Fred Lang, der schräge Typ mit dem Patentmaulkorb, offeriert feinsten Humor im Internet

Estebrügge/Jork. Er ist ein Meister der leisen Tiefgründigkeit, ein geübter Beobachter und ein Mann der klaren Worte: "Mit Humor soll man nicht spaßen", sagt Fred Lang, der heimliche Eulenspiegel vom Estedeich.

Bei dem Namen Fred Lang huscht vielen Menschen zwischen Kehdingen und Hamburg gleich ein wissendes Lächeln übers Gesicht. Ihnen ist der Fotograf und Autor nicht nur wegen seiner Bücher bekannt, sondern vor allem aus dem Internet. Auf "Freds schrägen Seiten" kann man sich als Surfer prächtig amüsieren und in eine virtuose Vielfalt an geistreich Gelungenem und humorvoll Verpacktem eintauchen. "Wer klopfet, dem wird aufgetan", verspricht der blitzgescheite Schelm aus Estebrügge und offeriert Skurriles, Heiteres, Tierisches, Nachdenkliches, Literarisches, Erotisches und Verblüffendes vom Allerfeinsten.

"Zur Einstimmung empfehle ich die tragikomische Schmunzelecke", sagt Lang und grinst schlitzohrig. Aber auch seine fotografischen Blütenkunstwerke zum Thema "Viva la Vulva!", seine Entdeckungen über das Liebesleben der Tomaten, seine empfohlenen Menüs, wie Hexeneiersalat mit Prärieaustern oder seine Seiten für Menschen, die, wie er selbst, Ringelnatz und Morgenstern mögen, sind eine Schau, die mit handwerklichem Können inszeniert wurde.

Seiner Web-Einladung folgten bisher mehr als 100 000 Besucher aus aller Welt per Mausklick. Viele bescheinigten dem einfallsreichen Schelm, dass seine Pointen punktgenau sitzen. "Obwohl der Trend ja stark zum Konsumieren statt zum Kommunizieren geht, ist es erstaunlich, wie viele Kontakte über meine Homepage entstanden sind", sagt Lang. Manche Internetfreundschaften bestehen seit mehr als 15 Jahren und sorgen für regen Gedankenaustausch, so Lang, der auf seinen Seiten auch eine Plattform für andere Autoren geschaffen hat.

Doch Fred Lang ist nicht nur als Kreativer mit Kamera, Computer und spitzer Feder aktiv. 13 Jahre war er Mitarbeiter im Altländer Museum in Jork und auch dort bekannt, wie ein "bunter Hund". Nein, nicht weil er geduldig den Museumsbesuchern aus aller Welt Fragen beantwortet hat, sondern weil er es auch im Museum nicht lassen konnte, die Dinge näher zu betrachten und zu beschreiben.

Viele der Museumsstücke verewigte Fred Lang in seinem Buch "Der Patentmaulkorb" und komplettierte damit seine "Glossen & Possen" um weitere lesenswerte Geschichten aus dem Alten Land an der Elbe und dem Museum in Jork. Er lüftet darin Naturgeheimnisse, etwa um einen unsichtbaren Wachtelkönig oder den "Champion", der 24 Jahre lang 77 Kinder pro Jahr zeugte. Ebenso unverschwiegen wie die Sache mit dem "Tittengevstohl" bleiben die "Illusion" und die Gedankengänge um "Ein Herz für Schweine".

Mit dem Februar endete auch Langs Zeit, die er im Museum Dienst tat. "Ich habe dabei immer Freude gehabt, aber nun wird es Zeit auch noch andere Projekte zu realisieren", verrät der 73-jährige.

So sind vor allem neue Ideen für die Homepage, die es seit Mitte der 90er-Jahre gibt, in Planung. Lang eröffnete dort nämlich kürzlich seine "Praxis Dr. Schräg", in der praktische Lebenshilfen zum Schmunzeln und telefonische Beratung im Rahmen eines Projektes der Gesellschaft zur Erforschung zwischenmenschlicher Beziehungen angeboten werden. Ganz klar, dass auch hier das gesunde Training der Lachmuskeln im Vordergrund steht.

"Schreiben ist ein wunderbares Ventil für manche schwierige Lebenssituation", sagt Fred Lang. Seit er seinen Erstling "Von Mäusen, Menschen und anderem Getier" im Jahr 2000 veröffentlicht hat, beschenkt er seine Leser mit feinsinnigen Versen, Kurzgeschichten voller schwarzen Humors, Satiren und allzu Menschlichem in seiner unverkennbaren Schreibweise. Aber so schwarz der Humor, so heikel die Wahrheiten und so lieblich die Erotik, nie driftet Fred Lang ins Geschmacklose ab.

Das Lachen des Lesers kitzelt er weise kunstvoll auf anspruchsvollem Niveau hervor, sodass es ein Genuss mit Respekt und Vergnügen bleibt. "Das ist manchmal eine Gratwanderung", gibt Lang zu. "Aber man wird mit den Jahren immer selbstkritischer und hinterfragt alles mehrmals, ehe es veröffentlicht wird". Das Schönste sei für ihn, wenn er spürt, dass er mit seinen Botschaften verstanden wird, so Lang.

Fred Lang, Jahrgang 1938, nennt sich einen "Technik-Freak". Er absolvierte nach dem Gymnasium eine Lehre als Fotograf in Hamburg und machte sich 1968 mit einem Fotostudio selbstständig, wobei er sich auf Architektur- und Industriefotografie spezialisierte.

Seit 1979 lebt er mit seiner Frau in Estebrügge. Von 1981 an versorgte er die Sprösslinge der Familie, die Zwillinge Lena und Hans. So meisterte er etliche Jahre eine Doppelrolle als Hausmann und selbstständiger Fotograf. Nun, da die Kinder aus dem Haus sind und seine Frau im Ruhestand ist, lassen sich neue Ideen entwickeln.

"Meine Frau war immer eine faire Kritikerin. Wenn ich sah, dass sie schmunzelt, wusste ich, es ist gut. Wir haben uns da in vielen Dingen bestens ergänzt", berichtet Lang vom Entstehen seiner Schelmenstücke. Kurios übrigens: Fährt man entlang des Estedeichs im Ortskern von Estebrügge, melden die meisten Navigationsgeräte auf Höhe der sogenannten Bürgerei "Wer klopfet, dem wird aufgetan" und zeigen Langs Internet-Startseite mit dem edlen Türklopfer an.

Wie das kommt, ist auch für Fred Lang noch ein ungelüftetes Geheimnis. Aber um auf "Freds schräge Seiten kommen", um sein ganzes Repertoire zu entdecken, genügt ein Klick auf die Homepage. Dort erfahren Neugierige auch mehr über Langs Buch "Mutter Flint mit dem Stint", mit Geschichten und Anekdoten aus dem alten Stade oder über "Ein Bürgerhaus an der Este", Langs Beitrag im Jahrbuch des Altländer Archivs. "Ich kann nämlich auch verdammt ernst sein", versichert Fred Lang - und dem soll nicht widersprochen werden.

www.fred-lang.de