein juristisches Nachspiel haben könnten. Denn der Ratsherr Wilfried Wilkens erhob öffentlich schwere Vorwürfe gegen Helmut Ehlen, den Geschäftsführer der drei Gesellschaften, die den Windpark betreiben, der auf dem Gebiet der Gemeinden Wohnste und Ahlerstedt liegt.

Helmut Ehlen leitet die drei Gesellschaften, die den Park betreiben

Der Ahrenswohlder Ehlen leitet die Gesellschaften "Windpark Wohnste GmbH", "Bürgerwindpark Wohnste GmbH" und "Awomo Betriebs-GmbH". Ehlen habe mehrere Versuche gemacht, den fraktionslosen Wilkens zu bestechen, damit dieser seine Haltung gegen die Erneuerung des Parks, in der Branche "Repowering" genannt, ändere. Das sagt jedenfalls Wilkens. "Herr Ehlen hat mir zweimal finanzielle Vorteile angeboten, damit ich meinen Widerstand aufgebe. Außerdem hat er damit gedroht, mich fertig zu machen", sagte Wilkens, der auch Vorsitzender einer Interessengemeinschaft von 32 Grundstückseigentümern ist, die jeweils Land an die Betreibergesellschaften verpachtet haben. Bei Ehlens angeblichen Versuchen, ihn zu beeinflussen, sei es auch um Neufassungen der Verträge mit den Grundstückseigentümern gegangen, die für das Repowering notwendig sind. Wilkens, der auch einen Teil seines Landes an eine der Gesellschaften verpachtet hat, hat den neuen Vertrag als Einziger der 32 Grundstückseigentümer nicht unterschrieben.

In der gut besuchten Ratssitzung, in der Helmut Ehlen zugegen war, führte Wilkens auch aus, dass Ehlens Gesellschaften in den roten Zahlen stecken würden. Von daher sei Ehlen "nicht der richtige Partner", zumal die Landbesitzer mit sinkenden Pachten rechnen müssten. Die Sitzung wurde daraufhin turbulent. Andere Ratsherren nahmen Ehlen in Schutz. Etwa das Ratsmitglied Bernd Wölbern (SPD). Er führte aus, dass Banken die Investitionen für das Repowering finanzieren würden - daher könnten die Gesellschaften finanziell nicht so unsolide dastehen, wie behauptet. Günter Elmers (WFB) erinnerte daran, dass es im vergangenen Jahr eine Bürgerbefragung in Wohnste gab, die zugunsten des Repowerings ausgefallen ist. Er fühle sich an das Votum gebunden. Eine Mehrheit der Abgeordneten folgte den Argumenten von Elmers und Wölbern. Die Abstimmung fiel deutlich zugunsten des Repowerings aus, das den Abriss mehrerer alter Anlagen und den Bau neuer, leistungsstärkerer, vorsieht. Sieben Ratsmitglieder stimmten für die Maßnahme. Mit Wilfried Wilkens, der im vergangenen Sommer aus der CDU-Fraktion ausgeschlossen wurde, stimmte nur ein Mitglied gegen das Vorhaben. Helmut Ehlen, der zunächst zu den Vorwürfen geschwiegen hatte, machte seinem Ärger erst nach dieser Abstimmung Luft. "Ich haben noch niemals jemanden bestochen und werde das auch niemals tun!", rief er wütend. Er werde darüber nachdenken, eine Unterlassungsklage gegen Wilkens anzustrengen.

Später zu dem Vorwurf befragt, dass die Gesellschaften in den roten Zahlen sei, sagte Ehlen: "Die Gesellschaften sind alle kerngesund." Zwar seien in einigen Bilanzen rote Zahlen aufgetaucht, aber das habe mit bestimmten Abschreibungsmodellen zu tun. Zu Wilkens' möglichen Motiven für die Anschuldigungen befragt, sagte Ehlen, Wilkens habe sich mit bestimmten Vorhaben in der Eigentümergesellschaft nicht durchsetzen können. Das könne er "offenbar nicht hinnehmen".

Bleibt die Gemeinde Ahlerstedt. Auf das Abstimmungsverhalten der dortigen Ratsherren kommt es heute Abend um 19 Uhr an - denn nur wenn auch sie ein positives Votum für das Repowering abgeben, das den Abriss von insgesamt 30 Anlagen und den Bau von 20 neuen Windrädern vorsieht, kann das Vorhaben umgesetzt werden.

Bürgermeister Uwe Arndt nimmt Helmut Ehlen in Schutz

In der nahe gelegenen Gemeinde sind die Vorwürfe aus Wohnste gegen Ehlen bekannt. Sie werden indes gelassen gesehen: "Wir haben einen unabhängigen Steuerberater zu den Bilanzen der Betreibergesellschaften befragt. Wir haben keinen Zweifel, dass sie solide sind", sagt Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt (FWG). Und er ergänzt: "Wir sind bisher sehr gut mit Helmut Ehlen klar gekommen." Er rechnet damit, dass es keine Gegenstimme für das Repowering geben wird. Dafür spricht die Aussage Hans-Hinrich Dammanns (FWG), der früher zu den Skeptikern zählte: "Ich werde dafür stimmen. Die Ungereimtheiten sind ausgeräumt."