Stader Beamte klären mehr als 60 Prozent der Straftaten im Landkreis auf

Stade/Buxtehude. Der einfachste Weg für die Polizei, die eigenen Zahlen zu verbessern, ist es, die Täter zu schnappen. Darin sind die Stader Beamten so gut wie nie zuvor. Knapp 61 Prozent aller polizeilich bekannten Straftaten wurden im vergangenen Jahr aufgeklärt. So wurden zum Beispiel gleich fünf Serienräuber geschnappt und die Zahl der Raubüberfälle reduzierte sich von 126 auf 86.

Im Vergleich zum Land Niedersachsen lebt es sich im Landkreis Stade derzeit relativ sicher. Bezogen auf 100 000 Einwohner zählten die Polizeistatistiker im vergangenen Jahr 6239 Straftaten. Zum Vergleich: Landesweit liegt dieser Wert bei 7347. Innerhalb des Landkreises verteilt sich das Kriminalitätsaufkommen recht einheitlich. Im südlichen Teil des Landkreises, das heißt im Buxtehuder Bereich, liegt die Zahl der Straftaten bei 6210 Fällen. Im Stader Bereich schlugen Kriminelle 6087 Mal zu.

Obwohl die Stader Polizei wegen der noch immer hohen Zahl der Straftaten nicht voll zufrieden sein kann, klopfen sich die Beamten um Polizeidirektor Jens Eggersglüss auf die eigenen Schultern. Grund für die gute Laune an der Teichstraße in Stade ist die hohe Aufklärungsquote.

Die lag im Jahr 2010 bei 60,71 Prozent und ist damit um etwa vier Prozent höher als noch im Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Aufklärungsquote im Landkreis Stade kontinuierlich gesteigert. Der schlechteste Wert lag Anfang der 90er-Jahre bei etwa 39 Prozent. Für die erneute Verbesserung gibt es unterschiedliche Gründe. Zum einen ist der Anteil der Diebstähle auf knapp 42 Prozent zurückgegangen, was den niedrigsten Wert seit mehr als 20 Jahren bedeutet. "Diebstahlsdelikte sind weitgehend aufklärungsungünstig", räumt Polizeidirektor Eggersglüss ein. Gleichzeitig ist der prozentuale Anteil der Delikte in den Bereichen Körperverletzung und Betrug angestiegen.

Diese sind nach Polizeiangaben im Vergleich einfacher aufzuklären. Als Beispiel nennt Stades Polizeichef Eggersglüss Betrugsfälle über das Internetauktionshaus "Ebay". Die Stader Beamten klären etwa neun von zehn dieser Fälle auf. Das liege unter anderem daran, dass die Polizei seit etwa anderthalb Jahren technisch besser ausgerüstet sei und mit einer speziellen Software alle Geschädigten schnell und unkompliziert kontaktieren kann.

Doch trotz aller Freude über die hohe Aufklärungsquote suchen die Stader Polizisten noch immer mit Hochdruck nach den potenziellen Mördern von Oldendorf. Bei einem Raubüberfall kam ein 50-jähriger Unternehmer in seinem Wohnhaus ums Leben und dessen 51-jährige Ehefrau wurde schwer verletzt. Am Sonnabend, 12. Dezember 2010, waren zwei junge Männer zwischen 20 Uhr und 21.30 Uhr in das Wohnhaus eines Ehepaares am Koppelring eingedrungen. Die Täter gingen äußerst brutal vor und misshandelten den 50-jährigen Ehemann und seine 51-jährige Frau. Sie zwangen die Opfer, ihre EC-Karten herauszugeben und erpressten die zugehörigen PIN-Nummern.

Einer der Täter hatte dann bei der örtlichen Volksbank-Filiale mehrere tausend Euro von den Konten der Opfer abgehoben. Mittlerweile sind bei der Mordkommission rund 400 Hinweise eingegangen. Zurzeit gehen die Ermittler davon aus, dass noch ein dritter Täter am Tatort dabei gewesen sein könnte. Noch immer wertet die 20-köpfige Mordkommission Spuren. "Alle Hinweise müssen nacheinander abgearbeitet werden", sagt Eggersglüss.

Neue Erkenntnisse gebe es derzeit allerdings nicht. Der Stader Polizeidirektor ruft unterdessen generell zu mehr Zivilcourage auf. "Die Polizei ist nur so gut, wie die Bevölkerung sie bei ihrer Arbeit unterstützt", sagt Eggersglüss. Zwar solle sich niemand selbst in Gefahr begeben, ein schneller Anruf bei der Polizei sei schon klasse, sagt der Polizeichef und betont, das Wegsehen der absolut falsche Weg sei.

Auf die Hilfe von Anwohnern oder Spaziergängern ist die Polizei auch beim Kampf gegen Wohnungseinbrecher angewiesen, die sowohl nachts als auch tagsüber zuschlagen. Diese seien sonst kaum zu ermitteln. "Es würde uns sehr weiterhelfen, wenn verdächtige Autokennzeichen notiert werden", sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach.