Die Tüten mit den Hinterlassenschaften der Tiere dürfen in Hollern-Twielenfleth künftig nicht mehr in Mülleimern entsorgt werden.

Hollern-Twielenfleth. Das schöne Alte Land, beliebt ob seiner Sauberkeit - und nun das: Am Strand von Bassenfleth, entlang des Deiches und auf den Wiesen bei Gosau, überall häufen sich die Haufen, in die niemand treten möchte. An der Entsorgung der Exkremente von Fiffi und Bello entzündet sich jetzt ein Streit zwischen Hundehaltern und der Verwaltung der Samtgemeinde Lühe.

All jene Hundefreunde, die extra Kot-Tütchen zum Sammeln mitnehmen, um sie dann gewissenhaft an Strand und Deich in die gemeindeeigenen Abfallbehälter entsorgen, geraten jetzt in die Bredouille. Denn sie sollen künftig das verdaute Futter ihrer Lieblinge nicht mehr in den öffentlichen Papierkörben entsorgen dürfen, sondern diese mit nach Hause nehmen, so die Order vom Bauamt und Ordnungsamt der Samtgemeinde Lühe.

"Es ist ein Unding, jetzt sind alle Abfallbehälter vom Deich entfernt und künftig dürfen wir unsere Hundekot-Tüten nach dem Spaziergang nicht mehr dort entsorgen", empört sich Ingrid Meyer-Schmeling, Halterin zweier Mischlinge. Das nämlich habe der Bauamtschef der Samtgemeinde Lühe, Rolf Riggers, untersagt. Dabei sei seine Begründung nicht zu verstehen, so Meyer-Schmeling.

Gemeinsam mit weiteren Hundehalterinnen aus Hollern-Twielenfleth habe sie stets die Hinterlassenschaften der eigenen Hunde mit speziellen Tüten aus dem Tierfachhandel aufgesammelt. Um den häufigen Anfeindungen von Spaziergängern wegen des Hundedrecks weniger Angriffsfläche zu bieten, habe man oft auch Kot fremder Hunde, deren Besitzer ihn einfach liegengelassen haben, in die Abfallkörbe entsorgt, so Meyer-Schmeling.

"In den Behältern entlang der Spazierwege lagern Massen von Hundekot. Man kann unseren Bauhof-Mitarbeitern nicht zumuten, dass sie diese Sauerei jeden Tag wegräumen", sagt Rolf Riggers, Bauamtsleiter der Samtgemeinde Lühe, die für die Entsorgung des Mülls verantwortlich ist.

Besonders schlimm sei es, wenn Möwen und Krähen Speisereste aus den Papierkörben holen und dabei auch anderen Müll neben den Behältern verstreuen, so Riggers. Zudem habe man das Problem, dass der Hundekot als Sondermüll entsorgt werden müsse, so der Bauamtschef.

"Diese Müllentsorgung aus den 172 Abfallbehältern in der Samtgemeinde Lühe kostet jedes Jahr rund 17 000 Euro. Dabei sind die Kosten für den Personalaufwand eingerechnet und der Aufwand für die Beseitigung des Wildmülls, wie im vergangenen Sommer am Bassenflether Strand, noch nicht mal eingerechnet", sagt Kai Schulz, Kämmerer der Samtgemeinde Lühe.

Entlang dem fast zehn Kilometer Elbdeich in der Samtgemeinde wurden jetzt alle Papierkörbe entfernt. Sie sollen in den nächsten Tagen gesäubert und repariert werden und dann statt bisher neben den Sitzbänken auf der Deichkrone erst am Fuße des Deiches zur Elbseite hin angebracht werden. "Wir wollen sehen, ob sich das bewährt. Spaziergänger können dann direkt am Treppenaufgang zum Deich Abfälle in die Papierkörbe werfen", sagt Kai Schulz in seiner Eigenschaft als Gemeindedirektor von Hollern-Twielenfleth bei der jüngsten Ratssitzung.

Allerdings sollen in diesen Behältern keinesfalls mehr die Tüten mit Hundekot landen, so Schulz. "Wir werden in den nächsten Tagen zwei der so genannten Hundetoiletten im Bereich Hollern-Twielenfleth aufstellen, eine beim Fähranleger Twielenfleth und eine in Bassenfleth", sagt Schulz.

In Steinkirchen gibt es bereits drei Hundetoiletten: am Hafen, an der Hogendiekbrücke und am Bolzplatz in der Siedlung. "Sie bewähren sich prima. Die Halter der momentan 81 gemeldeten Hunde in Steinkirchen nutzen diese für sie kostenlose Form der Schmutzbeseitigung", sagt Gerhard Buchner vom Ordnungsamt. Pro Jahr werden etwa 8000 Beutel samt Inhalt entsorgt, so Buchner.

In Hollern-Twielenfleth dürfte ein Vielfaches der Menge an Hundedreck anfallen. Denn zum einen leben derzeit 240 beim Steueramt gemeldete Hunde in der Gemeinde, zum anderen kommen unzählige Hundefreunde aus dem Umland mit ihren Tieren, um sie am knapp drei Kilometer langen Bassenflether Strand toben zu lassen. "Da wären zwei Hundetoiletten ohnehin viel zu wenig", so die Einschätzung von Ingrid Meyer-Schmeling und ihren Nachbarinnen Ulrike Oellrich, Martina Völkers und Silke Beyer, die sich jeden Morgen zum Spaziergang mit ihren Hunden am Deich treffen. Es sei unbegreiflich, warum die Entsorgung in die öffentlichen Abfallbehälter verboten werde, so die Twielenfletherinnen.

"Wohin nun mit dem Schiet?", war die Frage auch auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderates in Hollern Twielenfleth. "Das Ganze kann nicht in den Restmüll, da bekommen wir Ärger mit dem Umweltamt", fürchtete Ratsherr Thorsten Bardenhagen von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) und mahnte an, die beantragten Hundeklos nun nach eineinhalb Jahren Wartezeit endlich zu installieren. Bei dieser Art Toilette lassen sich recyclebare Tüten entnehmen, die dann gleich in der rund 400 Euro teuren Konstruktion entsorgt werden können.

Sabine Kiehl, Abfallberaterin beim Umweltamt des Landkreises, weist darauf hin, dass es sich bei Hundekot nicht um Sondermüll handelt: "Genau wie der Inhalt aus Katzenklos oder Babywindeln gehört auch Hundekot in den Restmüll. Die anfallenden Mengen aus den Samtgemeinden werden mit anderem Restmüll vermischt und können so problemlos verbrannt werden." Keinesfalls eigne sich der oft mit Parasiten und Keimen behaftete Abfall zum Kompostieren, so Kiehl. Die Fachfrau bietet öffentlich an, dass sie bei allen Fragen zu diesem Thema gerne auch Mitarbeiter der Gemeinden berät.