Die Renovierung des historischen Gebäudes soll mehrere Jahre dauern. Wie das Rathaus später genutzt werden soll, steht noch nicht fest.

Buxtehude. Groß und prächtig beherrscht das historische Buxtehuder Rathaus die Mitte der Innenstadt. Fast 100 Jahre lang war es Dreh- und Angelpunkt der Kommunalpolitik, dort hatte der Bürgermeister sein Amtszimmer, dort tagten die Ausschüsse und der Stadtrat, dort schlug das Herz der Estestadt. Geblieben sind nach dem Umzug in das neue Stadthaus an der Bahnhofstraße im November des vergangenen Jahres lediglich die Ratssitzungen. Sie werden auch weiterhin in dem alten Gemäuer stattfinden. Für alles andere gilt: ab ins neue Verwaltungsdomizil.

Doch was geschieht nun mit dem efeuumrankten, denkmalgeschützten Jugendstilbau an der Ecke Lange Straße/Breite Straße? Wer derzeit an dem Gebäude vorbeigeht, sieht ein verlassenes Haus ohne rechte Nutzung, an dem der Zahn der Zeit offensichtlich zu nagen beginnt. In wenigen Wochen soll immerhin das Kulturbüro inklusive der Artothek mit ihren insgesamt 470 Bildern vom Stavenort in die untere Etage des Rathauses ziehen. Noch bis zum 3. März können Kunstinteressierte Exponate aus der Artothek entleihen und so lange behalten, bis der Umzug beendet ist. Auf diese Weise müssen weniger Gemälde verladen werden.

Im Haushaltsplan sind 50.000 Euro für die Arbeiten vorgesehen

In ein topsaniertes Haus werden die Mitarbeiter des Kulturbüros, zu denen sich noch ein Angestellter der Stadtinformation gesellen soll, jedenfalls nicht kommen. Im diesjährigen Haushaltsplan sind lediglich 50.000 Euro für leichte Ausbesserungsarbeiten veranschlagt, in Kürze werden die Maler anrücken, um den Räumen einen frischen Anstrich zu verpassen. "Die Renovierung des Rathauses selbst wird über Jahre gehen", macht Bürgermeister Jürgen Badur das Ausmaß der Arbeiten deutlich. Drei bis vier Jahre seien möglich. Alle Fenster sollen erneuert werden, die alte Heizung muss raus und die Bodenbeläge ebenfalls. "Mehrere Millionen Euro" wird das Ganze laut Badur kosten, eine genaue Summe will er nicht nennen, auch wenn bisher Kosten von drei Millionen Euro im Raum standen. "Mehr als zwei Millionen Euro sind es auf jeden Fall."

Um die Arbeiten trotzdem stemmen zu können, erstellt die Stadterwaltung derzeit einen Jahresplan, in dem festgelegt ist, in welchem Jahr was getan werden soll und wie es finanziert wird. Spätestens vor der Sommerpause soll dieser Plan fertig sein. Dann soll er der Politik präsentiert werden, die ebenfalls keine Alternative zu diesem Vorgehen sieht. "Es ist nicht zu ändern, dass es so lange dauert", sagt Hans-Uwe Hansen, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Das Rathaus sei nach der Petrikirche nun mal das zweitwichtigste Gebäude in Buxtehude, und deshalb stehe die Stadt in der Verantwortung, es in Ordnung zu halten.

"Alles auf einmal zu machen wäre überhaupt nicht realistisch", sagt Arnhild Biesenbach, Vorsitzende der CDU-Fraktion. Sie gibt zu bedenken, dass man bei Altbauten ja auch gerne die eine oder andere Überraschung während der Sanierung erlebt. Zudem bringt sie noch einen weiteren Aspekt ins Spiel, der zwar nur indirekt mit dem Schicksal des historischen Rathauses zu tun hat, aber trotzdem damit verknüpft ist: die Umgestaltung des gesamten Rathausquartiers.

Stand der Dinge ist dort, dass sich mehrere potenzielle Investoren vorgestellt haben, die jetzt aufgefordert sind, ein konkretes Angebot abzugeben. In diesem Angebot solle der Kaufpreis sowie ein detailliertes Gestaltungs- und Nutzungskonzept für das Rathausquartier enthalten sein, erklärt Badur.

Wichtig sei dabei, dass das Angebot mit dem aufgestellten Kriterienkatalog des Arbeitskreises Einzelhandel übereinstimmt. Der Kriterienkatalog sieht unter anderem vor, dass das Areal in der Innenstadt in einem Stück vergeben wird. Großflächiger Einzelhandel soll entstehen, außerdem sollen marktführende Unternehmen nach Buxtehude kommen, die vor allem auf dem Sektor der Jugend-Bekleidung sowie dem Schuh- und Sporthandel aktiv sind.

Politiker prüfen Angebote für das Rathausquartier

"Wir werden uns die Angebote sehr intensiv anschauen", sagt Arnhild Biesenbach. Gleichwohl würden sich alle Beteiligten dafür einsetzen wollen, dass einer der Investoren so schnell wie möglich den Zuschlag erhält. Möglicherweise Ende April, Anfang Mai könne man einen Namen nennen, schätzt sie. Sowohl ihre Partei als auch FDP und SPD haben nach eigenen Aussagen bisher ein gutes Gefühl, was die Verhandlung mit den Investoren angeht.

Dass dort alles glatt läuft, ist nicht zuletzt für die Zukunft des historischen Rathauses wichtig, auch wenn das Gebäude selbst aufgrund des Denkmalschutzes nicht umgestaltet werden darf. "Wenn beispielsweise die direkten Nachbargebäude abgerissen werden, betrifft das ja auch das Rathaus", sagt Arnhild Biesenbach. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Rudolf Fischer rät deshalb dazu, die Entwicklung des Rathausquartiers abzuwarten, bevor über das weitere Vorgehen beim Rathaus entschieden werde. Denn bisher ist immer noch nicht genau geklärt, was mit der oberen Etage geschehen soll, in der sich der Ratssaal befindet.

Fest steht für Fischer nur eines: "Wir finden, dass das Rathaus weiterhin kommunalen Zwecken dienen muss." Seiner Ansicht nach sollten dort nicht nur die Ratssitzungen stattfinden, auch die Ausschüsse sollten wieder auf altehrwürdigem Parkett tagen. Die FDP-Fraktionssitzungen wolle er ebenfalls weiterhin im alten Rathaus abhalten.

Anders die CDU, für die eine kommunale Nutzung des alten Gebäudes nicht höchste Priorität hat. Vielmehr legt Arnhild Biesenbach Wert auf Kostendeckung. Wenn jemand ins Rathaus ziehen wolle, müsse er dafür auch zahlen, findet sie. Die Fraktionssitzungen halte die CDU bereits im neuen Stadthaus ab, und aus finanziellen Gründen würde sie es begrüßen, wenn die anderen Parteien nachziehen. Die SPD will sich nicht dagegen sperren. "Wir wechseln mit unseren Fraktionssitzungen jetzt ins neue Stadthaus", sagt Hans-Uwe Hansen.